Emqtec-Aktie spekulativ interessant
17. Juni 2008 „Den Anlegern ist zu wünschen, dass sie in besseren Börsenzeiten nicht unvorsichtiger werden - und auch in Zukunft genau prüfen, ob die Aktie ihr Geld wert ist.“, schrieb vor fast exakt zwei Jahren FAZ.NET mit Blick auf die damals noch gut gefüllte Pipeline anstehender Neuemissionen und nannte schillernde Namen zumindest damals unbekannter Unternehmen wie E-Circle, Nanocrypt oder Emqtec.
Von den drei genannten schaffte seinerzeit nur der Systemanbieter im Bereich der Kunststoffspritzgusstechnik und des Formenbaus, Emqtec, den Sprung aufs Parkett. Nanocrypt erlebt sein Listing am Donnerstag. Dass die Emqtec-Aktie ihr Geld wert war, kann man dieser nur für die Anfangszeit ihrer Notierungsgeschichte zwischen Mitte Juli und Anfang Oktober 2006 bescheinigen.
Kursrakete mit Fehlzündung
Nach verhaltenem Start sprang der Kurs innerhalb von zehn Tagen im Oktober um knapp 25 Prozent von 6,39 auf 7,96 Euro nach oben, nachdem der umstrittene Aktienprophet Markus Frick den Wert dem Vernehmen nach in sein „Trading-Depot“ aufgenommen hatte. Die Herrlichkeit hielt jedoch nicht lange, wenige Tage später brach der Kurs ohne erkennbaren Grund drastisch bis auf 4,19 Euro ein und fiel damit um rund ein Drittel unter den ersten Kurs.
Mittlerweile ist der Kurs auf 87 Cent gefallen und spiegelt damit die am Dienstag veröffentlichten schlechten Geschäftszahlen des Unternehmens wider. Zwar sind die Umsätze gegenüber dem Vorjahr um rund 50 Prozent auf 30,55 Millionen Euro gestiegen, wobei das Plus auf Pro-forma-Basis nur etwa 14 Prozent beträgt.
Doch das operative Ergebnis ist mit einem Verlust von 5,2 Millionen Euro tiefrot, nachdem man im Vorjahr noch einen gewinn von knapp einer Millionen Euro ausgewiesen hatte. Ursache sind massive Abschreibungen, die das Unternehmen auf die im August 2006 aus der Insolvenzmasse der ehemaligen Werkzeug- und Formenbau-Tochter von Grundig übernommenen und in der Tochter ITM gebündelten Vermögenswerte tätigen musste.
Schief gelaufene Übernahme
Seinerzeit hatte Emqtec die Übernahme noch als maßgeblichen Schritt zur Modernisierung und zum Ausbau des Werkzeug- und Formenbaus klassifiziert und sich erhofft, damit größere Kundenaufträge umsetzen und das Produktspektrum erweitern zu können.
Doch im zweiten Quartal 2007 zog ITM das Unternehmen tief in die roten Zahlen. Der operative Verlust betrug 0,45 Millionen Euro, nachdem man pro-forma im Vorjahreszeitraum noch einen Gewinn von 0,58 Millionen Euro erzielt hatte. Die Betriebsverluste von ITM betrugen 1,2 Millionen Euro und wurden seinerzeit mit der nur zeitversetzt möglichen Umsetzung des Schulungsbedarfs der Mitarbeiter für die neu installierten Fertigungstechnologien begründet, die das Zurückgreifen auf externe Dienstleister erforderlich gemacht habe.
Doch auch im dritten Quartal stand ein Verlust zu Buche, wenngleich dieser sich etwas verringert hatte. Der Kurs, der sich bereits nach dem Halbjahresbericht nahezu halbiert hatte, rutschte nochmals um 40 Prozent auf nur noch 1,70 Euro ab.
Richtig dicke kam es aber erst in diesem Jahr. Ende April räumte Emqtec ein, dass sich der Geschäftsbetrieb der ITM über die Phase der Anfangsverluste hinaus weiter negativ entwickele und Restrukturierungsmaßnahmen fehlgeschlagen seien. Das Unternehmen kündigte daraufhin Wertberichtigungen für das Geschäftsjahr 2007 in Höhe von 2,1 Millionen Euro an. Doch dabei blieb es nicht: Einen Monat später wurde die Liquidation der ITM beschlossen, die zu außerordentliche Aufwendungen in Höhe von 5,03 Millionen Euro führte.
Reizvolle Spekulation
Indes verweist das Unternehmen auf Erfolge im Stammgeschäft, in dem das operative Ergebnis habe deutlich gesteigert werden können, für das man nach IFRS einen Gewinn in Höhe von 1,35 Millionen Euro ausweisen werde.
Insofern stellt sich die Situation nicht so schwarz dar, wie sie zunächst erscheinen mag. Allerdings sind die Entwicklungen aus den bisher vorgelegten Zahlen nicht einfach herauszulesen. Indes liegt die Marktkapitalisierung von 3,6 Millionen Euro in jedem Fall deutlich unter dem Buchwert und dem Umsatzvolumen des Unternehmens.
Das macht die Aktie für den Aufbau kleiner spekulativer Positionen reizvoll, sofern man davon ausgeht, dass das Unternehmen nicht noch vor weiteren Belastungen steht. Die Eigenkapitalquote erscheint mit 36,6 Prozent zum 31.12.2007 indes durchaus akzeptabel.
Indes dürfte der Kurs erst in einem stabilen Börsenumfeld und bei einer stabilen, hinlänglich positiven Unternehmensentwicklung wieder längerfristiges Potential entfalten können. Kurzfristig sind Zugewinne bis zur Widerstandslinie von 1,60 Euro möglich, wenn Emqtec mit verbesserten Zahlen aufwarten kann, zumal bei dem geringen Handelsvolumen erratische Ausschläge nicht nur nach unten, sondern auch nach oben möglich sind.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
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