Krankheit der Zukunft
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neuester Beitrag: 19.08.06 23:38
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eröffnet am: | 15.08.06 18:32 von: | hubertk | Anzahl Beiträge: | 6 |
neuester Beitrag: | 19.08.06 23:38 von: | Urmel16 | Leser gesamt: | 1024 |
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"Volkskrankheiten der Zukunft"
"Angststörungen und Depressionen werden immer mehr zu Volkskrankheiten der Zukunft", kommentiert DAK-Chef Herbert Rebscher die Ergebnisse der Studie und nennt mögliche Gründe: "In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit reagieren offensichtlich auch mehr junge Menschen mit psychischen Problemen auf berufliche und private Anforderungen."
Dass Belastungen und Druck am Arbeitsplatz die Psyche krank machen können, ist nicht neu. Dabei ist die Wahrnehmung der Belastungen abhängig von den eigenen Erwartungen und der subjektiven Verarbeitung. "Alles, was als Druck empfunden wird, ist eine Belastung und kann zu psychischen Problemen führen", meint die Bochumer Wirtschaftspsychologin Christa Rüssmann-Stöhr. Zu den belastenden Umständen können Zeit-, Mengen- und Leistungsdruck ebenso gehören wie aus eigener Sicht ungerechtfertigte Anforderungen.
Der Druck auf die Beschäftigten steigt
Weitere Auslöser können Arbeitszeit und Arbeitsklima sein. Hinzu kommt die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt. "Ich denke schon, dass heute ein größeres Druckempfinden da ist", stellt Rüssmann-Stöhr fest. Arbeitsplatzabbau, zum Teil trotz guter Unternehmensergebnisse, ist zu einem beliebten Mittel der Kostensenkung geworden. Ausgliederungen, Umstrukturierungen, 4,6 Millionen Arbeitslose - über den Beschäftigten schwebt das Damokles-Schwert der Entlassungsangst. "Diese Ungewissheit gab es früher so nicht", erklärt die Psychologin. Das Berufsleben sei kaum noch planbar. Die aktuelle Situation sei außerdem für viele ein Grund, größere Belastungen hinzunehmen. "In Krisenzeiten werde ich es mir gut überlegen, meinem Chef die Meinung zu sagen."
"Die Störungen in der Arbeit sind massiv angestiegen und manifestieren sich in psychischen Erkrankungen", hat auch Ulrike Teske beobachtet. Die Soziologin und Leiterin des Referats für Arbeits- und Gesundheitspolitik bei der Gewerkschaft Verdi nimmt eine verstärkte Unruhe in den Betrieben wahr. In Zeiten von Globalisierung und Umstrukturierungen regiere der spitze Bleistift, das Betriebswirtschaftliche stehe mehr im Vordergrund: "Die Leistungsgesellschaft dreht immer weiter auf."
Wenn alles zusammen kommt
Auf die Entwicklungen hat die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) mit einem Positionspapier "zur Bedeutung psychischer Belastung bei der Arbeit" reagiert. Demnach haben die Arbeitgeber ein hohes Interesse, negative Auswirkungen psychischer Belastungen auf die Gesundheit ihrer Arbeitnehmer zu vermeiden. Doch "auch außerhalb der Arbeitswelt nimmt die Diskussion über Stress als gesellschaftliches Phänomen einen breiten Raum ein", so lautet eine zentrale These der BDA.
"Natürlich spielt der Privatbereich auch eine Rolle", räumt Ulrike Teske ein. Mit den täglichen acht Stunden habe die Arbeit aber einen großen Anteil am Leben und präge es maßgeblich. Wegen der allgemeinen Leistungsverdichtung müsse immer mehr gearbeitet werden. "Das allein stecken die Beschäftigten noch relativ gut weg." Doch durch Unsicherheit und wachsende Konkurrenz unter Kollegen potenziere sich der Druck zusätzlich. "Wenn dann zu Hause auch etwas dazu kommt, schaukelt es sich hoch."
Krankheit kann Stressfolge sein
Die Verdi-Vertreterin fordert von den Arbeitgebern mehr Transparenz gegen die zunehmende Orientierungslosigkeit. Es sei ganz entscheidend, nicht übereinander, sondern miteinander zu reden. "Durch Reden relativieren sich Ängste." Leider seien Vorgesetzte oft konfliktscheu - wenn es nicht gar zur Strategie gehöre, die Mitarbeiter im Unklaren zu lassen. Nicht selten werde ein schlechtes Arbeitsklima in Kauf genommen und Mobbing geduldet: "Die Beschäftigten machen das dann unter sich aus", meint Teske.
Die Folgen psychischer Belastungen sind so vielschichtig wie ihre Ursachen, erklärt Christa Rüssmann-Stöhr und zählt eine ganzen Palette von möglichen Stress-Erscheinungen auf: Wahrnehmungsstörungen, Depressionen, oft begleitet von physischen Symptomen wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Herz-Kreislaufproblemen oder rheumatischen Erkrankungen. Katastrophen könnten vermieden werden, wenn Warnzeichen wie Kopf- oder Magenschmerzen rechtzeitig erkannt und Überforderungen eingestanden würden.
Neue Wege suchen
Für den Einzelnen sei es wichtig, sich erst einmal darüber klar zu werden, woher der Druck kommt. Wenn die Kollegen ebenso empfinden, könne die Belegschaft gemeinsam überlegen, wie er zu mildern sei. "Manchmal hilft ein organisatorischer Umbau." Beispielsweise könnten sich die Kollegen beim Telefondienst abwechseln, damit jeder wenigstens für einen begrenzten Zeitraum die Möglichkeit hat, konzentriert an einer Sache zu arbeiten.
In vielen Fällen aber steht der Mitarbeiter mit seinen Empfindungen alleine da. Wenn er dann für sich zu dem Schluss komme, so nicht weiter machen zu wollen, sei das ein gewaltiger Schritt. "Diese Erkenntnis ist der Türöffner für neue Möglichkeiten", weiß Rüssmann-Stöhr. Als Coach rät sie Arbeitnehmern in Krisensituationen, in alle Richtungen zu denken. Hier seien Kreativität und die Offenheit gefragt, auch andere Wege als die üblichen einzuschlagen.
Manchmal hilft ein Schritt zurück
Das könne ein interner Wechsel sein, durchaus auch mal einen Karriereschritt zurück. Sie erinnert sich an einen ehemaligen EDV-Leiter, der sich schließlich eingestehen musste, mit seiner Führungsrolle überfordert zu sein. Der mutige Schritt "zurück ins Glied" sei gleichzeitig der Weg zu mehr Zufriedenheit gewesen. Ist eine interne Lösung ausgeschlossen, empfiehlt die Psychologin, sich nach Alternativen außerhalb der eigenen Firma umzuschauen.
Dabei helfe zunächst einmal der Ablenkungseffekt, die akute Notsituation zu lindern. Zudem sei es eine gute Gelegenheit, den eigenen Marktwert zu testen - "und vielleicht ergibt sich ja tatsächlich etwas daraus." Ob die Lösung bei einem neuen Arbeitgeber, in einer anderen Aufgabe oder in der Selbständigkeit zu suchen ist, hängt von den eigenen Möglichkeiten ab. Eine realistische Einschätzung der Stärken und Schwächen im Vorfeld sei daher unabdingbar. "Holen Sie andere Meinungen ein und nehmen Sie die Hilfe von guten Freunden in Anspruch", lautet Christa Rüssmann-Stöhrs Rat an alle Betroffenen.
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Wissenschaftler führen solche Tiefs auf den Lichtmangel in der kalten Jahreszeit zurück, der den Hormonhaushalt des Menschen beeinflusst. Ohne Licht produziert der Körper weniger stimmungsaufhellende Endorphine und schüttet weniger vom «Glückshormon» Serotonin aus. Dagegen wird mehr Melatonin erzeugt, das normalerweise in der Nacht den Schlaf mit steuert. Das macht müde und schlapp. Melancholische Stimmungsschwankungen sind aus medizinischer Sicht normal und nicht zu vergleichen mit «echten» Depressionen.
Depression als oft schwere medizinische Erkrankung «trennt Welten» von der herbstlichen Melancholie, sagt der Leiter des «Kompetenznetzes Depression», Professor Ulrich Hegerl. Der allgemein um sich greifenden Lustlosigkeit an trüben Tagen kann mit einfachen Mitteln begegnet werden. Der Facharzt für Psychiatrie und Neurologie empfiehlt Bewegung, möglichst an frischer Luft, gesunde Ernährung und soziale Kontakte.
Bei Depressionen funktioniert das so nicht. «Dabei handelt es sich um eine ernsthafte Erkrankung, die die Lebensqualität enorm beeinträchtigt und unbehandelt in den Tod treiben kann» warnt Hegerl, Klinischer Oberarzt und Leiter der Depressionsstation an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zwischen vier und fünf Prozent der Bevölkerung leiden unter dieser psychiatrischen Erkrankung - unabhängig von der Jahreszeit. «Meist geht die Krankheit einher mit Schlaf- und Essstörungen, Hoffnungslosigkeit, Gedanken an den Tod und der Unfähigkeit, Freude zu empfinden. Jeden kann es treffen - urplötzlich oder schleichend», sagt der Experte.
Doch die Mehrzahl der Fälle wird gar nicht oder zu spät erkannt, schätzt Hegerl. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Entweder werden sie wegen gleichzeitig vorhandener körperlicher Beschwerden vom Hausarzt übersehen oder in ihrer Schwere unterschätzt. Auch reagiert die Umwelt aus Unwissenheit oft mit Ablehnung, Unverständnis und Verharmlosung - nach dem Motto: «Kopf hoch, das wird schon wieder».
Nicht zuletzt fällt es den Betroffenen selbst schwer, die Diagnose Depression zu akzeptieren. Viele suchen die Schuld bei sich, glauben, «nur» willensschwach zu sein, aber nicht krank.
Das alles trägt aus Sicht des Depressions-Experten zu den erschreckend hohen Selbstmordraten bei. Jährlich nehmen sich etwa 11 000 Menschen das Leben, ein Großteil davon im Rahmen depressiver Erkrankungen.
Die Ursachen für Depressionen sind vielfältig und auch noch nicht vollends erforscht: Stress, traumatische Erlebnisse, Alkohol- und Drogenmissbrauch, erbliche Veranlagung oder auch der Tod eines geliebten Menschen. «Alles, was das Lebensgefüge verändert, kann Auslöser sein. Oft ist jedoch auch kein Auslöser erkennbar», sagt Hegerl. In der Depression gerät der Stoffwechsel im Gehirn durcheinander - eine der neurobiologischen Ursachen für diese Erkrankung.
Typische Symptome sind Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Nichts macht mehr Freude, die Zukunft erscheint in einem schwarzen Licht. Hinzu kommen unterschiedlichste körperliche Beschwerden wie Kopf-, Magen- oder Rückenschmerzen. Oft sind die Hoffnungslosigkeit und das Leiden so groß, dass die Betroffenen nicht mehr leben wollen. Da sind gut gemeinte Sprüche wie «Reiß dich mal zusammen, dann schaffst du das schon!» eher fehl am Platz. Was die Betroffenen brauchen, ist professionelle ärztliche Hilfe.
Hegerl schätzt, dass etwa 80 Prozent aller Depressionen erfolgreich therapiert werden könnten. Je eher die Krankheit behandelt werde - mit kognitiver Verhaltenstherapie oder interpersoneller Therapie oder Antidepressiva, desto besser sind nach den Erfahrungen des Mediziners die Erfolgsaussichten. In schweren Fällen sind Antidepressiva entscheidend. Im Gegensatz zu manchen Beruhigungsmitteln machen sie nicht süchtig. Sie verändern auch nicht die Persönlichkeit, wie der Experte betont.
Ulrich Hegerl hat einen Selbsttest entwickelt, den jeder zu Hause durchführen kann. Der Test findet sich im Internet unter www.kompetenznetz-depression.de (Rubrik: Für Betroffene). Bei ersten Hinweisen auf eine psychiatrische Erkrankung, empfiehlt der Depressions-Experte, sollte das Gespräch mit dem Arzt gesucht werden. Die richtige Therapie ebnet dann den Weg zurück ins Leben.
Tipps für Angehörige von Menschen mit schweren Depressionen
In ihrer Hilflosigkeit gegenüber der Depression entwickeln Angehörige oft selbst Schuldgefühle oder gar Ärger über die Erkrankten. Selbsthilfegruppen für Angehörige können eine wichtige Hilfe sein.
Depressionen beeinträchtigen nicht nur die Stimmung, sondern das gesamte Erleben und Verhalten des Erkrankten. So werden fast immer auch der Schlaf, der Appetit und die Sexualität beeinträchtigt. Deshalb ist es wichtig, dass Angehörige das veränderte Verhalten als Folge der depressiven Erkrankung erkennen.
Wie bei allen schweren Krankheiten sollten Sie so schnell wie möglich ärztlichen Rat einholen. Ergreifen Sie die Initiative und vereinbaren Sie für den Kranken einen Arzttermin, denn depressive Menschen suchen häufig die Schuld für ihr Befinden bei sich selbst, glauben nicht daran, dass ihnen überhaupt geholfen werden kann.
Viele Depressive sind verzweifelt, oft ziehen sie sich auch zurück. Zeigen Sie Geduld. Erinnern Sie den Betroffenen daran, dass die Depression eine Erkrankung ist, die vorübergeht und sich gut behandeln lässt. Wenden Sie sich nicht von Ihrem erkrankten Angehörigen ab, auch wenn er Ihnen noch so abweisend erscheint.
Ist ein Mensch über Monate hinweg depressiv, belastet das auch die Angehörigen. Wichtig ist, sich selbst nicht zu überfordern. Tun Sie sich öfter etwas Gutes, pflegen Sie die Kontakte im Freundeskreis. Bauen Sie zu Ihrer Unterstützung ein Netzwerk von Freunden und Bekannten auf.
Seien Sie zurückhaltend mit gut gemeinten Ratschlägen. Es hat keinen Sinn, einem depressiven Menschen zu raten, abzuschalten und für ein paar Tage zu verreisen, denn eine fremde Umgebung verstört den Patienten meist zusätzlich. Raten Sie dem Depressiven auch nicht, «sich zusammenzunehmen» - ein depressiver Mensch kann diese Forderung nicht erfüllen. Gleiches gilt für Versuche der Aufmunterung. Dagegen sollten Sie Ihren Angehörigen immer dann unterstützen, wenn er Eigeninitiative zeigt.
Machen Sie sich bewusst, dass Depressive die Realität in vielen Punkten verzerrt sehen und deshalb Entscheidungen treffen können, die sie nach der Krankheit vielleicht ganz anders getroffen hätten. Berücksichtigen Sie dies in allen Angelegenheiten, die die private oder berufliche Zukunft betreffen.
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Meine Güte, kannst du dir auch vorstellen, dass es Menschen gibt, die nix mit Amalgam am Hut haben und dennoch krank sind... bei dir allerdings gebe ich dir Recht, das Amalgam hat großen Schaden angerichtet!
urmel:-)