"Die auf uns zurollende „Stromlücke“ drängt dazu, die Notbremse zu ziehen und den endgültigen Atomausstieg zu korrigieren. Technisch und organisatorisch wäre ein Weiterbetrieb der sechs verbliebenen Atomkraftwerke jedenfalls möglich.
Die Nervosität steigt. Medienberichte über die Probleme der Energiewende kommen mehr und mehr, wenn auch verhalten, seit Monaten schon. Die Energiekrise ist da. Die Stromlücke wird nicht mehr bestritten. Die Energiepreise explodieren. Mit dem gleichzeitigen Atom- und Kohleausstieg bei fehlenden Langzeitspeichern für die Wind- und Solarenergie steht die Energiewende vor einem Scherbenhaufen. Nur will man es nicht wahrhaben und versucht sich darin, die Deutungshoheit zu bewahren: So wird am Narrativ gearbeitet, die Energiewende sei nicht das Problem für die „aufreißende Stromlücke“, sondern die Lösung. In verantwortungsloser Weise wird die Legende konstruiert, man müsse nur endlich noch mehr Wind- und Solaranlagen ans Netz bringen, um den fehlenden Strom erzeugen zu können (vgl. ARD/Plusminus, „Besorgniserregende Stromlücke“, 06.10.2021).
Die Milliarden sollen weiterfließen, so will es die Lobby, so wollen es die Profiteure, selbst dann, wenn dieses Land bereits am Abgrund steht und immer mehr Menschen sich die immer teurer werdende Energie kaum noch leisten können und immer mehr Industriebetriebe jetzt schon Produktionsunterbrechungen hinnehmen müssen, die ihre Anlagen und ihr Überleben gefährden.
Die sozialen Folgen dieser längst aus dem Ruder gelaufenen Energiewende scheinen insbesondere denjenigen gleichgültig zu sein, die sich „soziale Gerechtigkeit“ auf die Fahnen geschrieben haben.
Dass die De-Industrialisierung längst begonnen hat, scheint in Zeiten der Verzichts-Ideologie nicht zu bekümmern, scheinbar lebt die soziale Marktwirtschaft dieser Republik neuerdings nicht mehr von engagierten Unternehmern des Mittelstands und von engagierten Mitarbeitern, sondern von einer Zentralbank, die losgelöst von der volkswirtschaftlichen Leistung Geld druckt und die Inflation weiter anheizt.
Und wenn CO2-Emissionen künftig nicht mehr durch Industrieproduktion in Deutschland entstehen, sondern nach der Verlagerung der Produktion in andere Weltregionen eben dort und wegen geringerer Effizienz in noch größerem Ausmaß, dann scheint das manche ideologisch zu beglücken, einem „Klimaschutz“ ist damit aber dennoch nicht gedient."
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/neue-wege/...-atomkraftwerken/