Wieso wird die Meldung eigentlich so schlecht aufgenommen? Einsparkurse gab es auch bei BASF und dort sah man das positiv.
Hier nochmal der Text mit meinen Einschätzungen/Bemerkungen versehen.
"...Leverkusen, 30. September 2020 - Bayer bestätigt seinen angepassten Ausblick für 2020 und erwartet für 2021 einen Umsatz in etwa auf dem Niveau des Jahres 2020 - trotz erheblichen Gegenwinds durch die Covid-19-Pandemie, vor allem im Landwirtschaftssektor. ..." => Ok, das war ja bereits bekannt. Da habe ich auch keine positive Überraschung erwartet.
"...Das bereinigte Ergebnis je Aktie für 2021 wird bei konstanten Wechselkursen leicht unter dem Niveau des Vorjahrs erwartet, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Um Bayer in einem anhaltend herausfordernden Marktumfeld weiter voranzubringen, hat der Vorstand beschlossen, zusätzliche operative Einsparungen in Höhe von mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr ab 2024 auf den Weg zu bringen - zusätzlich zu den jährlichen Ergebnisbeiträgen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro ab 2022, die im November 2018 angekündigt worden waren. Der dadurch erreichte höhere Cash-Flow ist vor allem für weitere Investitionen in Innovation und profitable Wachstumschancen sowie zum Schuldenabbau vorgesehen...." => Ok, dass der Umsatz auch 2021 nicht steigt, sondern leicht zurückgeht ist definitiv nicht positiv. Die Frage ist, um wieviel er zurück geht. Was ist leicht? Interessant ist doch, dass man zusätzlich zu den 2,6 Mrd Euro an Synergien aus dem Monsanto-Deal ab 2022 weitere 1,5 Mrd Euro pro Jahr ab 2024 an zusätzlichem Gewinn erzielen will. D.h. das Ziel ist es, ab 2022 zusätzlich zu dem aktuellen Gewinn noch weitere 4 Mrd Euro erwirtschaften zu können. Das wäre doch aus Aktionärssicht keine schlechte Nachricht. Ober verstehe ich die Aussage falsch?
"...Wie die meisten Unternehmen muss auch Bayer im Geschäftsjahr 2020 mit Gegenwind aufgrund der COVID-19-Pandemie umgehen. Zusätzlich werden Umsatz- und Ergebniswachstum durch erhebliche Währungseffekte belastet. Allerdings erwartet Bayer, die Auswirkungen von geringeren Umsätzen in den Divisionen Crop Science und Pharmaceuticals durch geeignete Gegenmaßnahmen - wie die Beschleunigung existierender Effizienzprogramme und zusätzliche Kosteneinsparungen - zu kompensieren. Im Jahr 2021 werden Wachstum und Cash-Flow voraussichtlich niedriger ausfallen als geplant und können nur zum Teil durch weitere Einsparmaßnahmen kompensiert werden...." => Das ist definitiv negativ zu sehen. Das ist eine Umsatz und Gewinn-Warnung für 2021. Das wird sicher nicht gerne gesehen. Die Frage ist natürlich, wie weit wird man von den Planungen entfernt sein. Das wird man wohl erst im Quartalsbericht lesen können.
"...Die direkten und indirekten Auswirkungen der Pandemie auf das Crop-Science-Geschäft werden tiefgreifender sein als zunächst erwartet. Für die Agrarbranche, in der Bayer führend ist, haben sich die Wachstumserwartungen reduziert. Das liegt an niedrigen Preisen bei wichtigen Nutzpflanzen, intensivem Wettbewerb bei Soja und einem geringeren Biokraftstoffverbrauch. Verstärkt wird dies durch zum Teil massive negative Währungseffekte wie beispielsweise beim brasilianischen Real. Diese Situation wird sich voraussichtlich in nächster Zeit nicht ändern. Vor diesem Hintergrund geht Bayer von einer nicht zahlungswirksamen Sonderabschreibung auf Vermögenswerte des Agrargeschäfts im mittleren bis oberen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich aus...." => Das hört sich auch gar nicht gut an. Ich kann das nicht wirklich einschätzen. Warum muss hier die Bewertung angepasst werden? Sind das Auswirkungen von Corona oder waren die Bewertungen zuvor einfach zu hoch angesetzt.
"...Das Pharmaceuticals-Geschäft wird voraussichtlich im Jahr 2021 wieder wachsen. Um das mittel- und längerfristige Wachstumspotenzial dieses Geschäfts zu stärken, sind weitere Zuwächse bei Investitionen geplant. So soll die Produkt-Pipeline gestärkt werden - durch die nächste Generation von Innovationsplattformen mit neuen Wirkmechanismen sowie durch Einlizenzierungen und ergänzende Zukäufe...." => Das hört sich eigentlich nicht so schlecht an.
"...Das Consumer-Health-Geschäft wiederum hat sich stark entwickelt und soll in den kommenden Jahren schneller wachsen als vergleichbare Wettbewerber. Die Division wird ihr organisches Wachstum in den kommenden Jahren durch kleinere Zukäufe ergänzen sowie durch Gelegenheiten für Einlizenzierungen in attraktiven Kategorien...." => Dieser Part ist doch recht positiv. Leider ist diese Sparte der kleinste der 3 Bereiche bei Bayer.
"...Von den zusätzlichen Einsparungen werden alle Bayer-Divisionen profitieren. Bayer plant zudem, sein Working Capital und die Investitionen in Sachanlagen weiter zu optimieren. Ebenso prüft das Unternehmen die Möglichkeit, sich von nicht-strategischen Geschäften oder Marken unterhalb der Divisionsebene zu trennen. ..." => Von welchen Geschäftsbereichen könnte man sich denn trennen?
"...Der Vorstand von Bayer beabsichtigt außerdem, seine Dividendenpolitik beizubehalten, nach der jedes Jahr 30 bis 40 Prozent des bereinigten Ergebnisses je Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die Ausschüttungen werden in den kommenden Jahren am unteren Ende dieses Korridors erwartet und nicht am oberen Ende wie in den vergangenen Jahren. ..." => Ich finde es positiv, dass die Dividendenpolitik beibehalten wird. 30-40 ist ok, selbst wenn man die nächsten Jahre im unteren Bereich bleiben wird. Wenn die Synergien und Einsparungen eintreffen, dann wird die Dividende ab 2022 auch wieder steigen. Für 2021 sieht es dagegen nach einer leichten Reduzierung der Dividende aus. Das ist nicht so schön.
Ich sehe die Meldung mit gemischten Gefühlen. Die Abschreibungen und die leichte Umsatz- und Gewinnwarnung für 2021 sind schlecht. Die Einsparungen hingegen sind sicher positiv zu bewerten, zumal man damit auch weitere Zukäufe in den Krengeschäften finanzieren will. Ich bin gespannt, was die Analysten in den kommenden Tagen daruas machen. Der Markt hat seine Meinung ja bereits gefällt.
|