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Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der CANCOM SE (WKN 541910, ISIN DE0005419105, Aktien-Kürzel COK), Herrn Dipl.-Kaufmann Klaus Weinmann, auf FinanzNachrichten.de. Die CANCOM SE zählt mit über 2.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro laut einem Ranking der Fachzeitschrift ChannelPartner im August 2013 zu den drei grössten deutschen Systemhäusern. Das 1992 gegründete Unternehmen kam 1999 als CANCOM AG an die Börse und firmiert seit Februar diesen Jahres als CANCOM SE, also als Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea, SE). CANCOM bietet für andere Unternehmen IT-Infrastruktur und sogenannte 'Professional Services' wie z.B. Cloud-Dienste an über 30 Standorten in Deutschland und Österreich.
Die CANCOM-Gruppe erzielte im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatzzuwachs von +2,5 % auf 558 Mio. Euro (2011: 544 Mio. Euro), während das Ergebnis auf EBITDA-Basis deutlich stärker um +13 % auf 28,3 Mio. Euro (2011: 25 Mio. Euro) stieg. Das Konzernergebnis stagnierte im Vergleich zum vergangenen Geschäftsjahr bei ca. 12 Mio. Euro, sodass der Gewinn pro Aktie nur marginal von 1,14 Euro auf 1,15 Euro gesteigert wurde. In den ersten 9 Monaten 2013 legte der Umsatz um +2,6 % auf knapp 418 Mio. Euro (Vorjahresperiode: 407 Mio. Euro) zu, während das EBITDA von 20,2 Mio. Euro um +13 % auf 22,8 Mio. Euro stieg. Das Nettoergebnis konnte gleichzeitig von 8,8 Mio. Euro auf 10,6 Mio. Euro zulegen (von 0,85 Euro auf 0,93 Euro pro Aktie bei einer nun höheren Aktienanzahl von 11,43 Mio. Stück).
Analysen zum Unternehmen erstellen beispielsweise Hauck & Aufhäuser, sowie Warburg Research. Die Analysten beider Researchhäuser sind sich beim Kursziel von 32,50 Euro einig und sehen damit noch immerhin rund +20 % Kurspotenzial für die bereits gut gelaufene Aktie. Seit Anfang 2009 befindet sich der Aktienkurs in einem langfristigen, recht steilen Aufwärtstrend und hat sich mittlerweile seit dem Tief bei ca. 1,70 Euro mehr als verfünfzehnfachen können. Auch deshalb haben wir das offenbar sehr erfolgreiche Unternehmen etwas näher angesehen und dem Firmenlenker Klaus Weinmann einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de Sehr geehrter Herr Weinmann, CANCOM ist vielen Anlegern seit den Zeiten des Neuen Marktes ein Begriff. Können Sie uns Ihr Unternehmen, dessen Leistungsspektrum sich in den letzten Jahren deutlich verändert hat, mit eigenen Worten etwas genauer beschreiben?
KLAUS WEINMANN: CANCOM-SE CEO Klaus WeinmannCANCOM hat sich in der Tat in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt. Wir haben unser Geschäftsmodell vom reinen Handelsbusiness in den 90er Jahren ab Mitte der 2000er um Dienstleistungen und Services erweitert. In den letzten Jahren fokussieren wir in Richtung höherwertiger Managed und Remote Services und richten unser Portfolio auf die IT-Zukunftstrends wie beispielsweise Cloud Computing aus.
FN: Welches sind die aus Ihrer Sicht aktuell wichtigsten Märkte und aussichtsreichsten Produkte von CANCOM?
KLAUS WEINMANN: Der wichtigste und am schnellsten wachsende Markt ist für uns aktuell das Cloud Computing und hier insbesondere der Anteil an Private Clouds, also dedizierte Cloud-Umgebungen für Unternehmen. Das heisst, die Unternehmens-IT wird mit allen Daten und Applikationen exklusiv in einem Private Cloud Computing Modell für einen Kunden betrieben. Somit hat er die ganzheitliche Kontrolle insbesondere darüber, wo die Daten liegen und wer den Betrieb managed bei gleichzeitig höchster Flexibilität, Agilität, Sicherheit und geringeren Kosten. Die Themen Datenschutz und IT-Security sind dabei nicht neu, allerdings durch den NSA-Skandal wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. Das spüren wir bei CANCOM an der grossen Nachfrage nach unserer eigenen Private Cloud Lösung, der CANCOM AHP Private Cloud. Clients greifen sicher über VPNs über das Internet auf die Cloud-Plattform und somit auf die Unternehmens-IT zu – sei es aus dem Ausland, vom Internet-Café oder von zu Hause aus. Die Daten in der Private Cloud sind demnach sogar sicherer als wenn sie auf lokalen Servern oder Rechnern liegen.
FN: CANCOM war einer der ersten sogenannten Cloud-Anbieter in Deutschland. Der Begriff ist mittlerweile in aller Munde und selbst private Verbraucher nutzen verstärkt entsprechende Services zur Datenspeicherung. Wie haben Sie diesen Trend so früh erkannt und welche Lösungen bieten Sie an?
KLAUS WEINMANN: Cloud ist nur der Begriff für das, was wir seit Jahren anbieten, nur hiess das früher anders. Es ging um Datendienste aus der Steckdose, das sogenannte 'Application Service Providing', kurz ASP. Heute haben wir die CANCOM AHP Private Cloud, eine Application Hosting Plattform. Unsere eigene Cloud-Lösung für Businesskunden ist bereits seit Jahren bei zahlreichen Unternehmen erfolgreich im Einsatz. Wir setzen damit derzeit regelmässige monatliche Umsätze von circa 1,2 Mio. Euro um.
FN: Wenn man sich die letzten Geschäftsberichte ansieht, so hat man fast den Eindruck, dass Sie die CANCOM SE vom Systemhaus inklusive Hardwareverkauf zu einem reinen Cloud-Unternehmen machen möchten. Ist das zukünftige Potenzial wirklich so gross?
KLAUS WEINMANN: Die Nachfrage nach Private Cloud Implementierungen ist bei uns weiterhin sehr gross, sodass wir neben regelmässigen Projektumsetzungen viele neue Cloud-Projekte in der Pipeline haben. Das Ganze wird unserer Meinung nach im Wesentlichen davon getrieben, dass sich der 'Way of Computing' ändert. Wir sprechen dabei auch von dem 'Arbeitsplatz der Zukunft'. Es wird immer wichtiger, von zu Hause, mobil von einem Notebook, iPad oder z.B. aus dem Hotel via Internet auf die Unternehmens-DV zugreifen zu können. Ausserdem wird der Erfolg von iPad und Co. Weiterhin dafür sorgen, dass die Infrastruktur und Devices bezüglich mobilem Zugriff immer leistungsfähiger werden und der Druck auf die Unternehmen, eine Cloud enabled IT-Infrastruktur vorzuhalten, ständig steigt. Um auf unser Geschäftsmodell zurückzukommen: Neben dem Cloud-Computing wird das Handels- und Dienstleistungsgeschäft, bzw. Systemhausgeschäft auch künftig ein wichtiger Bestandteil sein, um die Kunden ganzheitlich bedienen zu können.
FN: Die grossen deutschen Anbieter von Unternehmenssoftware, wie SAP AG und Software AG, haben in den vergangenen Jahren immer wieder Cloud-Spezialisten übernommen. Ist die CANCOM SE mit ihren Private-Cloud-Lösungen vielleicht auch ein interessantes Übernahmeziel für einen grösseren Konzern?
KLAUS WEINMANN: Das ist nie auszuschliessen und sicher eine Frage des Preises. Wir sind allerdings sehr gut aufgestellt und daran interessiert, als CANCOM weiter eigenständig zu bleiben und den Konsolidierungsprozess im Markt selbst aktiv mitzugestalten.
FN: CANCOM selbst hat ja auch immer wieder Zukäufe getätigt. Nach der Eingliederung der on line Datensysteme GmbH wurde Anfang Oktober auch ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für die Pironet NDH AG abgegeben. Können Sie ein paar Worte zu diesen beiden Beteiligungen sagen und laufen aktuell weitere Übernahmegespräche?
KLAUS WEINMANN: Die on line Datensysteme ist ein lösungsorientiertes IT-Systemhaus aus Berlin mit über 80 Mitarbeitern und einem Umsatz von ca. 40 Mio. Euro in 2012, das sich als langjähriger Partner im öffentlichen Dienst etabliert hat. Mit der on line möchten wir Synergien heben und die eigene Marktstellung im Norden Deutschlands weiter ausbauen sowie unser Geschäft mit öffentlichen Auftraggebern verstärken. In Bezug auf die PIRONET NDH haben wir ein Übernahmeangebot abgegeben, das mittlerweile von der BaFin gestattet wurde. Gleichzeitig halten wir - Stand heute - bereits ca. 17 % der Aktien unmittelbar und weitere ca. 14 % der Stimmrechte werden uns aus den aufschiebend bedingten Kaufverträgen für sämtliche Aktien der PIRONET Vorstände zugerechnet. Wir sehen durch die Akquisition deutliche Marktsynergien, weil sich die Geschäftsmodelle gut ergänzen. Gemeinsam mit dem PIRONET-Vorstand wollen wir unser profitables Wachstum fortschreiben und das Geschäft insbesondere im Cloud Computing Umfeld weiter ausbauen. Darüber hinaus haben wir momentan weitere interessante Projekte auf dem Tisch.
FN: Kürzlich wurden Zahlen für das dritte Quartal gemeldet. Der Umsatz konnte um +2,6 % von 138,7 Mio. Euro im Vorjahr auf 142,3 Mio. Euro gesteigert werden. Das hört sich erst einmal nicht so wirklich berauschend an, auch wenn es beim EBITDA immerhin ein Plus von +12 % gab. Wie zufrieden sind Sie mit den Zahlen?
KLAUS WEINMANN: Wir haben erfolgreiche neun Monate hinter uns und sind zudem für das Gesamtjahr 2013 sehr optimistisch. Unser Ergebnis ist gegenüber dem Umsatz überproportional gewachsen, was zeigt, dass wir unser Geschäft zielstrebig und nachhaltig in Richtung höherwertiger Managed Services entwickeln konnten.
FN: Der Aktienkurs der CANCOM SE hat sich seit 2009 steil nach oben entwickelt. Von Kursen deutlich unter 2 Euro ging es im Laufe der Jahre bis an das vor wenigen Tagen erzielte Allzeithoch von 30,47 Euro heran, was einer unglaublichen Kurssteigerung von mehr als +1.500 % entspricht. Selbst die Kurse aus den Neuer-Markt-Zeiten wurden bereits übertroffen. Sie haben also aktuell sicher nur glückliche Aktionäre. Wie möchten Sie trotz des fantastischen Kursanstiegs zukünftig noch eine weitere deutliche Steigerung des Unternehmenswerts für die Aktionäre herausholen?
KLAUS WEINMANN: Indem wir unser Geschäft weiter konsequent auf die ertrags- und wachstumsstarken Marktsegmente wie IT-Lösungen und Managed Services ausrichten und unser Ergebnis nachhaltig steigern. Unsere Positionierung im Zukunftsmarkt Cloud-Computing bietet ausreichend Wachstumspotenzial. Zu unserer Strategie gehören zudem weiterhin passende, Wert schaffende Akquisitionen für den Konzern. Die Analysten sehen das Kursziel der CANCOM-Aktie derzeit bei 32,50 Euro. Es gibt also noch Luft nach oben.
FN: Sie haben in diesem Jahr die Dividende für das Geschäftsjahr 2012 auf 0,35 Euro angehoben, nachdem im Vorjahr 0,30 Euro pro Aktie ausgeschüttet wurden. Angesichts eines erzielten Gewinns pro Aktie von 1,15 Euro entspricht dies einer Ausschüttungsquote von ca. 30 %. Nun haben Sie in den ersten 9 Monaten pro Aktie mit 0,93 Euro je Aktie ca. + 9 % mehr verdient als im Vorjahr. Werden Sie zukünftig die eher verhaltene Ausschüttungsquote beibehalten oder können Sie sich auch vorstellen einmal 50 bis 60 % des Gewinns an die Anteilseigner auszuschütten? Als Aktionär würden Sie davon ja schliesslich auch profitieren?
KLAUS WEINMANN: Über die Höhe der Dividende werden wir nach Ablauf des Geschäftsjahres, also Anfang nächsten Jahres, entscheiden. Unser Ziel ist, den Aktionären eine nachhaltige Dividende zu zahlen. Zudem sehen wir einige interessante Möglichkeiten, unseren Gewinn sinnvoll zu investieren und damit den Unternehmenswert zu steigern, was letztendlich auch den Aktionären zugute kommt. Eine Ausschüttungsquote von 50 % ist dabei irgendwann grundsätzlich vorstellbar.
FN: Für das laufende Jahr 2013 erwarten Sie einen Konzernumsatz von ca. 590 Mio. Euro und ein EBITDA von rund 33 Mio. Euro. Mittelfristig sollen 1 Mrd. Euro umgesetzt werden, bei 50 Mio. EBITDA. Wie sehen Ihre Planzahlen in Sachen Umsatz und Gewinn denn für das kommende Jahr 2014 aus bzw. wann möchten Sie eine entsprechende Prognose veröffentlichen?
KLAUS WEINMANN: Wir gehen fürs nächste Jahr von einer guten Umsatz- und Ergebnisentwicklung aus. Ob und wann wir allerdings eine konkrete Prognose veröffentlichen, wird sich ebenfalls Anfang des Jahres entscheiden, wenn wir den Jahresabschluss für 2012 feststellen werden.
FN: Herr Weinmann, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
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