Wall Street: Stresstest bestandenDatum 10.04.2009 - Uhrzeit 00:28 (© BörseGo AG 2000-2009, Autor: Maier Gerhard, Redakteur, © GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
WKN: A0AET0 | ISIN: US78378X1072 | Intradaykurs: New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street hat es geschafft. Der Aktienmarkt schloss heute mit fulminanten Gewinnen. Das ist zugleich der fünfte Wochengewinn hintereinander, trotz einer - sehr milden - Korrektur am Wochenbeginn. Damit hat die Rallye wieder mal einen Stresstest bestanden.
Einen Stresstest bestanden auch die Banken. Die New York Times berichtete, dass voraussichtlich alle 19 Großbanken, die derzeit von der US-Regierung einem sogenannten „Stresstest“ unterzogen werden, die Prüfung bestehen. Dabei prüft das Finanzministerium, ob die Banken auch dann überlebensfähig sind, wenn sich die Rezession noch verschlimmert.
Bankenkrise? Welche Bankenkrise?
Das positive Ergebnis wurde heute von Wells Fargo & Co. untermauert. Der zweitgrößte Kreditgeber der USA, der vor ein paar Monaten die angeschlagene Bank Wachovia geschluckt hatte, gab vor Börsenbeginn einen völlig überraschenden Gewinnausblick ab. Der Kreditkonzern stellt für das erste Quartal einen Rekordgewinn von rund drei Milliarden Dollar in Aussicht, weit über den Erwartungen der Wall Street.
Weil Wells Fargo (und auch der New York Times-Bericht) die in den Vortagen verbreiteten zahlreichen pessimistischen Kommentaren zu den Banken widerlegen, stellten sie das Vertrauen in den Finanzsektor wieder her. Das war wohl der Hauptgrund für die heutige fulminante Rallye. Allein im heutigen Wall Street Handel gewann der Finanzsektor wieder 15,5 Prozent, seit dem Tief vom 9. März rund 60 Prozent.
Potential für angenehme Überraschungen
Den Stresstest bestanden auch zahlreiche Einzelhändler, jedenfalls gingen bei vielen Shopbetreibern die (heute gemeldeten) März-Umsätze weniger stark zurück als befürchtet. Daher konnte das Gros der Einzelhändleraktien die gestrige Rallye beschleunigt fortsetzen.
“Die Erwartungen sind derzeit so niedrig, damit öffnen sie ein weites Potential für angenehme Überraschungen,” kommentierte Bruce Bittles, Investment Stratege beim Broker und Vermögensverwalter Robert W. Baird & Co. „Deshalb dürften die Aktien bis in den späten Sommer steigen“, fügte er hinzu.
Das Schlimmste gesehen?
Auch der Arbeitsmarkt scheint den Stresstest zu bestehen. Jedenfalls signalisierten die heutigen Jobdaten zumindest eine kleine Entspannung, sie gingen nämlich zurück, allerdings nur leicht und bewegen sich weiter auf unerfreulich hohem Niveau.
Die - wie jeden Donnerstag gemeldeten - wöchentlichen Arbeitslosenmeldungen bröckelten auf 654.000 (Vorwoche 674.000 , Konsenserwartung: 660.000). Die Zahl der kontinuierlich gemeldeten Empfänger von Arbeitslosengeld stieg allerdings auf 5,84 Millionen (Vorwoche: 5,745 Millionen).
Die heutigen Meldung passen in das Mosaikbild, das seit rund vier Wochen entsteht. Dessen viele kleine „Steinchen“ (Konjunktur- und Unternehmensdaten) zeichnen ein zunehmend helleres Bild der Wirtschaft. „Eine Vielzahl von Kleinigkeiten geben jetzt den Investoren die Hoffnung, dass die Wirtschaft das Schlimmste gesehen hat“, erklärte Andrew Lebow, Senior Vice President und Broker bei der Handelsfirma MF Global.
„Das Schlimmste der Rezession ist jetzt im Rückspiegel“, verkündete auch Robert Doll, Global Chief Investment Officer bei dem Vermögensverwalter BlackRock in einem Interview mit dem TV-Kanal CNBC.
Natürlich mussten sich wieder viele Leerverkäufer eindecken, die auf fallende Kurse gewettet haben, allein bei Wells Fargo waren gestern 156 Millionen Aktien leerverkauft (!). Der Anfang dieser Eindeckungen übte einen zusätzlichen Schub aus und dürfte die Kurse in den kommenden Monaten stützen.
Der Dow Jones Industrial Average gewann 3,14 Prozent auf 8.083 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 stieg 3,81 Prozent auf 856 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index hüpfte 3,89 Prozent auf 1.652 Punkte. Der Small Cap-Index Russell 2000 kletterte sogar 5,2 Prozent. Dort werden relativ kleinere Unternehmen erfasst, die als besonders konjunktursensitiv gelten.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 0,8 Prozent. S&P 500 plus 1,7 Prozent. Seit dem Tief vom 9. März gab es ein Plus von 27 Prozent. Nasdaq plus 1,9 Prozent.
|