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HV-Bericht niiio finance group AG Geschäftsjahr 2019 geprägt von Investitionen in die Zukunft
Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hatte die mit Hauptsitz in Görlitz ansässige niiio finance group AG ihre Anteilseigner mit Blick auf die aktuelle Risikolage durch die noch andauernde COVID-19-Pandemie für den 25. Juni 2020 zu einer rein virtuellen Veranstaltung eingeladen. Alexander Langhorst berichtet über den Verlauf der Veranstaltung.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats Steffen Seeger begrüßte die Teilnehmer und erteilte nach Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien sowie Erläuterung der personellen Veränderungen im Vorstand dem Alleinvorstand und Unternehmensgründer Johann Horch das Wort.
Bericht des Vorstands
Nach Begrüßung der Teilnehmer gab niiio-Chef Horch einleitend zunächst einen kurzen Überblick über die Struktur und das Geschäftsmodell der Gesellschaft. Seit Start der heutigen hundertprozentigen Tochtergesellschaft DSER im Jahre 2006 ist man im Bereich der Cloud Banking Software aktiv und auf diesem Gebiet auch der First Mover im Markt. Kern des Unternehmens ist eine Softwareplattform, die vor allem von Vermögensverwaltern und Banken eingesetzt wird und sämtliche regulatorische Vorgaben erfüllt, so dass die Kunden hier mit einem erprobten und eingeführten System deutlich entlastet werden und sich noch stärker auf ihr eigentliches Kerngeschäft konzentrieren können.
Zu dieser Softwareplattform, die auch heute ständig um neue Funktionalitäten erweitert wird, wurde im Jahre 2015 auch der Einstieg in den Bereich des Robo Advisory gestartet. Hier bietet man eine White-Label-Lösung an, die die Kunden in die Lage versetzt, ihren Endkunden sehr zügig einen eigenen Robo-Advisor anzubieten. Niiio setzt hier bewusst auf einen B2B-Ansatz und spricht nicht direkt Endkunden an wie etwa Scalable oder andere.
Aktuell ist das Unternehmen an zwei Standorten, nämlich am Hauptsitz in Görlitz sowie in Dresden aktiv und beschäftigt dort insgesamt 36 Mitarbeiter. Auf der Kundenseite zählt man inzwischen über 50 Banken und Vermögensverwalter.
Die an der Börse gelistete niiio finance group AG ist die operative Holding, unter der die beiden operativ tätigen Tochtergesellschaften gebündelt sind. In der DSER GmbH, die inzwischen ebenfalls eine hundertprozentige Tochtergesellschaft ist, ist das Geschäft mit der Software „munio“ als Standortanwendung für die Vermögensverwalter und Banken gebündelt. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um ein Softwarelizenzgeschäft mit entsprechend planbaren Zuflüssen und einem skalierbaren Geschäftsmodell. Zudem existieren hier auch volumenabhängige Vergütungsmodelle die sich an den sog. Assets under Management (AUM) orientieren. In der zweiten Tochtergesellschaft, der niiio GmbH, ist der im Jahre 2015 entwickelte White-Label Robo-Advisor angesiedelt.
Mit Blick auf die Standardsoftwarelösung „munio“ berichtete Horch darüber, dass man hier in den vergangenen zweieinhalb Jahren in einem intensiven Projekt gewesen ist und die Plattform im Auftrag einer Privatbank auch für den Einsatz im Bereich des Wealth Managements angepasst hat. Auch wenn dieser Prozess insgesamt doch etwas intensiver und langanhaltender gewesen ist als ursprünglich erwartet, verfügt man nunmehr über die erste Softwarelösung, die auch im Wealth Management eingesetzt werden kann. Da diese Lösung künftig auch anderen Kunden angeboten werden kann, bestehen hier entsprechende Chancen in der Zukunft.
Sodann berichtete Herr Horch kurz über das Zahlenwerk zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Hierbei ist zu beachten, dass ein Vergleich mit den Vorjahreswerten durch die erstmalig konsolidierte Tochtergesellschaft DSER auf Ebene des freiwillig aufgestellten Konzernabschlusses nicht möglich ist, da entsprechende Vorjahresvergleichswerte nicht vorliegen. Ab dem kommenden Jahr wird dies jedoch möglich sein und die Visibilität des Zahlenwerks und dessen Aussagekraft noch weiter verbessert. Bei der Bewertung der Geschäftsentwicklung2019 ist nach seiner Angabe auch das bereits geschilderte Projekt bei der DSER zu beachten, da dieses letztlich arbeitsintensiver ausgefallen ist und entsprechend mehr Managementleistung gebunden hat, worunter in gewisser Weise der Vertrieb gelitten hat. Zudem sind die Erlöse aus dem Projekt bereits 2018 in den Umsatzerlösen enthalten gewesen, was im Wesentlichen die Rückgänge gegenüber dem Vorjahr erklärt.
Die Gesamtleistung im niiio Konzern verringerte sich auf 3,2 (Vorjahr: 3,7) Mio. Euro, die Umsatzerlöse lagen bei 2,6 (3,2) Mio. Euro. Bei einem EBITDA von minus 598 TEUR wurde ein EBIT von minus 4,042 Mio. Euro ausgewiesen. Unter dem Strich ergibt sich ein Jahresfehlbetrag von minus 4,23 Mio. Euro für das Berichtsjahr. Bilanziell weist die niiio finance group AG eine Eigenkapitalquote von 85 Prozent auf, die liquiden Mittel belaufen sich auf 2,029 Mio. Euro. Derzeit sind die laufenden Aufwendungen nicht durch den operativen Cashflow gedeckt, dieser bewegte sich 2019 bei minus 1,037 Mio. Euro.
Nach Erläuterung der wirtschaftlichen Eckdaten gab Herr Horch noch einen Ausblick, wohin sich das Unternehmen in den kommenden Jahren strategisch entwickeln will. Perspektive ist es, niiio zu einem One-Stop-Shop für die Kunden aus dem Banken- und Vermögensverwalterbereich zu entwickeln. Neben den bereits bestehenden Bereichen der Cloud Software für Vermögensverwalter und Banken sowie dem Robo Advisoring ist für das laufende Jahr sowohl der Start eines Angebots im Bereich von „Algo-as-a-Service“ sowie ein Softwaremarktplatz geplant.
Bei „Algo-as-a-Service“ setzt niiio auf das Thema Risikocontrolling und Risikomanagement, welches nicht zuletzt nach den vergangenen sehr volatiler Monaten an den Börsen an Bedeutung bei den Kunden gewinnt. Bei dem Produkt setzt man auf die bereits seit 2006 gewonnenen Erfahrungen in diesem Bereich aus der Softwarelösung „munio“. Zudem will man auch kleineren Anbietern bei den Banken und Vermögensverwaltern hier den Zugang zu professionellen Lösungen auf diesem Gebiet ermöglichen. Eventuell ist auch die Entwicklung eines Algo-only Robo Advisors ein interessanter Ansatz, entsprechende Gespräche mit potenziellen Partnern aus dem Bankenbereich finden bereits statt. Ein wichtiger Aspekt auf der Vertriebsseite für dieses und weitere Angebote ist, dass man diese auch bereits bestehenden Kunden als zusätzliche Leistungen anbieten kann.
Weiteres Potenzial verspricht sich Horch auch aus dem Software-Marketplace. Der Ansatz hierbei beruht auf der Erkenntnis, dass man bei dem jedem Projekt mit Banken und in Banken nicht an Produkten von Partnern vorbeikommt. Als ein klassisches Beispiel nannte er CRM-Softwarelösungen. Daher will man eine Plattform anbieten, aus denen die Banken und Vermögensverwalter bei Projekten einfach die weiteren Bausteine und Lösungen auswählen können und damit in die Lage versetzt werden, entsprechende Projekte deutlich schneller umzusetzen und zu implementieren.
Mittelfristig ist auch die Bereitstellung von Lösungen vorgesehen, die auf dem Blockchain-Protokoll gründen. Hier ist aber nach Vorstandsangabe mit einem Marktstart wohl erst im Bereich des Jahres 2025 zu rechnen. Hierbei wird es sich nach seiner Aussage um ein neues disruptives Geschäftsmodell handeln. Er zeigte sich indes überzeugt davon, dass diese Technologie auf mittlere und längere Sicht erhebliche Chancen bietet und daher zur Abrundung der eigenen Angebotspalette auch in Form von entsprechenden Lösungen bereitgestellt werden soll. Bei allen Produkten aus dem niiio-Konzern steht der klare Mehrwert für den Kunden im Fokus der Überlegungen.
Abschließend gab Herr Horch noch einen Ausblick auf das aktuell laufende Geschäftsjahr 2020. So wird eine Ausweitung des Umsatzes verglichen mit dem Jahr 2019 zwischen 10 und 15 Prozent angestrebt. Dabei soll ein positives EBITDA erzielt werden bei einem entsprechend verbesserten und weniger negativen EBIT. Zudem plant Horch 2020 mit einem positiven operativen Cashflow. Mittelfristig sieht er Wachstumspotenzial insbesondere aus dem erwarteten steigenden Interesse an den Algo-Themen und deren Einsatz insbesondere bei Risikomanagementmodellen.
Abstimmungen
Nachdem im Vorfeld der Hauptversammlung keine Fragen bei der Gesellschaft eingereicht worden waren, konnte der Versammlungsleiter im Anschluss an die Vorstandsausführungen direkt zu den Abstimmungen überleiten. Die in der Hauptversammlung vertretene Präsenz des Aktionariats belief sich inklusive der per Briefwahl abgegebenen Stimmen auf 75,21 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mit sehr großer Mehrheit bei zumeist nur vereinzelten Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet.
Im Einzelnen beschlossen wurde die Entlastung der Mitglieder des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2019 im Wege der Einzelentlastung (TOP 2 a bis TOP 2 c), sowie des Aufsichtsrats (TOP 3), die Wahl von Prof. Dr. Rainer Jurowsky der jurowsky + partner mbB, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Köln zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2020 (TOP 4) sowie die Änderung der Unternehmenssatzung in Bezug auf das Teilnahmerecht an der Hauptversammlung (TOP 5).
Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von etwas über einer Stunde um 11:18 Uhr schließen.
Fazit
Bei einem ersten Blick auf das Rechenwerk 2019 stechen der rückläufige Umsatz und das negative Ergebnis ins Auge. Bei der Bewertung des Sachverhaltes ist jedoch zu beachten, dass die Gründe hierfür nicht in einem erodieren Geschäft oder schwächeren Margen zu suchen sind, sondern im Wesentlichen einem Projekt und der Erweiterung der Standardsoftwarelösung „munio“ bei der Tochtergesellschaft DSER, die nun auch für den Einsatz im Bereich Wealth Management geeignet ist. Das mit einer Privatbank auf der Kundenseite abgewickelte Projekt hat sich auf der Zeitachse als langwieriger erwiesen als ursprünglich erwartet, zudem sind die Umsatzerlöse daraus bereits 2018 ausgewiesen worden. Im Ergebnis muss man das Jahr 2019 hier als Investition in die Zukunft ansehen, zumal die Softwarelösung auch anderen Kunden für den Einsatz im Wealth Management angeboten werden kann, woraus sich mittelfristig durchaus weitere positive Impulse auf der Umsatzseite ergeben sollten.
Durchaus aussichtsreich klingen auch die beiden neuen Services, die 2020 an den Start gehen werden. Dabei handelt es sich um „Algo-as-a-Service“ und einen „Software-Marketplace“. Zudem erscheint das aktuelle Umfeld durch Corona durchaus dafür geeignet, weiteren Schwung in die Digitalisierung der Geschäfte bei Banken und Vermögensverwaltern zu bringen. Gleiches gilt auch für algo-basierte Risikomanagementsysteme, da sich der Blick auf Risiken an den Kapitalmärkten zuletzt wieder deutlich ins Bewusstsein aller Investoren geschoben hat. Alles in allem also gute Voraussetzungen dafür, die eigenen Zielvorgaben für das Jahr 2020 zu erreichen. Sofern dies gelingt, dürfte hiervon mittelfristig auch der Aktienkurs der niiio finance group AG profitieren.
Kontaktadresse
niiio finance group AG Elisabethstr. 42/43 D-02826 Görlitz
Tel.: +49 (0)35 81 / 374 99-11 Fax: +49 (0)35 81 / 374 99-99
Internet: www.niiio.finance E-Mail: info(at)niiio.finance
Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.
[ 05.07.2020 14:55 Redakteur: ala ] [ Drucken Artikel drucken ] [ © 2020 GSC Research ] Username
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