Als Unternehmen steht Nordex relativ gut da. Zumal ja die Restrukturierungsmaßnahmen im letzten Jahr beim Unternehmen keine allzu großen finanzielle Bremsspuren hinterlassen haben.
Die Nettofinanzverschuldung liegt gerade mal bei knapp 50 Mio. € (Stand Ende Q 2013), die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten sind sehr überschaubar mit nur 50 Mio. € bei einer vorhandenen sehr guten Liquiditätsaussattung von 194 Mio. € und die Eigenkapitalquote liegt bei ordentlichen 25,7%.
Das operative Geschäft von Nordex läuft richtig gut wie man ja an den Auftragseingängen super sieht und eine Abschwächung scheint derzeit nicht in Sicht zu sein. Vor allem der europäische Windmarkt wird wohl weiter stark sein (z.B. Nordeuropa, Großbritannien, Deutschland, Türkei). Von den osteuropäischen Märkten erwarte ich aber nicht allzu viel.
Der deutsche Windmarkt wird in diesem Jahr laut Prognosen sehr deutlich wachsen um rd. 1,1 GW bzw. 46% auf 3,4 GW. Nordex hat mit der N117/2400 für den deutschen Markt ein absolutes Topprodukt. Dass sehr viele Offshore-Windparks in Deutschland nach hinten verschoben wurden oder gleich gecancelt wurden, spielt Nordex natürlich zusätzlich voll in die Hände.
Wie gut das operative Nordex-Geschäft läuft zeigen die Auftragseingänge. Bereits in Q1 hat der Auftragseingang um gute 5% auf 328 Mio. € zugelegt und damit lag das Book-to-Bill-Ratio bei 1,27 (Q1 Umsatz: 259 Mio. €) und weist auf ein dynamisches Wachstum hin. Damit lag der Auftragsbestand Ende Q1 bei 1,1 Mrd. € (Q1 2012: 0,8 Mrd. €). Das ist auch die fundamentale Begründung für die sehr gute Kursperformance seit März mit über 30%. Die letzten Großaufträge zeigen, dass Nordex weiterhin auf einem Wachstumskurs ist. So gab es in Q2 bis jetzt Großaufträge aus Südafrika (134 MW), der Türkei (125 MW), Schweden (72 MW), Pakistan (50 MW) und Irland (36 MW).
Die Nordex-Aktie ist bei einer alleinigen KGV-Betrachtung nicht gerade billig mit einem 2013er KGV von 46 (EPSe: 0,12 €) bzw. einem 2014er KGV von 26 (EPSe: 0,21 €). Wobei aber das aussagekräftigere EV/EBITA-Multiple für 2013 bei 5,5 (Nettoliquidität 2013e: 44 Mio. €/EBITA 2013e: 65,4 Mio. €) und das für 2014 bei 4,6 liegt (Nettoliquidität 2014e: 39 Mio. €/EBITA 2014e: 79,8 Mio. €) und das ist nun wirklich nicht allzu teuer. Auch das KBV mit 1,5 wie auch das KUV mit 0,3 deuten absolut auf keine Überbewertung hin bei den aktuellen Kursen.
Diese Bewertungen sind mit einem Kurs von 5,50 € berechnet.
Jedoch bin ich der Meinung, dass die durchschnittlichen Analystenschätzungen beim Umsatz zu niedrig angesetzt sind. Vor allem gilt das meiner Meinung nach für das nächste Jahr. Die durchschnittliche Analystenschätzungen für 2014 liegen bei einem Umsatz von 1,25 Mrd. €. Ich rechne mit einem Umsatz von um die 1,3 Mrd. € auf Grundlage der sehr guten Auftragseingänge in diesem Jahr und dem guten deutschen "Kleinanlagengeschäft" (siehe z.B. Windausbauziele in Baden Württemberg oder Neuausrichtung der EnBW). Das hätte dann auch zur Folge, dass zusätzlich die Gewinnmargen etwas besser ausfallen werden als die Analystenprognosen, die für 2014 z.B. bei einer EBIT-Marge von 3,4% liegen.
Mit weiteren guten bis sehr guten Auftragseingängen und keine allzu großen Enttäuschungen auf der Ergebnisseite in diesem Jahr sind aus fundamentaler Aktienbewertungssicht sicher höhere Kurse drin und wenn Nordex ihr Auftatragswachstum in diesem Jahr beibehalten kann mit einem Book-to-Bill-Ratio zwischen 1,2 bis 1,3, dann sind sogar weitaus höhere Kurse drin wie aktuell, denn die Börse schaut halt mal in die Zukunft und die sieht für Nordex gar nicht so übel aus. Schöner Nebeneffekt eines guten Auftragsbestandes und Auftragseingängen ist der Sachverhalt, dass man nicht um jeden Preis um Aufträge buhlen muss und das kann den Gewinnmargen nur gut tun.
Auch darf man nicht vergessen, dass dieses Jahr für Nordex eher ein Übergangsjahr sein wird nach dem 2012er Restrukturierungsjahr, denn so schnell können z.B. die Altlasten aus China und den USA nicht verarbeitet werden.
Nordex hat durchaus einen recht großen Gewinnhebel durch das zu erwartende Umsatzwachstum in den nächsten Jahren und die doch recht geringe aktuelle EBIT-Marge von um die 2 bis 2,5%. Wenn Nordex ihr propagiertes Ziel in den nächsten 4 bis 5 Jahren schaffen kann mit den Zielgrößen von einem Umsatz von über 1,5 Mrd. € und einer EBIT-Marge von über 5% , dann würden wirklich sehr ordentliche Gewinnzahlen hinten raus kommen:
Umsatz 1,5 Mrd. €
EBITA: 120 Mio. €
EBIT: 75 Mio. €
EBT: 60 Mio. €
Netto: 40 Mio. € bzw. Gewinn je Aktie von 0,82 €
Große Frage für den mittelfristigen Kursverlauf wird sein wie weit die Börse bei der Nordex-Aktie in die Zukunft schauen wird. Wenn die sehr notwenigen Restrukturierungen im letzten Jahr (deutsche Produktion, USA, China) Wirkung zeigen werden im Laufe der nächsten 3, 4 Quartale und damit auch deren Nachhaltigkeit unter Beweis gestellt werden und die nächsten 4 bis 6 Quartale planmäßig verlaufen (das Nordex-Management muss zwingend wieder ihre Glaubwürdigkeit hinsichtlich Unternehmensguidance zurückgewinnen), dann sind bei Nordex ganz sicher aus fundamentaler Sicht zweistellige Kurse drin. Wenn dann noch ein Schuss Fantasie hier rein kommt, sprich Übernahmegerüchte (z.B. Siemens, General Electric), dann könnte bei Nordex sogar eine kleine Kursrakete starten.