wieder Aufmerksamkeit. Hab gerade diesen Artikel gefunden, zeigt ganz schön wie die Stimmung sich verändert. Wir müssen uns halt noch etwas gedulden.
Grüße Abenteurer
finanzen.net Tech-Aktien - Liebe auf den dritten Blick (EurAmS) Sonntag 22. Oktober 2006, 11:27 Uhr Die Quartalssaison zeigt: Technologiewerte rücken wieder in den Fokus der Anleger. Bei mancher Aktie braucht es für Kursgewinne nicht mal gute Zahlen. Dennoch sollten Investoren klug auswählen. Eine Orientierungshilfe von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Die Antwort auf die Kernfrage fällt Hannes Schwaderer schwer: "Einerseits sind unsere Gewinnmargen gefallen, insofern war das Quartal nicht so erfreulich. Aber dennoch haben wir die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen", sagt der Deutschland-Chef von Intel (NASDAQ: INTC - Nachrichten) im Gespräch mit Euro am Sonntag. Waren es nun gute oder schlechte Zahlen? Die Intel-Aktie jedenfalls stieg nach dem jüngsten Quartalsbericht des weltgrößten Chipkonzerns. Die Reaktion der Börsianer auf die lauwarme Melange steht exemplarisch für das Befinden der Tech-Aktien in diesen Tagen: Die Stimmung ist hoffnungsfroh, aber es fehlt noch der triftige Grund dafür.
Die Aktie des Chipgiganten Intel trotzte äußerst dürftigen Ergebnissen. Der Umsatz schrumpfte im Quartal um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn stürzte um über ein Drittel ab. Auch der Ausblick, den Deutschland-Chef Schwaderer gab, scheint ungeeignet, Börsianer zu verzücken. Die Botschaft: Sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz wird Intel im Weihnachtsquartal verglichen mit dem Vorjahr weiter schrumpfen. Bei anderen Technologiewerten liegen die Dinge klarer: Guten Zahlen folgten gute Kurse – und umgekehrt. Auf der Gewinnerseite steht etwa "Big Blue" IBM (NYSE: IBM - Nachrichten) mit einem 47-Prozent-Sprung beim Profit – und einem Freudenhüpfer des Kurses. Der zweitgrößte Handy-Hersteller der Welt, Motorola (NYSE: MOT - Nachrichten) , enttäuschte Anleger – wie die niederländische Philips (Amsterdam: PHIA.AS - Nachrichten) – mit sinkenden Gewinnen. Diese Aktien gaben deutlich nach.
Das Beispiel Intel aber lässt rätseln: Woher kommt die Sympathie der Börsianer für das lange geschmähte Aushängeschild der Branche? Gewinneinbruch und Prognose lassen doch keinen Zweifel: Der Chip-Weltmarktführer leidet unter dem tobenden Preiskrieg mit seinem Erzrivalen AMD. Und dennoch erholt sich die Aktie von langer Talfahrt. Viele Experten sehen in der Tat Anzeichen für ein Umdenken an den Kapitalmärkten. "Die Stimmung am Markt bessert sich zusehends. Technologiewerte rücken wieder auf den Schirm der Investoren", sagt etwa Andre Köttner, Fondsmanager bei Union Investment. Ein Grund: Für Techies stehen die profitträchtigsten Monate des Jahres an. Die Geldbörse von Familienvätern wird dünner – die Bücher der Hersteller von Unterhaltungs- und Computerelektronik dicker. Das beginnende Weihnachtsgeschäft treibt den Absatz von PCs, Spielekonsolen, MP3-Playern, DVD-Rekordern – und damit auch von Speicherchips und Prozessoren. Zudem wird im öffentlichen Sektor in den letzten Monaten des Jahres noch einmal ordentlich in die Kasse gegriffen. Die IT-Budgets müssen schließlich vollständig aufgebraucht werden, um die Mittel auch im neuen Jahr wieder bewilligt zu bekommen.
Pralle Orderbücher und hohe Umsätze beflügeln in der Regel die Aktien. "Vor allem in den Monaten Oktober bis Januar laufen Techs gewöhnlich gut", sagt Fondsmanager Köttner. Nicht zuletzt wegen des Saisonfaktors hat der Anlageprofi die Branche wieder stärker im Visier. Genau genommen entdecken Anleger eine Spezies wieder, die sie lange links liegen ließen. Die Aktien haben nach Ansicht vieler Experten schlicht Nachholpotenzial. Die Techies unter den 600 größten börsennotierten Unternehmen Europas etwa sind seit Anfang 2005 nur halb so gut gelaufen wie die breite Masse. Seit Anfang des Jahres stagnieren die Techs, während der Stoxx 600 mit zwölf Prozent im Plus notiert.
Renommierte Anlagehäuser wie Credit Suisse stufen deshalb gleich den ganzen Sektor herauf. "Lieber Tech als Tabak", beschreibt Analyst Andrew Garthwaite die Vorlieben der Bank. Garthwaites Credo: Techies sind billig – und deshalb gut, ohne dass gleich eine Boom-Story her muss. So liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis der Branche dem Analysten zufolge rund 13 Prozent unter dem langjährigen Mittel.
Was aber läuft denn nun? Analyst Garthwaites Antwort: Software und Chips. Für die Programmier-Branche spricht schon der gegenüber Hardware-Herstellern meist niedrigere Kapitalbedarf. Zudem hat Software den Vorteil, dass sie, einmal erstellt, fast kostenlos vervielfältigt werden kann. Hohe Margen sind die Folge. Das hat auch Tech-Riese IBM erkannt: Die Amerikaner stärkten allein im dritten Quartal ihre Software-Sparte durch Zukäufe im Wert von 3,6 Milliarden Euro. Big Blue überraschte die Wall Street mit einem Gewinnplus von 47 Prozent. Das Unternehmen steht nach langer Durststrecke wieder als Gewinner da. Starke Zahlen lassen zudem die Sorge der Investoren schwinden, die Nachfrage nach IT-Produkten könne schon bald nachlassen. "Das dritte Quartal hat gezeigt, dass sich die IT-Ausgaben nach einer Schwäche im zweiten Quartal wieder stabilisiert haben", erklärt Knut Woller, Analyst der HVB in München.
Noch eine Überraschung: Das schon mehrfach totgesagte Geschäft mit Großrechnern brummt, wie die IBM-Zahlen zeigten. Auch dafür braucht es Software, beispielsweise von der Darmstädter Software AG. Neben diesem Segment bedient das Unternehmen auch den steigenden Bedarf an sogenannter Middelware – das sind Adapterprogramme für den Datentransfer zwischen verschiedenen Systemen. Die Geschäfte laufen gut. Die Aktie wurde gerade von den Analysten von JP Morgan als Kauf bestätigt, das Kursziel von 55 auf 60 Euro erhöht.
Unter Hardware-Firmen fällt wegen des allgegenwärtigen Preisdrucks die Favoritenwahl schwerer. Intel will wegen des Drucks künftig weniger investieren. Die Nachricht ließ Aktien von Chipausrüstern stürzen – ein typisches Beispiel für die harten Bedingungen in der Branche. "Bei Hardware- und Halbleiterunternehmen zählt wegen der Kostenvorteile vor allem Größe. Empfehlenswert sind kleinere Unternehmen nur dann, wenn sie eine lukrative Nische gefunden haben", sagt Fondsmanager Köttner. Koreas Samsung etwa ist inzwischen eine feste Größe und macht Profite in allen Segmenten, vor allem mit Speicherchips. Ein Drittel des Umsatzes macht Samsung (000830.KS - Nachrichten) mit Chips. Zudem läuft das Geschäft mit Unterhaltungselektronik ebenso wie das mit Handys. Sowohl im laufenden Jahr als auch im nächsten rechnet Samsung mit deutlich steigenden Gewinnen.
Erfolgreiche Nischenplayer sind nicht leicht zu finden. Ein Paradebeispiel ist Kontron (Xetra: KBC.DE - Nachrichten) . Der Trick der Bayern: Sie machen sich den Preisdruck in der Branche zunutze und setzen auf Mikrocomputer. Deren Produktion lagern Riesen wie Siemens (Xetra: SIE.DE - Nachrichten) , Ericsson (Stockholm: ERICB.ST - Nachrichten) oder General Electric (NYSE: GE - Nachrichten) (GE) aus Kostengründen zunehmend aus. "Wir stellen aus Standardkomponenten wie Intel-Chips oder Microsoft (NASDAQ: MSFT - Nachrichten) -Software maßgeschneiderte Steuerungen für Maschinen und Anlagen her", erklärt Vorstand Hannes Niederhauser die Geschäftsidee. So liefert Kontron Mikrocomputer für Atomkraftwerke von Siemens, für Züge von Bombardier (Brüssel: BOMB.BR - Nachrichten) oder für Medizintechnik von GE. Die Bayern profitieren sogar vom Preiskrieg der Chipgiganten. "Wenn Intel Probleme hat, dann ist das gut für uns. Derzeit können wir sehr günstig einkaufen", sagt Niederhauser. In den ersten sechs Monaten des Jahres hat Kontron ein Drittel mehr Umsatz gemacht. Kommenden Donnerstag stehen Quartalszahlen an. Niederhausers Antwort auf die Kernfrage: "Wir toppen die Analysten." Guten Zahlen sollten dann voraussichtlich auch gute Kurse folgen.
|