Warum Milliardär George Soros massenhaft Balda-Aktien kauft US-Investor nutzt Handyzulieferer als Hintertür für einen Börsengang in Taiwan. Sönke Iwersen Düsseldorf Jahrelang war Balda der Schrecken der Börse. Wenn es der Handyschalenhersteller aus Bad Oeynhausen in der Vergangenheit in die Schlagzeilen schaffte, dann mit Hiobsbotschaften: vernichtende Quartalszahlen, vermasselte Verkäufe von Unternehmenstöchtern, Schlammschlachten mit seinen Anlegern. Ein Großaktionär nach dem anderen verabschiedete sich seit 2008 von seinen Anteilen. Manche fluchten nur, andere sprachen von Insolvenzrisiko und drohten mit Schadensersatzklagen. Doch als der Kurs der Balda-Aktie unter einen Euro fiel, wurde es still. Balda galt als Zombie der Handybranche, ein lebender Untoter, bei dem nichts mehr zu holen war. Und jetzt das: Vor zehn Tagen meldete Balda, dass der US-Milliardär George Soros mit seinem Quantum- Fonds mehr als drei Prozent der Unternehmensanteile gekauft hatte. Die leidgeprüften Balda-Aktionäre wischten sich die Augen. Soros? Bei Balda? Damit nicht genug. Wer genauer hinsah, entdeckte eine Meldung, die das Unternehmen schon zu Monatsbeginn verschickte. Senrigan Capital aus Hongkong hatte fünf Prozent gekauft. Hinter Senrigan stehen Geldriesen wie Blackstone. Gestern dann das i- Tüpfelchen: Der Amerikaner Marc Kingdon, der mit seinem Hedge-Fonds Kingdon Capital vier Mrd. Dollar verwaltet, hat drei Prozent an Balda gekauft. Und das, obwohl Balda vor wenigen Tagen wieder einmal eine Gewinnwarnung herausgab. Die Lösung des Rätsels? Für die Bewertung der Balda-Aktie ist das Kerngeschäft von Balda gerade unwichtig. Soros, Senrigan und Kingdon wissen etwas, was viele andere offenbar nicht wissen. Konkret: Am Freitag wird in Taiwan der Touchscreen-Hersteller TPK an die Börse gehen. Das Unternehmen gilt als Überflieger der Branche, produziert unter anderem die Touchscreens für Apple und wächst dramatisch. Balda hielt einmal 50 Prozent an TPK, musste sich dann unter finanziellem Druck von Anteilen trennen. Noch immer liegen aber 18,6 Prozent der TPK-Anteile in Bad Oeynhausen. Investment-Gurus wie George Soros sehen hier ein Geschenk des Himmels. Laut chinesischen Finanzkreisen war der Börsengang von TPK 82-fach überzeichnet. Der Ausgabekurs von TPK wurde mit 220 taiwanesischen Dollar festgelegt, schon heute aber liegt der Kurs auf dem chinesischen Graumarkt bei 620 taiwanesischen Dollar. Umgerechnet wäre damit der TPK-Anteil von Balda rund zehn Euro pro Aktie wert – und obwohl sich der Balda-Kurs seit Sommer verdreifacht hat, liegt er aktuell nur bei sieben Euro. Soros und andere nutzen deshalb die Balda-Aktie als Hintertür, um doch noch an dem TPK-Börsengang teilzunehmen. Ein Kursgewinn von 30 Prozent gilt auch unter Milliardären als akzeptable Alternative. Bad Oeynhausen sei Dank. Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/boersenspiel/...4361,qts=PREMIUM man muss leider registrierter Premium Kunde sein, um den Artikel dort zu lesen
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