Zu Beginn seiner Gefangenschaft fürchtet der Truthahn, daß es ihm sehr zeitnah an den Kragen geht, er rechnet eigentlich jeden Tag damit.
Seltsam nur, meint er, warum bekomme ich nur so gutes Futter, wenn die mich eh bald töten?
Doch die Tage und Wochen vergehen, das gute Futter gibt es nach wie vor jeden Tag und im Laufe der Zeit verliert er zunehmend die Angst.
Da haben ihn die anderen Truthähne aber ganz schön angelogen, meint er, daß es ihm nach der Gefangennahme nicht wohl ergehen werde.
So fühlt er sich also von Tag zu Tag sicherer und da ihm ja die vielen vergangenen Tage, wider Erwarten, nichts passiert ist, wird wohl auch in der Zukunft nichts mehr passieren.
Seinen glücklichsten Tag erlebt der Truthahn am Tag vor Thanksgiving.
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Bei einigen meiner BRD-Mitinsassen erkenne ich mittlerweile auch dieses Truthahn-Syndrom, vor Jahren gedanklich schon viel weiter, fallen sie langsam wieder in den alten Trott zurück, da ja bisher tatsächlich überhaupt nichts Gravierendes passiert ist. Es ist halt nicht leicht, über Jahre hinweg wachsam zu bleiben.
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