Staatsanwalt ermittelt jetzt gegen Mutter und Zeugen
Wegen falscher Verdächtigungen wird jetzt gegen die Mutter des toten Kindes und gegen drei Zeugen ermittelt. Hinweise auf einen Mord gebe es kaum noch, so die Staatsanwälte. Alle bisherigen Gutachten sollen nocheinmal überprüft werden.
DRESDEN. Gegen die Mutter und drei Zeugen werde zurzeit ermittelt, teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft mit. Der Verteidiger eines der Beschuldigten hatte am Mittwoch gegen Renate Kantelberg-Abdulla Strafanzeige wegen falscher Verdächtigung beziehungsweise Anstiftung zur falschen Verdächtigung gestellt.
Er war von den Zeugen bezichtigt worden, den Jungen getötet zu haben. Die Mutter von Joseph habe die Zeugen zu den entsprechenden Aussagen veranlasst, so der Anwalt.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde der Verdacht gegen zwei Beschuldigte in dem Fall inzwischen weiter entkräftet. Die Ermittlungen gegen einen dritten werden eingestellt. Alle drei sind wieder aud freiem Fuß.
Vielleicht doch kein Mord Hinweise auf einen Mord an Joseph sieht die Staatsanwaltschaft immer weniger. «Der Verdacht auf Mord ist extrem abgeschwächt worden», sagte der ermittelnde Staatsanwalt, Claus Bogner. «Wir haben niemanden, der den Vorwurf belegen kann.»
«Hetzkampagne» Die Familie ist nach Angaben der Polizei ins Allgäu gefahren. Aus Angst vor einer «Hetzlampagne» sei sie inzwischen an einem geheim gehaltenen Ort. Der Vater sagte, dass er und seine Familie auf Wunsch der Behörden ins Allgäu gebracht worden seien: «Wir haben nicht darum gebeten.»
Man fühle sich einer Kampagne der Medien ausgesetzt, sagte der Vater der Nachrichtenagentur dpa. Es sei eine Lüge, dass die Familie Zeugen für ihre Aussagen bezahlt habe.
Keine Gewaltanwendung
Bei der Untersuchung der Leiche seien keine Hinweise gefunden worden, dass Joseph unter Anwendung von Gewalt starb. Das teilte das Gießener Institut für Rechtsmedizin mit, das ein zweites Gutachten zum Tod erstellt hatte. Am Mittwoch nahm das Institut noch einmal Stellung zu seiner damaligen Untersuchung. Die genauen Todesumstände wurden dadurch jedoch nicht erhellt.
Doch es gibt Zweifel an der Darstellung der Mutter, ihr Sohn sei vor seinem Tod betäubt worden. Nach Angaben von Gießener Gerichtsmedizinern, konnte das Aufputschmittel Ritalin «nicht sicher» nachgewiesen werden, da die Blutprobe in schlechtem Zustand war.
Die Staatsanwaltschaft kündigte ein weiteres Gutachten an, das die Ergebnisse der beiden Obduktionen auswerten soll.
Pfeiffer wehrt sich Der Leiter des Kriminologischen Forschungs-Instituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, wehrte sich gegen den Vorwurf, Fehler in seinem Gutachten gemacht zu haben.
Das Institut hatte auf Bitten der Mutter sämtliche von der Familie gesammelten Ausagen untersucht und daraufhin ein neues Verfahren empfohlen. Anschließend begann die Staatsanwaltschaft mit neuen Ermittlungen.
Pfeiffer sagte im MDR, seinem Institut sei von der Mutter Material zur Begutachtung übergeben worden, das zumindest einen Tatverdacht nahe gelegt habe. Es habe sich um «detailreiche Aussagen» gehandelt, in denen keine Widersprüche erkennbar gewesen seien. (dpa/nz)
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