FOCUS
Spaltungsplan der SPD Union spricht von Putsch
§ | 22.09.05 | Der Plan der SPD, die jahrzehntelang bestehende Unions-Fraktion zu sprengen, hat für helle Aufregung und große Empörung gesorgt.
Die Sozialdemokraten offenbarten damit einen „Mangel an demokratischer Kultur", sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble (CDU), am Donnerstag dem Nordwestradio. Er beschwor Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seine Partei, die Regeln zu akzeptieren, dass die stärkere Fraktion den Regierungschef stellt.
Entgegenkommen vor 30 Jahren
Die SPD begründete ihr Vorhaben damit, dass die gemeinsame Fraktion von CDU/CSU erst durch eine Änderung der Bundestagsgeschäftsordnung vor etwa 30 Jahren als damaliges Entgegenkommen an die Schwesterparteien eingeführt worden sei. Würde die Unionsfraktion aufgespalten, wäre die SPD stärkste Fraktion und könnte ihren Anspruch untermauern, auch künftig den Kanzler zu stellen. SPD-Fraktionsvize Gernot Erler bestätigte inzwischen einen entsprechenden Bericht der „Süddeutschen Zeitung“.
Pflüger total entsetzt
Der CDU-Politiker Friedbert Pflüger warf der SPD vor, sie wolle die Geschäftsordnung des Bundestags manipulieren. „Dieses Vorgehen trägt putschartige Züge", sagte Pflüger der Nachrichtenagentur dpa. Man könne nicht mit einem Trick eine seit 50 Jahren gelebte und von allen akzeptierte Fraktionsgemeinschaft sprengen, um an der Macht zu bleiben.
Selbst Linkspartei indigniert
Auch die Linkspartei-Abgeordnete Petra Pau wandte sich strikt gegen eine Änderung der Geschäftsordnung. Die SPD könne bei einem entsprechenden Antrag „auf keinen Fall“ mit den Stimmen der Linkspartei rechnen, sagte Pau in der ARD. „Das zeigt eigentlich nur, dass die SPD und offensichtlich auch der Kanzler immer noch nicht verstanden haben, dass Schluss ist mit seiner Basta-Politik.
Plan belastet Sondierungsgespräch
Dieser Plan könnte das für heute geplante Sondierungsgespräch der Spitzen von Union und SPD erheblich belasten. An dem Treffen nehmen unter anderen Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel und Amtsinhaber Schröder (SPD) teil, die beide die Kanzlerschaft übernehmen wollen. CDU und CSU sind als gemeinsame Fraktion nach der Bundestagswahl knapp stärkste Kraft vor der SPD.
„Lex Union“
Die Geschäftsordnung des Bundestages bestimmt, dass Fraktionen Vereinigungen von Mitgliedern einer Partei im Bundestag seien oder „solcher Parteien", „die aufgrund gleichgerichteter politischer Ziele in keinem Land miteinander im Wettbewerb stehen“. Dieser Passus gilt als „Lex Union", die Ende der 60er-Jahre im Parlament beschlossen wurde.
MfG kiiwii
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