Recht hat WBs mit seiner Kritik an der FDP-Voodoo-Ökonomie. Die Ur-Version von Ronald Reagan hatte ich schon öfter hier im Forum vorgestellt: Demnach würden Steuersenkungen für Unternehmen dazu führen, dass diese am Ende noch MEHR Steuern zahlen würden als vor der Steuersenkung, eben weil die Steuersenkungen die Wirtschaft so ungemein "ankurbeln".
Die Idee erwies sich damals als grottenfalsch. Tatsächlich explodierte unter Reagan die Staatsverschuldung um rekordhohe 189 % - zu Gunsten der Reichen. Die Bezeichnung "Voodoo-Ökonomie" entstand übrigens erst, nachdem der Scherbenhaufen in der Staatsverschuldung, den Reagan hinterlassen hatte, erkennbar wurde.
Heute, in der Covid-Deflations-Wirtschaft, sind solche Konzepte irriger denn je.
Fiskalisches Verantwortungsbewusstsein mit dem Ziel, unnötige Neuverschuldung bzw. ausufernde Staatsverschuldung zu vermeiden, ist nach den TINA-Rettungsaktionen im Gefolge der 2008-Bankenkrise (Staaten & Notenbanken) aber ohnehin auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet.
Aktuell scheinen alle Parteien grundsätzlich massive staatliche Neuverschuldung zu befürworten (selbst Olaf-"Brüning"-Scholz zeigte sich nach Covid ungewohnt spendabel). Unterschiedlich ist nur die Klientel-Politik der Parteien, die darüber bestimmt, wie dieser Geldsegen verteilt wird. Die linken Parteien wollen mit der Neuverschuldung Sozialprogramme finanzieren (was sich immerhin sittlich-moralisch legitimieren lässt [ausgleichende Armutsbegrenzung]), während die rechten Parteien damit die Reichen (Unternehmen) noch reicher machen wollen und damit die eh schon grassierende Umverteilung von unten nach oben noch stärker forcieren [Steigerung der Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich]. Da sich Letzteres kaum moralisch legitimieren lässt, müssen ersatzweise Voodoo-ökonomische "Begründungen" aus dem Hut gezaubert werden.
Letztlich würde es auch beim FDP-"Konzept" auf das hinauslaufen, was Reagan mit seiner Voodoo-Ökonomie vorgemacht hatte: Ausufernde Neuverschuldung, die Ultrareiche mästet. Das historische Beispiel gibt Gelegenheit, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Nichts spricht dafür, Reagans Irrsinn "andernorts" zu wiederholen.
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Aus dem FAZ-Link von Malko:
Einen Tag nach der Bundestagswahl musste sich die FDP am frühen Morgen im Deutschlandfunk von Walter-Borjans anhören, ihre Vorstellungen einer modernen Wirtschaftspolitik seien „Voodoo-Ökonomie“. Es gebe „eine Reihe von Übereinstimmungen“, aber die Frage sei, ob die FDP „mit gerade einmal 0,7 Prozent Gewinn“ eine Politik „weiter betreiben will, die die Gesellschaft auseinanderzieht“. Etwa durch „besondere Zuwendungen an die obersten Vermögen“. Der SPD-Vorsitzende warnte auch die Grünen davor, „sich vereinnahmen zu lassen“ von einer „Form der Bürgerlichkeit, die ich nicht als Interessenvertretung der Bürgerinnen und Bürger sehe“. Die FDP wolle, so Walter-Borjans, „dramatische Steuersenkungen“ und zugleich einen ausgeglichenen Haushalt, das sei „Voodoo-Ökonomie, die nicht funktioniert“. Damit müssten sich „Herr Lindner und die FDP abfinden“.
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