06.02.2008 16:42 Monoliner schieben neue Abschreibungswelle an von Angela Göpfert
Die drohende Herabstufung der Anleihenversicherer durch die Ratingagenturen ist für Experten derzeit das "brennendste Thema" an den Finanzmärkten. Kommt es zum Super-Gau, müssen die Banken zusätzliche Abschreibungen in Milliardenhöhe stemmen. Die Kassandrarufer haben nun auch prominente Verstärkung erhalten. Die drohenden Bonitäts-Herabstufungen von Anleiheversicherern haben nach Ansicht der Ratingagentur Standard & Poor's "signifikante" Folgen für Banken. In ein paar Fällen dürfte es bei den Geldhäusern selbst sogar zu Rating-Herabstufungen kommen, warnte S&P-Analystin Tanya Azarchs am Dienstagabend.
"Minütlich neue Horrormeldungen" Das Erschreckende an dieser Aussage ist dabei nicht die These selbst. Diese ist dem Markt seit Wochen wohl vertraut. Doch die Tatsache, dass sie von einer Ratingagentur selbst vertreten wird, lässt aufhorchen. "Das ist ein letzter Warnschuss in Richtung Banken", ist Kornelius Purps überzeugt.
Im Gespräch mit boerse.ARD.de betont der Anleihenstratege der Unicredit die Dramatik der Situation: "Das ist im Moment das brennendste Thema an den Finanzmärkten. Wir müssen uns jetzt darauf einstellen, dass quasi minütlich neue Horrormeldungen über die Ticker laufen können." Das Thema Kreditversicherer dürfte weiterhin entscheidend für die Entwicklung der Finanzmärkte in den kommenden Wochen und Monaten sein, meint auch Matthias Jörss, Marktstratege beim Bankhaus Sal. Oppenheim.
Mehr zum Top-Thema "Letzter Warnschuss für Banken" Neue Abschreibungswelle bei Banken? Dabei ist allein die schiere Größe der von den Monolinern versicherten Anleihen Furcht einflößend: 2,5 bis 3,3 Billionen Dollar, darunter gut 60 Prozent der Bonds von US-Kommunen. Allein die Branchengrößen MBIA und Ambac garantieren Bonds in Höhe von rund 2,4 Billionen Dollar.
Müssten diese Monoliner ihr AAA-Rating abgeben, dann würden die von ihnen versicherten Papiere ebenfalls herabgestuft. Institutionelle Investoren, die von ihren internen Richtlinien her gezwungen sind, nur in AAA-Anleihen zu investieren, müssten diese Papiere nun abzustoßen. "Auf die Banken rolle eine ganz neue Welle von Wertberichtigungen zu", betont Anleihenstratege Purps. Die Verluste im Falle einer Herabstufung der Monoliner werden von Marktbeobachtern auf rund 200 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Alte Bekannte Eine neue Abschreibungswelle bei Banken dürfte wiederum bei den betroffenen Geldhäusern selbst zu Herabstufungen führen. Auf diese Gefahr hatte Standard & Poor's bereits vergangene Woche angespielt: Die Rating-Agentur hatte ihre Einschätzung für den europäischen Bankensektor überarbeitet und die Ausblicke von Credit Suisse und UBS, aber auch von Deutsche Bank, Allianz-Tochter Dresdner Bank, Barclays und Fortis auf negativ gesenkt.
Auch die US-Analystin Meredith Whitney warnte vor einigen Tagen, dass vor allem die US-Institute Citigroup, Merril Lynch und die Schweizer UBS von einem solchen Dominoeffekt betroffen wären. Dabei ist Whitney in der Finanzkrisenwelt keine unbekannte Größe: Ihre Herabstufung der Citigroup hatte im November Finanzwerte weltweit einbrechen lassen und für einen kräftigen Kursrücksetzer bei den großen Aktienindizes gesorgt.
Politik unter Druck Angesichts der immensen Gefahren, die von einer Herabstufung der Monoliner ausgehen, schmieden derzeit Banken rund um den Globus Rettungspläne. Dabei wird Medienberichten zufolge unter anderem über die Gründung eines Hilfsfonds von 15 Milliarden US-Dollar diskutiert. Doch bislang blieben die Gespräche ohne Ergebnis. "Ich bin sehr skeptisch, dass es da zu einer Lösung kommt, die die Märkte über den ersten Freudentaumel hinweg trägt", sagt Purps.
Dagegen rechnet der Kölner Vermögensverwalter Bert Flossbach mit einer politischen Unterstützung und der staatlichen Bereitschaft, der Konjunktur und den Banken unter die Arme zu greifen. "Weder die Regierungen noch die Notenbanken können die Pleite einer Großbank zulassen", argumentiert Flossbach.
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