Von Thomas Wyss Paris
Dieser ANALyst hat anscheinend noch nicht mitbekommen dass Prinz Albert seine privat gehaltenen 3,4% nicht veräussern wird.Auch stehen in Paris bis zu den gebotenen 725 € nur knappe 2000 St im ASK.Schwer vorstellbar also dass Qatari zu dem Preis an zusätzliche 450K kommen könnte.Ohne substanzielle Erhöhung des Angebots läuft da wohl nichts ;-))))
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Bislang konnten Anleger über die halbstaatliche Kasino-, Hotel- und Restaurantgruppe Société des Bains de Mer de Monaco (SBM) am Erfolg des Fürstentums Monaco partizipieren. In Zukunft wird das wohl nicht mehr der Fall sein. Die Investmentgesellschaft Qatari Diar kündigte am Montag an, ihre Beteiligung von 2,45 auf 30,4% zu erhöhen, womit das Fürstentum und der arabische Fonds die einzigen Aktionäre wären. Die Nachricht liess die Aktien der Société des Bains am Dienstag 29,3% auf 717.40 € steigen.
Der absehbare Rückzug von der Börse ist zu bedauern. Im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende März) stieg der Gewinn 75% auf 93,5 Mio. €, was von den Verantwortlichen auf den «exzellenten» Gewinnbeitrag der Kasinos in Monte Carlo zurückgeführt wird. Im Gleichschritt mit dem Tourismussektor gerieten die Aktien der Société des Bains de Mer in der ersten Jahreshälfte allerdings unter Druck. Qatari Diar hat so den richtigen Zeitpunkt für den Ausbau der Beteiligung erwischt.
Erfolgsgeschichte
Monaco ist ganz offensichtlich im Umbruch. Fürst Albert II., der vor drei Jahren die Nachfolge seines Vaters Rainier antrat, setzt andere und neue Akzente im Fürstentum. Er will den Zwergstaat ökologischer machen und ganz generell weg vom Image als Steuerparadies und Spielhölle kommen. In diesem Kontext ist wohl auch sein Auftritt am diesjährigen Forum der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris zu sehen, die in den vergangenen Jahren dem Fürstentum und dem Finanzplatz Monaco das Leben nicht einfacher machte.
Im Zug dieser Erneuerung ist auch der jüngste Entscheid in Sachen Société des Bains de Mer de Monaco zu sehen. Fürst Rainier war bekannt dafür, dass er in dieser Gesellschaft, die unter anderem fünf Kasinos und vier Hotels betreibt, auch das kleinste Detail regelte. Er verstand sich ganz offensichtlich als Patron eines erfolgreichen Luxusgüterunternehmens. Fürst Albert II. scheint auch hier einen anderen Ansatz zu wählen, sonst hätte er nicht sein Zugeständnis für diese grosse Beteiligung aus dem arabischen Raum gegeben. Wer über 30% einer Gesellschaft kontrolliert, versteht sich in der Regel nicht als stiller Teilhaber - auch wenn der Staat wie bislang die Mehrheit der Société des Bains de Mer kontrolliert.
Aus Sicht des Fürstentums bietet diese Lösung gegenüber dem Status quo den Vorteil, dass nach einem allfälligen Rückzug von der Börse die Bücher der Gesellschaft nicht mehr offengelegt werden müssen, was im Konkurrenzstreit der Luxus-destinationen ein Gewinn darstellen kann und Monaco vielleicht auch etwas aus der internationalen Kritik nehmen wird.
Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass im sich verschlechternden Wirtschaftsklima und mit Blick auf den starken Euro auch die Société des Bains de Mer in den nächsten Monaten und Jahren, wenn nicht leiden, so doch etwas weniger gute Zahlen erwirtschaften wird. Als das nach der Jahrtausendwende der Fall war, geriet der Aktienkurs unter Druck - eine Entwicklung, die sich nun wiederholten könnte. So gesehen ist die Erhöhung der Beteiligung von Qatari Diar zu begrüssen.
Zu bedauern ist, dass Anleger in Zukunft wohl nicht mehr direkt am Erfolg des Fürstentums partizipieren können. Ein Ende der Success Story ist nicht absehbar. Fürst Albert II. hat wie schon seit Vater Rainier grosse Wachstumpläne, die dem Fürstentum auch in den nächsten Jahren entscheidende Impulse geben sollten.
Wachstumsimpulse
Offshore hat in Monaco zwei Bedeutungen. Zum einen ist das Fürstentum ein wichtiger internationaler Finanzplatz, in dem Vermögen verwaltet werden, die aus anderen Ländern stammen. Zum anderen wurde schon mehrmals dem Meer Land abgewonnen, womit der Zwergstaat zwischen Frankreich und Italien weitere gut situierte Einwohner aufnehmen kann, die von einem ausgesprochen milden Steuerklima profitieren wollen.
In den Siebzigerjahren liess Fürst Rainier Aufschüttungen für den Monte Carlo Sporting Club und das Geschäfts- und Wohnquartier Fontvielle vornehmen. Albert II. will das Fürstentum nun um zehn Hektaren ins Meer hinaus erweitern, und zwar vor dem Kongresszentrum Grimaldi Forum.
Die neusten Wachstumspläne sind eine grosse städtebauliche und technische Herausforderung, nicht zuletzt deshalb, weil das Meer an dieser Stelle bis zu 50 Meter tief ist. Erschwert wird die Aufgabe dadurch, dass Albert II. unter allen Umständen will, dass auf die Meeresströmungen Rücksicht genommen wird. Das gesamte Investitionsvolumen wird auf 5 Mrd. € geschätzt. Geplant sind Wohnungen, Büros, Geschäftsräume und Hotels mit einer Gesamtfläche von 275 000 Quadratmetern. Das neue Gelände soll in zehn Jahren überbaut sein und eine Erhöhung der Einwohnerzahl des Fürstentums von heute 32 000 auf 34 000 ermöglichen.
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