Börse schließt Teldafax vom Neuen Markt aus

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333 Postings, 8361 Tage Hartkore_DiabloBörse schließt Teldafax vom Neuen Markt aus

ftd.de, Mi, 1.8.2001, 21:19, aktualisiert: Mi, 1.8.2001, 22:26  
Börse schließt Teldafax vom Neuen Markt aus

Die Deutsche Börse schließt die krisengeschüttelte Marburger Telefongesellschaft Teldafax vom Neuen Markt aus.

Grund seien Verstöße gegen das Regelwerk, teilte eine Sprecherin der Deutschen Börse am Mittwochabend in Frankfurt mit. Die Zulassung ende zum 31. August. Teldafax habe trotz mehrmaliger Aufforderung weder Jahresabschluss und Lagebericht für 2000 noch den ersten Quartalsbericht für 2001 vorgelegt.

Mit dem Ausschluss vom Neuen Markt sei keine Entscheidung über die Zulassung der Aktien zum Geregelten Markt verbunden, hieß es. Dazu müsse Teldafax erst einen Antrag stellen. Wegen Zahlungsunfähigkeit war Anfang Juni ein Insolvenzverfahren gegen Teldafax eröffnet worden. Die Deutsche Telekom hatte im Mai wegen unbezahlter Rechnungen ihre Mietleitungen gekappt. Vor dem Finanzdebakel gehörte Teldafax zu den größeren Anbietern von Telefondienstleistungen in Deutschland.



© dpa  

02.08.01 13:42

1015 Postings, 8600 Tage schneeTeldafax scheut die Öffentlichkeit

Teldafax scheut die Öffentlichkeit

Die Aktie des insolventen Telekommunikationsunternehmens
Teldafax verschwindet Ende August vom Neuen Markt. Der
Ausverkauf hat am Donnerstag begonnen.

Der Teldafax-Insolvenzverwalter Bernd Reuss sagte am Donnerstag, das
Unternehmen werde sich nicht gegen den Beschluss der Börse wehren,
Teldafax mit Ablauf des 31. August vom Kurszettel zu nehmen. Die Börse
hatte die Entscheidung gefällt, nachdem das Unternehmen seinen
Geschäftsabschluss 2000 und die Zahlen für das erste Quartal 2001 nicht
vorgelegt und damit die Börsenregeln verletzt habe. Mit dem Ausschluss vom
Neuen Markt erfolge keine automatische Notierungsaufnahme im Geregelten
Markt. Dazu sei ein entsprechender Antrag des Unternehmens zusammen mit
einem zugelassenen Kreditinstitut erforderlich. Es gebe außerdem keine
Betreuerbank für Teldafax mehr.

Reuss sagte, es mache keinen Sinn, sich gegen der Beschluss der Börse zu
wehren, da es für Teldafax keine Chance nach vorne gebe. Teldafax werde
auch nicht versuchen, in den Amtlichen Handel zu wechseln. "Auch da braucht
man einen Designated Sponsor, den wir nicht haben." Es werde aber erwägt,
in den Freiverkehr zu wechseln, da Teldafax einen großen Streubesitz habe
und den Anlegern daher die Möglichkeit gegeben werden müsse, noch mit den
Aktien handeln zu können. Reuss sagte, er sei froh, wenn Teldafax aus dem
Neuen Markt draußen sei. "Wir möchten aus der Öffentlichkeit des Neuen
Marktes raus", sagte er.

Aktie im Abwärtstrend

Das Papier hat am Donnerstag deutlich nachgegeben, nachdem die Börse am
Vorabend ihre Entscheidung bekannt gegeben hatte. Die Teldafax-Aktie fiel
bis zum Mittag in der Spitze um knapp 19 Prozent auf 0,13 Euro. Den
höchsten Stand erreichten die Anteilsscheine mit 61,50 Euro Ende Januar
1999. Seitdem haben die Papiere 99,78 Prozent ihres Wertes verloren.

Teldafax, seit 1998 am Neuen Markt gelistet, ist damit das zweite
Unternehmen, das vom Neuen Markt ausgeschlossen wird. Zuvor musste
bereits der Telekom- und Internetanbieter Gigabell das Börsensegment
verlassen, der im vergangenen September in die Pleite gegangen war.
Insgesamt ist Teldafax das vierte Unternehmen, das das Wachstumssegment
der Deutschen Börse verlässt. Zuvor hatten sich neben Gigabell bereits der
Lizenzvermarkter Sunburst und der Seniorenheimbetreiber Refugium aus
dem Segment verabschiedet. Die Aktien dieser Unternehmen sind jedoch
weiter an anderen Börsensegmenten handelbar.

Warten auf die Bilanz

Der Insolvenzverwalter sagte weiter, Teldafax könne entgegen der
Erwartungen in diesen Tagen noch nicht seine Bilanz für das Geschäftsjahr
2000 vorlegen, da die Wirtschaftsprüfer überraschend kein uneingeschränktes
Testat erteilt hätten, sondern einen Versagungsvermerk erstellt hätten. Damit
sei die gesamte Buchhaltung nicht ordnungsgemäß. "So eine Bilanz kann ich
unmöglich veröffentlichen", sagte Reuss. Die Zahlen könnten nun erst
vorgelegt werden, nachdem die Buchhaltung überprüft worden sei.

Teldafax hatte im April dieses Jahres Insolvenz beantragt, nachdem die
Telekom wegen ausstehender Rechnungen die gemieteten Leitungen gesperrt
hatte. Vor dem Finanzdebakel gehörte Teldafax zu den größeren Anbietern
von Telefondienstleistungen in Deutschland. Die Hypovereinsbank hatte ihr
Betreuermandat zum 31. Juli, die Investmentbank Goldman Sachs zum 30.
Juni niedergelegt. Zuvor war schon die DG Bank von ihrem Mandat
zurückgetreten. Händler sagten, Teldafax werde völlig zurecht das Segment
verlassen. "Dem Unternehmen kräht kein Hahn nach", sagte ein
Marktteilnehmer. Das Telekommunikationsunternehmen sei bereits in den
Vorwochen - anders als andere Penny Stocks am Neuen Markt - kaum
beachtet worden. Im angestrebten Prozess der Rückgewinnung des
Vertrauens in den Markt sei die Entscheidung der Deutschen Börse
konsequent und richtig, hieß es.

Ausschluss nach alten Regeln

Der Ausschluss von Teldafax sei noch keine Folge jüngst erfolgten
Verschärfung der Regeln des Neuen Marktes, sagte ein Börsensprecher. "Die
Regeln für Quartalsberichte galten schon vorher." Die Deutsche Börse hatte
vor zwei Wochen weitere Ausschlussmöglichkeiten für Unternehmen in das
Regelwerk des Neuen Marktes eingebaut. Damit sollte das zutiefst
erschütterte Vertrauen der Anleger in das Marktsegment wiederhergestellt
werden. Der Ausschluss droht damit so genannten Penny Stocks. Auch
Unternehmen, die sich im Insolvenzverfahren befinden, müssen mit dem
Rauswurf rechnen.

Mit dem Ausschluss von Teldafax wegen Nichtvorlage des Quartalsberichtes
gab die Börse auch ein deutliches Signal an den Sportwagenhersteller
Porsche. Das im MDax notierte Unternehmen weigert sich, Quartalsberichte
vorzulegen. In der kommenden Woche wird der Arbeitskreis Indizes der
Deutschen Börse über den Ausschluss von Porsche aus dem Index der 70
mittelgroßen Werten entscheiden.


© 2001 Financial Times Deutschland
 

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