Zwar bereits von gestern, aber nicht zu alt, denke ich. Habe selbst keine AT&S.
Gruß EXPRO
Keine Angst vor einem langsamer wachsenden Handy-Markt
AT & S hat die richtigen Verbindungen
Der steirische Leiterplattenhersteller AT & S spürt dank exklusiver Lieferverträge mit den Marktführern Nokia und Siemens nichts vom Gegenwind am Handy-Markt. Um seinen Kunden in die Wachstumsregionen zu folgen, baut AT & S ein Werk in China. Die Analysten registrieren es mit Wohlwollen.
MATTHÄUS KATTINGER HANDELSBLATT, 7.2.2001 LEOBEN/HINTERBERG. Lohnt bei einer Aktie, die in den letzten Wochen bereits knapp 20 % zugelegt hat, jetzt noch der Einstieg? Im Falle der österreichischen Austria Technologie und Systemtechnik AG (AT & S) meinen die Analysten unisono ja. Aktuell notieren AT & S bei etwa 34 Euro. Die Bank Julius Bär beispielsweise nennt in ihrer Unternehmensstudie ein Kursziel von 49 Euro auf ein Jahr. Die die in die Bank Austria integrierte CA IB Investmentbank sieht AT & S in Jahresfrist bei 60 Euro, die Wiener Raiffeisen Zentralbank hat ihre im Herbst genannten 48 Euro bestätigt und Credit Agricole Indosuez Cheuvreux billigt AT & S zumindest eine bessere Entwicklung als dem Markt zu („outperform“). Julius Bär sieht sogar Chancen für einen Aufstieg in den Nemax 50. Wilhelm Dörflinger, Vorstandschef von AT & S tritt dabei allerdings auf die Euphoriebremse: „Dazu sind unsere Börsenumsätze wohl zu niedrig“, liegt doch ein Großteil der frei handelbaren Aktien – ihr Anteil wird auf 30 % geschätzt – bei institutionellen Investoren. Knapp 60 % hält weiterhin die Investoren-Gruppe Dörflinger/Androsch/Zoidl, die AT & S 1994 dem österreichischen Staat laut Dörflinger „für ein Butterbrot“ abgekauft hat. Gut 10 % liegen bei den Mitarbeitern. Ob es nun zur Aufnahme in den Nemax 50 kommt oder nicht, ist für das Geschäft unerheblich. Denn da hat der Leiterplattenhersteller aus dem alten steirischen Industriegebiet Leoben/Hinterberg laut Julius-Bär-Studie bisher schon auf die richtigen Partner gesetzt. Während Ericsson oder Motorola dem schwächer werdenden Mobilfunkmarkt bereits Tribut zollten, wachsen die von AT & S bevorzugt belieferten Nokia und Siemens weiter deutlich schneller. So konnte Nokia seinen Marktanteil von 26,9 % (1999) auf 30 % ausbauen und Siemens diesen von 4,6 auf 9 % verdoppeln. Motorola und Ericsson hingegen fielen auf 13 (16,9) % bzw. 10 (10,5) % zurück. 62 % des Umsatzes von AT & S im Geschäftsjahr 2000/01 (31.3.) stammen aus Lieferungen für Nokia- und Siemens-Handys. Noch entscheidender wird für AT & S sein, wie sich der Handy-Markt in Zukunft entwickelt. Laut Analystenschätzungen wird er nur noch mit 25 % bis 30 % wachsen. „Das soll aber nicht heißen, dass Nokia und Siemens nicht darüber liegen sollten“, gibt sich Dörflinger zuversichtlich. Selbst wenn die beiden Unternehmen vom Gegenwind erfasst werden, würde das AT & S kaum berühren: „Als deren strategischer Lieferant müssen wir 40 % unserer Produktion an die beiden Konzerne liefern, egal wie hoch diese ist. Sollten Nokia und Siemens aber ihre Handy-Produktion zurückführen, dann müssen sie zuerst ihre zweiten und dritten Lieferanten auf Null setzen bevor bei uns gekürzt wird.“ erklärt er die Vertragsmodalitäten. Um das angepeilte jährliche Wachstum von 40 % bis 2004/05 bewältigen zu können, muss AT & S seine Kapazitäten rasch ausweiten. Derzeit wird in der chinesischen Shanghai-Region für 130 Mill. Euro ein Werk für HDI-Microvia-Platten errichtet. Die erste Stufe soll im April 2000 in Betrieb gehen. Dörflinger sieht zur globalen Expansion keine Alternative: „Wir folgen unseren wichtigsten Kunden in die am schnellsten wachsenden Regionen.“ Nokia beispielsweise betreibt bei Shanghai eine Fabrik, in der ausschließlich für den chinesischen Markt produziert wird. Während AT & S laut Dörflinger für den europäischen Markt mit den Kunden Nokia und Siemens das Optimum erreicht hat, wird für den Fernen Osten ein dritter Handy-Hersteller als strategischer Kunde gesucht. Wunschkandidaten sind Panasonic und Sony. Mit den weltweit führenden HDI-Microvia-Herstellern in Taiwan und Japan hat AT & S laut Dörflinger damit in Volumen und Qualität fast gleichgezogen. Weiter gesucht wird auch ein Produktionspartner in den USA. Dabei gibt es allerdings ein kleines Problem: „Was wir wollen, bekommen wir nicht, was uns angeboten wird, passt nicht zu uns“, so Dörflinger. Dafür war AT & S jenseits des Atlantiks auf der Kundenseite erfolgreich. Die kanadische RIM, ein Hersteller von Palm-ähnlichen Pocket-Computern, wird zunächst für drei Jahre mit Leiterplatten beliefert. RIM zählt bei Personal Data Assistants (PDAs) zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen. Der Einstieg in diesen Markt soll den Umsatzanteil der Mobiltelefone allerdings bei 60 % halten. Und das, obwohl Dörflinger mit einem Umsatzwachstum von 330 Mill. Euro im Geschäftsjahr 2000/01 auf mehr als 1 Mrd. Euro 2004/05 rechnet. HANDELSBLATT, Mittwoch, 07. Februar 2001
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