Schlechte News für Fortune? Kurs reagiert jedenfalls eher negativ.
News - 18.06.07 12:20 Biodiesel-Überfluss trifft Investoren
Der zum Herbst erwartete Börsengang des Biodieselherstellers Gate rückt wegen der Branchenkrise in weite Ferne. Erst einmal soll die Marktentwicklung beobachtet werden.
"Die Vorbereitung für den Börsengang wird Ende August abgeschlossen sein. Wir werden dann über diese Möglichkeit entscheiden", sagte René Müller, Chef des Finanzinvestors Fortune Management, bei der Eröffnung des Gate-Biodieselwerks in Wittenberg. "Der Markt muss sich aber neu entwickeln, damit wir an die Börse gehen. Alle sind sich einig, dass es beim gegenwärtigen Branchenumfeld keinen Markt für Biodiesel-Börsengänge in Deutschland gibt." Fortune Management gehören 65 Prozent an dem Biodieselhersteller Gate, die übrigen Anteile hält der Versandhaus-Clan Neckermann.
Die Biokraftstoffbranche leidet unter Überkapazitäten. In Erwartung der im vergangenen Jahr verabschiedeten Zwangsbeimischungsquote der Europäischen Union für Biosprit in Benzin und Diesel hatten viele Anbieter neue Anlagen gebaut. Die Produktionskapazität von 6,1 Millionen Tonnen in Europa überstieg die Nachfrage im vergangenen Jahr bereits um 50 Prozent, geht aus Daten des Research-Anbieters F.O. Licht hervor. 44 Prozent der europäischen Produktion stammen aus Deutschland. "Die Biodieselhersteller sind durch die bis 2015 auf 49 Cent pro Liter ansteigende Steuer und die gestiegenen Rohstoffpreise stark getroffen worden", sagte Michael Schäfer, Branchenanalyst beim Investmenthaus Equinet.
Trotz des Überangebots an Biodiesel hat Gate 85 Mio. Euro in eine neue Produktionsanlage in Wittenberg investiert, die im kommenden Jahr ihre volle Kapazität von 200.000 Tonnen pro Jahr erreichen soll. Dann soll das Werk ein Zehntel der Rapsmenge verarbeiten, die in Deutschland derzeit geerntet wird.
Fortune Management erwägt den Kauf von Rivalen oder den Einstieg eines Finanzinvestors bei Gate. "Es ist unser Ziel, den Anteil bei Gate bis Ende des laufenden Jahres von 65 Prozent bis unter 50 Prozent zu senken", sagte Müller. "Eine Unternehmenstransaktion ist der Weg dazu, nicht unbedingt ein Ausstieg. Unser Ziel können wir auch durch den Einstieg eines weiteren Finanzinvestors erreichen." Das Interesse komme fast ausschließlich aus dem angelsächsischen Raum. Er stelle fest, dass britische und US-Finanzinvestoren Beteiligungen an europäischen Biodieselherstellern erwerben wollten, sagte René Müller.
"Ein anderer Weg, unser Ziel zu erreichen, ist die Übernahme eines Rivalen, bei der unser Anteil ein wenig verwässert wird", sagte der Fortune-Chef. Müller schloss den Kauf eines großen Rivalen wie Biopetrol nicht aus. Auch am Londoner Einstiegssegment AIM oder in den USA gebe es Biodieselhersteller, fügte er hinzu und deutete damit an, dass Gate die von ihm erwartete Übernahmewelle vorantreiben könnte.
"Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen"
"Die Gewinne sprudeln nicht wie eine frische Quelle. Es wird viel Durchhaltevermögen brauchen", sagte Müller. "Der deutsche Markt für Biodiesel ist extrem fragmentiert, sodass es zu einer Überkapazität gekommen ist. Deshalb erwarten wir eine Konsolidierung. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen", sagte der Chef von Fortune Management.
Verbio und Biopetrol mussten in der ersten Jahreshälfte ihre Gewinnprognosen senken. In der Folge verlor auch die Aktie des Gate-Eigners Fortune Management stark. "Als der Markt im vergangenen Herbst zusammenbrach, wurden auch wir beim Preis getroffen, aber nicht beim Volumen", sagte er. "Der Gewinn wird deutlich niedriger als erwartet ausfallen wegen der Marktentwicklung." Doch in den ersten vier Monaten des Jahres 2007 habe Gate so viel Umsatz gemacht wie im gesamten Vorjahr, sagte Müller.
Im vergangenen Jahr verbuchte Fortune Management bei 47 Mio. Euro Umsatz einen Gewinn von 22,8 Mio. Euro, wie aus dem Geschäftsbericht des Unternehmens hervorgeht. Auf Gate entfiel das Gros des Umsatzes von 44 Mio. Euro, heißt es dort weiter. Der Gewinnbeitrag von Gate wird allerdings nicht näher ausgewiesen.
Von Mark Böschen (Wittenberg)
Quelle: Financial Times Deutschland
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