Chancen haben nur disziplinierte Spielnaturen „Der Weg eines Händlers geht nicht über Rosen", müssen sich dann auch die Junior-Trader Helge und Lothar zu Beginn anhören . Tatsächlich ist wohl eher das Fell eines Fakirs angebracht, wenn die „Neuen" gerade am Anfang teueres Lehrgeld zahlen müssen. „Außer flimmernden Bildschirmen konnte ich am ersten Tag nicht viel Bewegungen erkennen", Matthias Riechert spricht aus Erfahrung. Ohne ein Faible für das sekundenschnelle Geschäft und eine disziplinierte Spielernatur komme man hier nicht weiter – ganz gleich, ob es dabei um Thyssen oder EM-Tore geht. Wenn der Autor beschreibt, wie Lothar bereits zu Schulzeiten seine ersten Gewinne einheimste und damit auf den Geschmack kam, dann erinnert er sich auch hier an seinen eigenen Start: Den Minicrash 1989 wußte der damals 16jährige Schüler für sich zu nutzen. Mit ein paar Mark Taschengeld und der Unterschrift seines Vaters konnte er nach zwei Wochen einen Verdienst von 1 000 Mark auf seinem Konto verbuchen. Seither ist er vom Börsengeschäft fasziniert. Nach der Bankausbildung folgte das „Training on the job" im Düsseldorfer Handelsbüro, wo das Durchschnittsalter der Mitarbeiter bei 25 Jahren lag: Jung, dynamisch, erfolgreich und doch schon vereinzelt mit striktem Kaffeeverbot vom Arzt belegt. Psyche und Adrenalinspiegel werden arg strapaziert, Licht und Schatten liegen dicht beieinander. So läßt Riechert seine Romanfigur Helge inmitten der atemberaubenden Atmosphäre des großen Londoner Handelsplatzes selbstzweiflerisch über die dunklen Seiten der Medaille sinnieren. Ebenso regen Grauzonen wie Kursmanipulationen in der überwiegend heiteren Story zum Nachdenken an. Auch wenn der Untertitel des Buches „Die Sucht Geld zu verdienen" lautet, sieht sich Riechert selbst nicht als Geld-Junkie. Zur Zeit studiert er im European Business Programm der Universitäten Münster und Portsmouth, wobei er nicht gerade unter Entzugserscheinungen leidet . Die Berg- und Talfahrten hat er auf ausgedehnte Touren mit dem Drahtesel verlegt. Dennoch wird er nach Abschluß des Studiums sicherlich auch wieder andere Räder drehen.
mfg
ath
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