Ich habe das ungute Gefühl, dass die Kurse bis zu den Wahlen extrem schwanken werden. Wenn jedoch in Zukunft Nachrichten vom Schlage eines "Weber tritt ab", "Portugal wird herabgestuft" oder "Griechenland kann Darlehen nicht begleichen" veröffentlicht werden, dann hat die TRY echt große Chancen zur einer sehr stabilen Regionalwährung (naher Osten, Nordafrika, Zentralasien) zu werden. Man mag sich fragen: Warum?
Hier meine perönlichen Ansichten: Demokratische Werte wurden durch die jüngsten Ereignisse in Ägypten und Tunesien auf andere arabische Länder projiziert, was dort wiederum den Demokratisierungsprozess antreibt. -> Das wichtigste ist meines Erachtens, dass die Region stabil bleibt! Und das ägyptische Militär hat nach Mubarak's Sturz einen Schritt in die richtige Richtung gemacht und den Friedensvertrag mit Israel bestätigt. Nachmachen bitte!!! Bis die Wogen sich überall geglättet haben, ist es durchaus vorstellbar, dass Kaufleute, Industrielle und generell Vermögende sich eine stabile Währung aus dem Nachbarfeld aussuchen. Und welche Währung wäre da stabiler als die TRY.
Zurück zur Türkei: Man kann über den Regierungsstil Erdogans streiten, aber er hat dem Land wirtschaftlich ziemlich stark auf die Beine geholfen - nicht zuletzt durch die Reformen, die seinerzeit der ehemalige Finanzminister und Weltbank-Vize Kemal Dervis auf den Weg gebracht und die Türkei vor dem Kollaps gerettet hat. Aber diese Mammutleistung wird leider auch viel zu oft vergessen...
Überdies gibt es jedoch manchmal einige Entscheidungen der Türkischen Zentralbank, die sich sogar dem Verständnis der Experten entziehen und Zündstoff für Contra-TRY geben. Bestes Beispiel: die Zinssenkung der Zentralbank und die neue Vorschrift an die Banken, die eigenen Reserven zu erhöhen. Verstehe ich nicht. Vielleicht kann hier jemand anders Aufklärungsarbeit dazu leisten.
Fakt ist, dass die Türkei eine sehr reale Chance hat, nicht nur weiterhin aussenpolitisch als Vermittler und Friedensstifter in dieser Region aufzutreten, sondern vor allem auch wirtschaftspolitisch am Aufbau in der Region mitzuwirken. Man dürfte des Weiteren gespannt sein, wie sich der Iran in Zukunft verhalten wird. Solange es der Opposition nicht gelingt Ahmadinedschad, den Wächterrat und Konsorten zu entmachten, wird der Iran ein Unsicherheitsfaktor bleiben.
Weiterhin ist es ein Kaftum, dass wir mit dem EURO nicht am Abgrund stehen. Aber es lohnt sich natürlich immer wieder alternative Währungen für langfristige Anlagen in das eigene Blickfeld zu rücken. Der US-$ scheidet hier als Kandidat immer mehr aus. Die TRY gewinnt hier ganz klar dazu, vor allem weil es ein EU-Nachbar ist und den Vermögenden aus den arabischen Ländern einen sicheren Hafen bietet. Aber was ist schon langfristig? Angesichts der Turbulenzen der letzten Jahre betiteln wir schon mal einen Monat als "lang" wie ein ganzes Jahr (oder gefühltes Jahrzehnt). Dazu kommt nicht nur die Chance/Unsicherheit aus der Region, sondern auch diejenige Unsicherheit aus den eigenen Reihen der Türken. Was beabsichtigt die Türkei mit ihrer Währungspolitik?
Ich habe leider nur ein Semester lang die Türkei im Studium behandelt (EU-Türkei-Zollunion) und mein Verständnis reicht natürlich nicht aus (wäre ja sonst anmassend). Aber aus den Berichten, die ich die letzten Tage durchforstet habe, geht auch keine 100%ige Empfehlung hervor - weil sich die "Stürme" in Europa (EUR) und Naher Osten/ Afrika noch nicht gelegt haben, sondern in vollem Gange sind. Wem das reicht, der kann es ausprobieren und muss sich dann aber zurücklehnen, sich nicht von jeder Kursschwankung verrückt machen lassen. Gerne lasse ich mich bei dieser Sache eines besseren belehren und wünsche mir hier noch viele andere Beiträge. Schließlich bin ich - so wie wir alle - auch für jeden Denkanstoß dankbar, mit dem ich Geld verdienen kann.
Beste Grüße und einen schönen Sonntag, Oki-Wan 2.0
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