sonst gibts wohl keine guten Preise mehr fürs DSL Geschäft
Kabelnetzbetreiber machen DSL-Anbietern mehr Konkurrenz Von Holger Schmidt Mit Hochgeschwindigkeit zum Kunden 10. September 2007 Noch vor wenigen Monaten haben die DSL-Anbieter mit großer Gelassenheit auf die Konkurrenz der Kabelnetzbetreiber reagiert: „Außer in Baden-Württemberg spüren wir die Konkurrenz nicht“, hieß es damals bei einem großen DSL-Betreiber. Diese Gelassenheit schwindet. Im DSL-Markt, dessen Wachstumsraten ihren Zenit überschritten haben, schmerzt es die Anbieter schneller Internetzugänge inzwischen, wenn sich jeden Monat 30.000 Haushalte für Breitbandprodukte der drei großen Kabelnetzbetreiber entscheiden. Gut eine Million Haushalte in Deutschland surfen oder telefonieren inzwischen über das Fernsehkabel. „Wir schwimmen auf einer Welle zunehmender Akzeptanz. Viele Kunden mussten zunächst lernen, dass das TV-Kabel heute mehr kann, als nur Fernsehen und Radio in das Wohnzimmer zu liefern“, sagt Ralf Heublein, Geschäftsführer des Deutschen Kabelverbandes. Offenbar mussten dies die Kabelgesellschaften selbst erst lernen, denn mehrere Jahre habe sie das Breitbandgeschäft den DSL-Anbietern kampflos überlassen. Dabei hat das Kabel gegenüber DSL, das die Daten über die Telefonleitung überträgt, zwei Vorteile: Es ist günstiger, und die Übertragungsgeschwindigkeit ist immer gleich hoch, während DSL mit größer werdender Entfernung von den Hauptverteilern der Deutschen Telekom langsamer wird. „Das Kabel ist technisch die überlegene Breitbandinfrastruktur“, sagt Adrian von Hammerstein, Vorsitzender der Geschäftsführung von Kabel Deutschland, der größten deutschen Kabelgesellschaft. Ernste Konkurrenz für die DSL-Platzhirsche Wie ernst die Konkurrenz für die DSL-Platzhirsche inzwischen ist, zeigt Baden-Württemberg. Beinahe jeder vierte Haushalt, der sich im zweiten Quartal einen Breitband-Anschluss zugelegt hat, entschied sich für Kabel BW. Anders als Kabel Deutschland und Unity Media (Ish und Iesy) hat Kabel BW früh in die Aufrüstung seines Netzes für Telefon und Internet investiert - und erntet jetzt die Früchte. „Nach einem überaus starken Wachstum im ersten Halbjahr wird Kabel BW sein Investitionsbudget für den Ausbau des Kabelnetzes um 65 Millionen Euro auf mehr als 170 Millionen Euro für 2007 erhöhen“, sagt Klaus Thiemann, Geschäftsführer von Kabel BW. Auch Kabel Deutschland hat den Hebel umgelegt. „Wir werden in diesem Jahr nochmals kräftig in die Modernisierung der Infrastruktur und in neue Produkte investieren“, sagt Hammerstein, der dafür sogar Verluste in Kauf nimmt. Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 19 Millionen Haushalte in Deutschland Zugang zu Breitband-Internet und Telefon über das Kabel haben, erwartet der Kabelverband. Damit liegt die Abdeckung aber immer noch weit unter den Werten für DSL, das für mehr als 90 Prozent der Telefonanschlüsse verfügbar ist. Niedrige Abdeckung aber aggressive Tarife Die Kabelnetzbetreiber versuchen, ihre noch vergleichsweise niedrige Abdeckung durch aggressive Tarife zu kompensieren. Die Preise für Einsteigerpakete, bestehend aus Telefon- und Breitbandanschluss, einem Pauschaltarif für unbegrenzte Internetnutzung und mindestens 300 Minuten Telefongesprächen im Monat, liegen oft 5 bis 10 Euro je Monat unter den jeweiligen DSL-Komplettangeboten, auf die inzwischen rund zwei Drittel der Bevölkerung zugreifen können. Mit steigender Übertragungsgeschwindigkeit wächst der Preisabstand für die Komplettpakete aus Telefon und Internet auf bis zu 15 Euro je Monat. Seitdem die Kabelnetzbetreiber Telefon und Internet ohne Zwangskoppelung mit einem Fernsehanschluss vertreiben, fallen für Haushalte, die den Fernsehempfang per Satellit oder DVB-T behalten wollen, keine Zusatzkosten mehr an. Um sich in dem schärfer werdenden Wettbewerb von der Konkurrenz zu unterscheiden, setzen einige DSL-Anbieter inzwischen auf die Verknüpfung mit dem Mobilfunk. Schon im Einsteigerpaket schenkt Freenet seinen Kunden unbegrenzte Handy-Telefonate in das deutsche Festnetz, während O2 alle Telefonate in das eigene Mobilfunknetz in das Paket gepackt hat. In den Tarifen mit mindestens 6000 Kilobit Übertragungsgeschwindigkeit geben auch 1&1, Versatel und Hansenet die Mobilfunk-Pauschale für das Festnetz als Zugabe. Arcor verlangt dafür 5 Euro im Monat, während die Kombination aus Telefon, Internet und Handy-Telefonaten von Congstar, der „Billigmarke“ der Telekom, preislich nicht konkurrenzfähig ist.
Text: F.A.Z., 10.09.2007, Nr. 210 / Seite 27 Bildmaterial: dpa, F.A.Z.
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