Rettungsschirm
Aareal Bank holt sich trotz Gewinn Geld vom Staat
Von Sebastian Jost 15. Februar 2009, 19:20 Uhr
Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank bekommt Kapital vom Staat. Der Rettungsfonds SoFFin steigt mit gut einer halben Milliarde Euro bei der Wiesbadener Bank ein. Außerdem garantiert der Staat mit bis zu vier Milliarden Euro für das Unternehmen – obwohl die Bank für 2008 schwarze Zahlen ausweist.
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Holt sich Geld vom Staat: Immobilienfinanzierer Aareal Bank in Wiesbaden
Zum zweiten Mal hat eine private Bank Kapitalhilfen des Bundes erhalten. Der Bankenrettungsfonds Soffin beteiligt sich mit einer stillen Einlage von 525 Millionen Euro an dem Wiesbadener Immobilienfinanzierer. Außerdem stellt der Bund für neue Schulden der Aareal Bürgschaften von bis zu vier Mrd.Euro zur Verfügung. Für das vergangene Jahr gab die Bank allerdings trotz der Krise einen Vorsteuergewinn von 117 Millionen Euro bekannt. Bisher hatte der Soffin nur der Commerzbank frisches Eigenkapital zugeschossen.
Vorstandschef Wolf Schumacher bemühte sich in einer Telefonkonferenz, den Eindruck zu vermeiden, dass eine akute Notlage den Gang zum Soffin nötig gemacht habe. „Wir sind kein Rettungs- oder Sanierungsfall, die Bank ist kerngesund, und es deutet nichts darauf hin, dass sich das ändert“, sagte er. Die Aareal habe in jedem Quartal seit Ausbruch der Finanzkrise schwarze Zahlen geschrieben. Die Staatshilfe diene einerseits dazu, Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen, ebenfalls gestützten Banken zu vermeiden. Andererseits will Schumacher sein Institut „wetterfest machen, denn niemand weiß, wie tief die Rezession wird“.
Der Aktienkurs der im Nebenwerte-Index MDax notierten Aareal war im Zuge der Finanzkrise von rund 40 Euro auf zuletzt nur noch 3,80 Euro abgestürzt. Schumacher hatte dies jedoch stets auf eine „Sippenhaft“ für alle Hypothekenbanken zurückgeführt. Tatsächlich ist das Vertrauen der Kreditgeber in die Aareal offenbar noch deutlich größer als bei anderen Banken. Um frisches Fremdkapital zu bekommen, muss das Institut derzeit nur rund 1,1 Prozentpunke mehr Zinsen zahlen als der Bund als erstklassiger Schuldner. Zum Vergleich: Der Risikoaufschlag beträgt bei der Commerzbank und der Deutschen Bank derzeit mehr als zwei Prozentpunkte, bei der schwer angeschlagenen Hypo Real Estate (HRE) sogar 4,5 Prozentpunkte. Allerdings sehen etwa die Analysten von JP Morgan bei der Aareal durchaus langfristige Risiken im 24 Milliarden Euro schweren Portfolio an gewerblichen Immobilienkrediten.
Anders als bei der Commerzbank sichert sich der Bund bei der Aareal keine stimmberechtigten Aktien. Allerdings verpflichtete sich die Aareal Holding, hinter der deutsche Versicherungen und Banken stehen, ihren 37-Prozent-Anteil nicht zu reduzieren, bis die Staatshilfe zurückgezahlt ist. Das soll verhindert, dass etwa ausländische Investoren die Kontrolle übernehmen.
Für die staatliche Kapitalstütze muss die Aareal, die 2002 von der heutigen HRE-Tochter Depfa abgespalten wurde, neun Prozent Zinsen zahlen. Dies werde den Immobilienfinanzierer nach Abzug von Steuerersparnissen 16 Millionen Euro pro Jahr kosten, teilte die Bank mit. Die Kernkapitalquote als Gradmesser für die Solidität einer Bank steigt durch die staatliche Hilfe von acht auf gut zehn Prozent. Damit kommt die Aareal auf ein ähnliches Niveau wie etwa die Deutsche Bank.
Mitarbeit: Daniel Eckert