Du kochst das ganze m.E. viel zu hoch. Wobei ich es auch durchaus etwas verwerflich finde, solche Dinge herbeizureden, auch wenn man dabei keine schlechten Absichten haben mag.
Ja, es sind schon überall durchaus besondere Zeiten. Solche Dinge, wie die Auschreitungen am Kapitol in US, der Vandalismus, der dort von anderer Seite an Denkmälern und Kulturgütern betrieben wird, die ebenfalls immer wieder ausufernden Covidioten Demos bei uns im Osten, sowie überhaupt diese ganze Bewegung um Figuren wie Captain Future oder Attila Hildmann, die Gelbwestenproteste in Frankreich, die ebenfalls regelmäßig entgleisen, oder letzlich auch die Auschreitungen in Hamburg beim g20 Gipfel... all diese Phänomene hätte man sich noch vor 10-15 Jahren nirgends vorstellen können.
Obwohl es sich hier um Bewegungen handelt, die teilweise von völlig unterschiedlichen Gruppen betrieben werden, so sehe ich dort überall schon gewisse Schnittmengen hinsichtlich der eigentlichen Dynamik, sowie der übergeordneten Phänomene, die diese Dynamiken überhaupt erst auslösen.
Mit rechts und links hat das alles m.E. gar nicht ganz so viel zu tun, wie man vielleicht auf den ersten Blick auf die Idee kommen könnte. Dabei sind all diese Bewegungen m.E. bei allem was dabei auch in Teilen vorgetragen wird, wofür man zumindest ein gewisses Verständnis aufbringen kann, letztlich alle äußerst destruktiv.
Auch wenn diese Bewegungen sehr viel Lärm versursachen, so ist das alles zahlenmäßig m.E. aber gar nicht ernsthaft als so große Bedrohung zu betrachten.
Es reicht völlig aus, wenn Exekutive und Judikative ihre Arbeit machen und die Randalierer strafrechtlich entsprechend verfolgen (auch in US).
Dabei sollte es allerdings keine Toten geben müssen. In den USA sind die Polizisten im allgemeinen nun leider sehr schnell bei der Schusswaffe, was m.E. sehr tief mit dem liberalen Wachenrecht in US sowie der gesamten dahinterstehenden Kulturgeschichte zu tun hat. Nichtsdestotrotz sollte man das von aussen betrachtet aber nicht als "Normalität" akzeptieren.
Was wäre hier wohl losgewesen, wenn der blöde Hildmann beim Versuch den Berliner Reichstag zu stürmen erschoßen worden wäre?...oder irgend ein flaschenwerfender Demonstrant bei den g20 Demos? Nein, solche staatlichen Gewaltexzesse sollte man sich nicht wünschen, sonst ist man womöglich schon selber mehr zu einem Faschisten geworden, als einem lieb ist. Sowas hier für notwendig zu halten, beruht zudem auch auf einer drastischen völligen Fehleinschätzung der tatsächlichen Lage.
Auch die Polarisierung "Pro Trump oder Pro Rep = Faschist" ist dann auch viel zu einfach, um den Lebenswirklichkeiten auch nur Ansatzweise in irgendeiner Weise gerecht werden zu können. Wer so daherredet, sollte anderen im übrigen auch besser keine Naivität vorhalten. Eine naivere Position dazu kann man nämlich gar nicht vertreten (mit Ausnahme vielleicht der ebenso unsinnigen inversen Position "Antitrump = Kulturmarxist")
Wer eine wirklich besonnene und verantwortungsvolle Haltung einnehmen möchte, der beteiligt sich nicht an solchen Polarisierungen, auch da kann nämlich am Ende nichts Gutes daraus erwachsenen.
Ich kann im übrigen auch nichts Gutes daran finden, sich in solchen Zeiten zu einem Inquisitor oder Jakobiner aufzuschwingen, oder so eine Haltung dazu für richtig zu halten.
Des weiteren sollten auch informelle Sanktionen seitens gesellschaftlicher Institutionen nicht in einem völlig unangemessenen Verhältnis zur Verfehlung stehen, ansonsten ist man schnell bei dem Wahnsinn von McCarthy angelangt.
Ich für meinen Teil weigere mich jedenfalls, mich an solchen Polarisierungen zu beteiligen, und ich weigere mich noch mehr, ganze Lebenswerke zu entwerten (oder sogar den ganzen Menschen selbst), bloß weil jemand mal irgendwann irgendetwas blödes gesagt oder getan oder auch gedacht haben mag.
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