02.03.2009 10:12 Buffett gesteht Fehler ein Sehr geehrter Anleger,
einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten und derzeit reichster Mensch der Welt hat in seinem Brief an die Aktionäre seiner Berkshire Hathaway Inc. (News/Aktienkurs) eingeräumt, dass er „did some dumb things“, also “einige dumme Sachen“ gemacht hat. „I made at least one major mistake of commission and several lesser ones that also hurt“. Ihm sind also ein großer Fehler und mehrere kleine Fehler unterlaufen. Dabei weist er ausdrücklich darauf hin, dass ihn Charlie Munger (sein Companion) nicht dazu gedrängt hätte.
Dieses Eingeständnis ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Berkshire Hathaway Inc. ihr schlechtestes Jahr seit 1965 und damit überhaupt hatte. Das zeigt sich allein daran, dass der Buchwert je Aktie um -9,6 % gefallen ist. Und ein Verlust im vierten Quartal in Höhe von -5,1 Mrd. Dollar erwirtschaftet wurde. So kam es dazu, dass die Berkshire A-Aktien in 2008 um -32 % fielen.
Schauen wir uns aber zunächst an, welche Aktien Warren derzeit hält. Da ist American Express Co., Coca Cola Co., Conoco Phillips, Johnson&Johnson, Kraft Foods Inc., POSCO, Procter&Gamble, Sanofi-Aventis, Swiss Re, Tesco Plc., U.S. Bancorp, Wal-Mart Stores Inc., The Washington Post Company, Wells Fargo&Company und ein paar kleiner Engagements. Zusammen betrugen die Anschaffungskosten 37,135 Mrd. Dollar. Der Marktwert beläuft sich dagegen auf 49,073 Mrd. Dollar. Außerdem ist er noch in Moody's und Burlington Northern Santa Fe investiert.
Der große Fehler, den er freimütig einräumt, war der Kauf von ConocoPhilips Aktien im Wert von 7,0 Mrd. Dollar nahe dem Ölpreishoch. Die notierten zum Stichtag gerade noch mit 4,3 Mrd. Dollar oder -38,5 % unter den Anschaffungskosten. „Ich habe in keinster Weise den dramatischen Ölpreisverfall, der in der zweiten Jahreshälfte eintrat, vorhergesehen“ räumt er freimütig ein und „but so far I have been dead wrong“. „Auch, wenn sich der Ölpreis erholen sollte, so habe ich wegen des schrecklichen Timings meines Kaufs Berkshire mehrere Milliarden Dollar Verlust beschert“.
Außerdem hat er weitere kleinere Fehler gemacht, die zwar klein seien, aber unglücklicherweise doch nicht ganz so klein („…They were smaller, but unfortunately not that small"). So hat er 244 Mio. Dollar in zwei ihm günstig erscheinende irische Banken investiert und damit -89 % verloren. In der Tennissprache würde man die Fehler als „unforced errors“ bezeichnen, meint er etwas entschuldigend.
Außerdem hat er 14,5 Mrd. Dollar in festverzinsliche Wertpapiere von Wrigley, Goldman Sachs und General Electric investiert. Wobei die Verzinsung sehr ordentlich ist. Allerdings hat er jeweils einen beträchtlichen Eigenkapitalanteil als Bonus erworben. Um dies zu finanzieren, musste er Aktien von Johnson&Johnson, Procter&Gamble und Conoco Philips verkaufen. Was er nachträglich ebenfalls bereut.
Forsetzung Buffett gesteht Fehler ein Und so stellt er ernüchtern fest, dass sein Fehlverhalten wieder einmal zeigt, dass Zustimmung nicht das Ziel des Investierens sein kann, „…because it sedates the brain and makes it less receptive to new facts or a re-examination“ (..weil es das Gehirn betäubt und für neue Fakten oder die erneute Analyse wenig empfänglich macht). Und so stellt er fest, dass die wirklich großen und erfolgreichen Investments meist auf nachsichtiges Lächeln treffen („The great moves are usually greeted by yawns“).
Interessant in seinem Brief an seine Aktionäre sind auch die Ausführungen zur Black-Scholes Formel, die „conventional wisdom“ enthält, er in der Praxis aber nur eingeschränkt für anwendbar hält.
Die tiefe Botschaft, die von diesem Berkshire Shareholder Letter ausgeht, ist dennoch beruhigend. Auch große und sehr erfolgreiche Investoren machen Fehler und verschätzen sich im Timing. Und zwar mitunter sehr deutlich. Das macht aber nichts, wie man bei Warren Buffet schön erkennen kann, wenn man dem Gedanken des Value Investments treu bleibt und in der Mehrzahl der Fälle richtig liegt.
Und wer meint, dass das nicht zutrifft, der sollte die erste Seite des Shareholder Letter anschauen. Dort zeigt Warren seine Rendite von 1965 bis 2008. Und die liegt bei 20,3 % pro Jahr (zum Vergleich S&P 500: 8,9 % p.a.).
Da darf man sich ruhig den ein oder anderen Fehler erlauben.
Einen schönen Tag und hohe Renditen wünscht Ihnen.
Ihr Norbert Lohrke ----------- Es ist noch nie jemand damit reich geworden, sich seine Investments schön zu reden
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