von Sönke Iwersen
Balda-Zentrale in Bad Oyenhausen: Die Beschäftigten fühlen sich belogen und getäuscht.
Quelle: dpa DÜSSELDORF. Zehn ehemalige Mitarbeiter des Handyzulieferers Balda haben eine Strafanzeige wegen Insolvenzbetrug gestellt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld bestätigte den Eingang der Anzeige ( AZ 56 Js 851 /10) , wollte sich jedoch nicht zu Details äußern. Wie das Handelsblatt von den Beteiligten erfuhr, rührt die Anzeige aus dem Verkauf zweier Balda - Töchter im Mai 2008. Die Muttergesellschaft, die Balda AG, veräußerte damals ihre Handy- Schalenproduktion samt Werkzeugbau an die Hanse Industriekapital (Hanse IK). Deren Manager, Peter Twele, übernahm die Geschäftsführung und kündigte an, die Betriebe weiterzuführen. Gut ein Jahr später meldete er für beide Insolvenz an. Vor vier Wochen wurden die Maschinen und technischen Anlagen durch das Auktionshaus Dechow versteigert. Die Beschäftigten fühlen sich belogen und getäuscht. "Es ist genau das eingetreten, was wir immer befürchtet haben und was immer bestritten wurde: Unser Unternehmen wurde gezielt in die Insolvenz geführt", sagt Helmut Kunz. Er war Betriebsratschef der Balda Solution Deutschland GmbH, kennt den Betrieb seit 39 Jahren und wird in der Strafanzeige als Zeuge der Anklage genannt. Die Anzeige richtet sich gegen alle verantwortlichen Personen - sowohl aufseiten von Balda als auch der Hansa IK. Nach Einschätzung von Kunz haben sich die neuen Geschäftsführer nie ernsthaft um eine Fortführung des Betriebs bemüht. "Die Mitarbeiter haben Twele in einer Versammlung direkt an den Kopf geworfen, er würde doch nichts tun und den Laden nur abwickeln", sagt Kunz. "Der hat das gar nicht erst bestritten. Er hat nur gegrinst."
Balda-Mitarbeiter stellen Strafanzeige Seite: « 2 / 2
Twele ließ eine Bitte des Handelsblatts um eine Stellungnahme unbeantwortet. Auch Balda will nichts sagen. Der Hanse-IK-Manager Marc Eberle bestritt eine geplante Insolvenz. "Wer uns kennt, weiß, dass wir ehrenhafte Leute sind", sagt er. Die Hanse IK habe die ehemaligen Balda - Gesellschaften noch vor der Insolvenz an seine Partner Twele und Jörg Tilmes verkauft. Wann dieser Verkauf stattgefunden haben soll, konnte Eberle jedoch nicht sagen. Sollte die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe der Balda - Mitarbeiter erhärten können, drohen den Beteiligten empfindliche Folgen. Nach Angaben des Anwalts und Insolvenzspezialisten Volker Grub kämen aufseiten des Verkäufers, also der Balda AG, als Straftatbestände Insolvenzverschleppung und Untreue in Betracht. Sie könnten mit mehreren Jahren Haft geahndet werden. Die Untätigkeit der von der Hanse IK entsandten Manager könnte als bewusste Schädigung interpretiert werden und Schadensersatzforderungen nach sich ziehen. Die Balda -Mitarbeiter hatten den Verkauf ihrer Firmen im Mai 2008 von Anfang an als Farce bezeichnet. Zuvor war bereits ein Verkauf an den Finanzinvestor Aurelius gescheitert. "Nach einer sehr kurzen Verhandlungsphase", wie es in der Strafanzeige heißt, wurde sich Balda dann mit der Hanse IK einig. Es herrschte allseits Zuversicht. "Wir hätten die Gruppe nicht übernommen, wenn wir nicht von ihren Erfolgsaussichten überzeugt wären", sagt Eberle dem Handelsblatt. Im Nachhinein erklärt sich die damalige Fröhlichkeit auch damit, dass die Hanse IK einen Großteil des Kaufpreises von rund zehn Mio. Euro gar nicht zahlen musste. Stattdessen gewährte Balda dem Käufer dafür Darlehen. "Die ganze Konstruktion riecht danach, dass man den Kram einfach los sein wollte", sagt Stefan Chatziparaskewas, der Anwalt der Balda -Mitarbeiter. "Die Balda AG wollte ihre Börsen-Story nicht von Insolvenzen stören lassen. Sie brauchte also einen Abwickler, und den hat sie mit der Hanse IK gefunden."
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