Der Traum davon, dass man eines Tages die ausgiebige Energie der Sonne 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche nutzen kann, hat neulich einen großen Schritt nach vorne gemacht, nachdem das Stromversorgungsunternehmen Tucson Electric vergangene Woche einen Stromabnahmevertrag über 20 Jahre für Solarenergie und ihre Speicherung für weniger als 0,045 US-Dollar pro Kilowattstunde (kWh) unterschrieben hat. Dies ist weniger als die Hälfte des Preises für Einzelhandelsstrom und gering genug, um mit Strom, der aus Erdgas, Kohle oder Kernkraft gewonnen wird, konkurrieren zu können. Es lässt sich nur kaum übertreiben, welche Bedeutung dieser Deal für Solarstrom, die Energiespeicherung und die Disruption der gesamten Strombranche hat. Damit wird der Markt für Solarenergie, der zusammen mit einem massiven Markt für Energiespeicherung die Stützpfeiler der Stromindustrie grundlegend auf den Kopf stellen könnte, exponentiell größer. Investoren müssen sicherstellen, dass dieser Trend sich für sie zu einem Rücken- und keinem Gegenwind entwickelt, da der Solar-Plus-Speicher-Zug doch schneller fährt, als viele erwartet haben. Solarstrom plus Speicherung ist keine Eintagsfliege Der Tucson-Electric-Stromdeal war schon überraschend, da der Preis für Solarstrom darin bei 0,03 US-Dollar pro kWh lag, was bedeutete, dass die Energiespeicherung etwa 1,5 Cent des Gebots ausmachte. Besonders überraschend war jedoch, dass Tucson Electric dieses Abkommen mit NextEra Energy (WKN:A1CZ4H), einem großen US-Stromversorger, abgeschlossen hat. Dies ist kein verrückter Entwickler, der nur hofft, dieses Projekt auf jemand anderes abzuladen oder ein Unternehmen, das nur nach guten Schlagzeilen aus ist. Dieses Stromversorgungsunternehmen geht keine Deals ein, von denen es glaubt, sie seien unprofitabel und es hat keinerlei Interesse daran, ein Solar-Plus-Speicher-Geschäft aufzubauen, nur um einer der Vorreiter auf diesem Bereich zu sein. Nein – es unternimmt dieses Projekt, weil es sich wirtschaftlich rentiert. Tesla (WKN:A1CX3T) hat mit einem im vergangenen Jahr in Hawaii abgeschlossenen Energievertrag über Solarstrom zu einem Preis von 0,11 US-Dollar pro kWh vorgelegt, doch wenn ein Stromversorgungsunternehmen solche Projekte abschließt, wirken sie aus finanzieller Perspektive glaubwürdiger. Es könnte auch bedeuten, dass Solarunternehmen wie SunPower (WKN:A1JNM7) und First Solar (WKN:A0LEKM) in Zukunft vermehrt auf Speicherung setzen werden – etwas, über das beide bereits nachgedacht und in ihre Kraftwerkskonzepte integriert haben. Unabhängig davon, wer die Ausrüstung dafür liefert, macht dieser Schritt den Solar- und Energiespeichermarkt enorm größer.
Bildquelle: FIRST SOLAR. Der Solar-Plus-Speicher-Markt wächst exponentiell Wenn das Solar-Plus-Speicher-Konzept mit Kohle, Erdgas, Wind und Kernkraft kostentechnisch konkurrieren kann (vergiss nicht, dass sowohl Solarstrom als auch die Speicherung von Jahr zu Jahr günstiger werden), lässt sich die Bedeutung dieser Möglichkeit kaum überbewerten. Das US-Energieministerium schätzte vergangenes Jahr, dass auf globaler Ebene bis 2040 jährlich 35,5 Billionen kWh Strom verbraucht werden würden. Wenn wir annehmen, dass Solarstromkraftwerke 20 % des Tages Strom produzieren – da die Sonne schließlich nicht 24 Stunden, 7 Tage die Woche scheint – dann bräuchte man eine globale Solarstromproduktion von 20,833 GW, um die globale Nachfrage durch die Produktion und Speicherung von Zehntausenden GWh Solarstrom zu decken. Zur Veranschaulichung: GTM Research prognostiziert, dass es Ende 2017 installierte Solaranlagen mit einer Leistung von 306 GW geben wird. In anderen Worten: Solaranlagen müssten ihre Leistung in den nächsten 23 Jahren um das 68-Fache erhöhen, wenn wir 100 % unserer Energie aus Solarkraft gewinnen wollen. Es scheint eher ein Wunschtraum zu sein, eines Tages die gesamte Energie aus Solarkraft zu gewinnen, doch es sind die Zahlen, auf die es hier ankommt. Wenn eine Einheit Solarstrom zu einem Preis produziert und gespeichert werden kann, der niedriger ist als die Kosten zur Produktion von Strom aus jeder anderen Energiequelle, gibt es nichts, das Solarwachstum aufhalten kann. Und dies könnte für Solarunternehmen sowie Stromversorgungsunternehmen zum echten Game-Changer werden. Stromversorgungsunternehmen stecken in ernsthaften Schwierigkeiten Für Stromversorgungsunternehmen liegt die kurzfristige Bedrohung darin, dass niedrige Preise für Solarstrom-Plus-Speicherung zu einer geringeren Anlagebasis, auf Basis dessen von Kunden Gebühren verlangt werden, führen. Ein Monopol-Energieversorgungsunternehmen muss die Anzahl seiner Kernkraftwerke, Hochspannungsleitungen und Vertriebseinrichtungen ständig ausbauen, damit es von Kunden für diese Gebühren verlangen und so garantierte Gewinne erwirtschaften kann. Wenn Kunden ihre eigene Energie produzieren und speichern und es dadurch zu weniger Aufrüstungen von Stromkraftwerken kommt, ist selbst für monopolistische Versorgungsunternehmen weniger zu holen. In Großhandelsmärkten könnten niedrige Kosten für Solarstrom-Plus-Speicherung bestehende Erdgas-, Kohle- und sogar Kernkraftwerke überflüssig machen und die derzeitigen Probleme von Großhändlern weiter verschärfen. Erdgas hat die Anzahl der Kohlekraftwerke bereits jetzt dezimiert und auch andere fossile Brennstoffe könnten dies bald zu spüren bekommen. Auf der anderen Seite können Stromversorgungsunternehmen, die den Übergang zu Solarstrom und Speicherung schnell mitgehen und es schaffen, ihre Fremdkapitalkosten gering zu halten – wie beispielsweise NextEra – einen langfristigen Wettbewerbsvorteil aufbauen. Die langfristige existenzielle Bedrohung für Versorgungsunternehmen ist, dass dezentrale Energiequellen (Energiegewinnungs- und Speicheranlagen, die Verbraucher selbst besitzen können, wie Solardachanlagen und Batterien) anfangen, sich wirtschaftlich zu rentieren. Damit wären Millionen von Haushalte in der Lage, das öffentliche Stromnetz zu verlassen und klassische Stromversorgungsunternehmen, wie wir sie kennen, obsolet zu machen. Dies könnte seit der Glühbirne die größte Nachricht im Energiesektor sein. Wie geht es im Energiemarkt weiter? Tucsons Energiedeal ist ein Leitindikator dafür, wie es im Energiesektor weitergehen könnte, da es über sehr starke Solarressourcen verfügt. Es könnte also noch eine Weile dauern, bevor weniger solarstromfreundliche Gegenden Solarstrom-plus-Speicherung für 4,5 (USD-)Cents pro kWh erhalten werden, doch die Tatsache, dass die Kosten bereits heute so niedrig sind und große, gut gemanagte Unternehmen Preise bieten, die Solarstrom-plus-Speicherung mit fossilen Brennstoffen konkurrenzfähig machen, ist für die gesamte Energiebranche eine bahnbrechende Entwicklung. Und auch Investoren eröffnen sich im Solarstrom-plus-Speicher-Markt so enorme Möglichkeiten.
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