Armut in Österreich:
Entstehung neuer Unterschichten
Mehr Kinder von Armut betroffen als in Tschechien und Ungarn - Wiener Caritas-Chef fordert eine Grundsicherung Wien - Mangelnden Willen und politischen Stillstand bei der Bekämpfung der Armut attestierte die Wiener Caritas der Regierung. Die Politik ignoriere die Tatsache, dass die Gesellschaft immer mehr auseinander drifte und eine neue Unterschicht zu entstehen drohe, kritisierte der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau. Er erneuerte daher die Forderungen nach einer bedarfsorientierten Grundsicherung.
Schlusslicht bei der Vermögensbesteuerung
"Wenn Österreich es sich leisten kann, europäisches Schlusslicht bei der Vermögensbesteuerung zu sein, so stellt sich bei der Armutsbekämpfung nicht die Frage, was man sich leisten kann, sondern was man sich leisten will", prangerte Landau den sozialpolitischen Kurs in Österreich an. Eine bedarfsorientierte Grundsicherung ist für den Wiener Caritas-Direktor als Grundstein zur Bekämpfung der Armut daher nicht nur "notwendig, sondern auch machbar und finanzierbar".
Neue Unterschichten
Der Sozialbericht habe erneut gezeigt, dass "dringender Handlungsbedarf" bestehe. Landau verwies erneut auf die vielen Warnsignale: Immer mehr Arbeitslose, immer mehr atypisch Beschäftigte, sich verändernde Familienstrukturen und damit steigende Zahl der Alleinerzieher sowie weiter auseinanderklaffende Einkommensunterschiede.
Mehr Kinder in Österreich von Armut betroffen als in Tschechien und Ungarn
Armut sei nicht zuletzt im sozialen Sinne auch erblich, warnte Landau. Eine aktuelle Studie des UN-Kinderhilfswerks UNICEF zeige, dass in Österreich mehr Kinder von Armut betroffen sind als in Tschechien und Ungarn. Da gerade Familien mit Kindern und Alleinerziehende besondern gefährdet seien, müsse Armut bereits bei den Eltern bekämpft werden.
Grundsicherung
Würde man alle Risikogruppen (Pensionisten, Arbeitslose, Sozialhilfe-Empfänger und Familien mit Kindern) in eine Grundsicherung aufnehmen, fielen nach einer Berechnung aus dem Jahr 2001 jährlich 900 Millionen Kosten an, rechnete der Politologe Emmerich Talos vor. Armutsbekämpfung sei selbstverständlich nicht zum Nulltarif zu haben, aber wirtschaftlich machbar, betonte er. "Die letzten Steuermaßnahmen und das Kinderbetreuungsgeld zeigen, dass es genug Verteilungsspielraum gibt."
Belastungen für die Wirtschaft sind keine Lösung
Der Politologe warnte aber davor, die neuen Probleme mit den alten Methoden lösen zu wollen. Armutsbekämpfung sei eine öffentliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe und könne daher nicht allein durch neue Belastungen für die Wirtschaft und die Arbeitnehmer bekämpft werden. "Es geht nicht an, dass Betriebe durch steigende Abgaben dafür bestraft werden, dass sie Leute anstellen." Er plädierte dafür, die Grundsicherung großteils durch die öffentliche Hand zu finanzieren.
"Die Probleme erschöpfen sich aber nicht alleine in finanziellen Fragen. Zur Grundsicherung gehören ebenso der Ausbau von Infrastruktur, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Sicherung von Qualifikation und Ausbildung, die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie eine gerechte Verteilung der Arbeit", so Talos.
Untätigkeit bei der Regierung ortete auch er, denn dem Sozialbericht seien keine Handlungen gefolgt. Die steigende Armutsgefährdung sei zwar ein Gipfelpunkt des sozialen Notstands, aber offenkundig noch immer kein Thema für einen politischen Gipfel. (APA)
Die Europäische Union ist eine Organisation gegen die Arbeiter, gegen die Angestellten, gegen die Mittelschicht! Und es ist vor allem Deutschland unter Schröder, die diese Union zum neuen Armenhaus umwandeln!
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