Agravis wächst in turbulenten Märkten
Der Münsteraner Agrarkonzern Agravis profitiert von hohen Preisen auf den Märkten. Jetzt konnte das Unternehmen seinen Umsatz massiv steigern. Man rechne mit einem langfristigen Aufwärtstrend, heißt es im Unternehmen.
MÜNSTER. Das vergangene Jahr hat den meisten Unternehmen der deutschen Landwirtschaft trotz turbulenter Marktbedingungen einen starken Wachstumsschub beschert: Mit einem Umsatzplus von 30 Prozent auf 5,8 Mrd. Euro und einem Gewinnsprung von mehr als 45 Prozent auf über 25 Mio. Euro hat schließlich der Agrarkonzern Agravis das vom Auf und Ab der Rohstoffmärkte geprägte Geschäftsjahr 2008 abgeschlossen. Dies gab Agravis-Chef Clemens Große Frie gestern auf der Bilanzpressekonferenz des Handels- und Dienstleistungsunternehmens am Firmensitz in Münster bekannt.
Das Ergebnis des "Ausnahmejahres 2008", so der Konzernchef, das zu 80 Prozent auf Preissteigerungen zurückzuführen sei, werde Agravis zwar im laufenden Jahr wahrscheinlich nicht wiederholen, doch bleibe der langfristige Aufwärtstrend der Branche erhalten. Auch wolle das Unternehmen weiter aus eigener Kraft, beispielsweise durch eine Ausweitung des Vertriebs auf Schleswig-Holstein, wachsen, erläutert Große Frie. Ähnlich wie im letzten "normalen" Geschäftsjahr 2007, das Agravis mit einem Jahresumsatz von 4,5 Mrd. Euro abschloss, möchte der Manager am Ende des laufenden Jahres zumindest wieder in der Nähe der Fünf-Milliarden-Euro-Marke landen.
Die Finanzkrise bereitet dem Top-Management des nach der börsennotierten Baywa AG zweitgrößten deutschen Agrarkonzerns derzeit wenig Kopfzerbrechen. Zwar habe das Management die Investitionen gegenüber der ursprünglichen Planung um ein Viertel auf 32 Mio. Euro zurückgeschraubt und werde im laufenden Jahr die Mitarbeiterzahl von derzeit etwa 4 700 nicht weiter erhöhen, doch rechnet Große Frie auch für 2009 wieder mit einem Vorsteuerergebnis auf dem Niveau des Vorjahres. Die Versorgung mit ausreichender Liquidität für das Unternehmen, das aus verschiedenen west- und norddeutschen Raiffeisengenossenschaften hervorging, scheint auch in der Finanzkrise gesichert. "Wir haben unseren ständigen Konsortialkredit von 520 Mio. Euro im vergangenen Jahr auch in Spitzenzeiten nicht komplett ausgeschöpft", berichtet Agravis-Finanzchef Johannes Schulte-Althoff.
Trotz des vorherrschenden Optimismus liegen vor dem Agrarkonzern noch zahlreiche Unwägbarkeiten. So haben die Landwirte beispielsweise wegen der nasskalten Witterung kaum Saatgut für die kommende Anbauperiode bestellt. Doch Konzernchef Große Frie ist sich sicher, dass das Geschäftsfeld Pflanzen, das mit dem Handel von Saatgut, Düngemittel und Agrarerzeugnissen rund ein Viertel des Agravis-Umsatzes ausmacht, keinen Einbruch erleidet. Auch für den Bereich Futtermittel bleibt Große Frie optimistisch: "Den Schweinen ist es egal, wie hoch die Futtermittelpreise sind", sagt er. Die Ernährungsindustrie trotze bisher der Konjunkturkrise, meldete der Branchenverband BVE wie zur Bestätigung erst vor wenigen Tagen.
Verwandte Marktteilnehmer wie der Düngemittelhersteller K + S enttäuschten allerdings trotz Rekordergebnis mit ihrem Ausblick für 2009. Wettbewerber Baywa wird seinen Jahresabschluss für 2008 erst Ende März vorstellen. Doch bereits nach dem vorletzten Quartal lagen die Münchner mit einem Umsatzplus von 27 Prozent ebenfalls auf Rekordkurs.
|