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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009
Asien ist neues Zocker-Paradies Macau hat Las Vegas überrundet – Neue Spielhöllen wachsen wie Pilze aus dem Boden
Trotz Weltwirtschaftskrise scheint der Boom des Glücksspiels in Ostasien nach dem ersten Schock und einem entsprechenden Geschäftseinbruch weiterzugehen: Bis 2010 sollen über 70 Milliarden Dollar in neue Projekte investiert werden. An der Spitze der Zockerwünsche steht Macau, das inzwischen Las Vegas überholt hat.
"Unsere Kasinos sind das Equivalent zum Drucken von Geld. Wir drucken täglich." So kommentiert der ungekrönte Gamblerkönig der ehemaligen portugiesischen Kolonie, der 85jährige Stanley Ho, seine neue Bewertung durch das Magazin "Forbes", das sein Privatvermögen angesichts der globalen Finanzkrise von neun Milliarden auf eine Milliarde Dollar auf der Weltrangliste der Superreichen heruntersetze. Als Alarmzeichen in der Branche galten kräftige Einbrüche in den USA, voran in Las Vegas, die unlängst die drei Casinos des Milliardärs Donald Trump in den Konkurs trieben. Seine 9000 einarmigen Banditen kamen gegen den Schuldenberg von 1,7 Milliarden Dollar nicht mehr an. Zudem schrumpften die Besucherzahlen in der Wüstenstadt Las Vegas im Jahr 2008 drastisch.
Doch im Februar zeigten sich die Analysten des Geschäfts mit Roulette-Tischen, Baccara und einarmigen Banditen speziell für die ostasiatische Gamblerszene bereits wieder optimistisch: Die Talsohle sei durchschritten. So zogen etwa die Aktienpreise für die in Hongkong beheimatete Casino-Firma Melco ebenso an wie für Whynn-Resorts und MGM Mirage"s.
Die Bürger in Fernost sind schließlich für ihre Spielleidenschaft bekannt, und das Geschäft mit Chips und einarmigen Banditen ist nirgendwo sonst so ausgeprägt wie in diesem Teil der Welt. Selbst die als arm geltenden Philippinen beherbergen Dutzende von Casinos, das Zocken ist geradezu ein Volkssport.
Derzeit sind allein in Macau fünf weitere Gamblerpaläste geplant. Auch Singapore, Japan und Taiwan stampfen neue Spielhöllen aus dem Boden. Der malaysische Milliardär Lim Kok Thay steigt in Kuala Lumpur ebenfalls in das verlockende Geschäft ein. Branchenexperten rechnen allein für Macau in den nächsten Jahren mit einem Spielerpotential von 250 Millionen, davon 128 aus China. Insgesamt ist die neue Zockermetropole in fünf Flugstunden von 2,2 Milliarden Menschen erreichbar, Las Vegas dagegen nur von 410 Millionen.
Das ist auch der Grund, warum sich Uncle Sams Tycone mit gigantischen Investments in Macau etablieren und den 16 Casinos von Stanley Ho erbitterte Konkurrenz liefern, wie beispielsweise die Sands Corpoartion, die in Macau mit einem Milliardenaufwand das größte Casino der Welt, das "Venetian", baute. Und während die Klientel Ho"s nur bei gut organisierten Kurztrips am Spieltisch hocken, setzen die Amerikaner auch auf Wellness und Fun und bieten Apartements zum Übernachten an. Allein in diesem Jahr soll die Bettenkapazität von 13000 auf 30000 erhöht werden und die neue Philosophie einer Spielerstadt der Zukunft für den Casinotourismus untermauern.
Während Ho früher mit Chicago-Methoden die Las-Vegas-Bosse fernhalten konnte und sich 1999 brutal gegen die chinesischen Triaden durchboxte (40 Tote waren der Preis), hatte er gegen den neuerlichen Ansturm der US-Milliarden keine Chance mehr. Zwei seiner Kinder (insgesamt hat Ho 17), Lawrence und Pansy Ho, taten sich deswegen klugerweise bereits mit amerikanischen und australischen Investoren zusammen.
Den roten Machthabern indes ist der Boom nicht ganz geheuer. Sie versuchten bereits durch die Beschränkung der Einreisebestimmungen für Festlandschinesen auf einmal im Monat regulierend einzugreifen. Sie wollen damit vor allem die Geldwäsche korrupter Beamter eindämmen. Gegen zwei Casinos wird gegenwärtig wegen "Money-Laundering" ermittelt. In Ho"s Casinos setzten sie durch, daß sie Einsicht in die Aufnahmen der Sicherheitskameras erhalten.
Das war der Preis für sein Bleiben in Macau. Der gerissene Geschäftsmann hatte mit den Philippinen als möglichem Domizil geliebäugelt, als noch die Gefahr bestand, Peking könne das Glücksspiel nach der Übernahme der portugiesischen Kolonie ganz verbieten. Immerhin hatte Taipan Ho, der auch in Portugal Casinos betreibt, diese Industrie über 20 Jahre monopolartig beherrscht und sich zudem die Reisewege per Fähre und per Luft durch entsprechende Investitionen gesichert. 80 Prozent der Staatseinnahmen von Macau stammen aus dem Glücksspiel – deswegen schaut Peking darauf, daß ein solches Monopol in einer Hand keinen Bestand mehr hat. Joachim Feyerabend
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