Ich kenne Deine These, dass alles Papiergeld in einer Megainflation komplett seinen Wert verlieren wird. Ähnlich hat sich in einem anderen Thread "Silberlöwe" geäußert, der gleiches erwartet, allerdings zu Goldkäufen rät, weil er glaubt, dass in dem Megainflations-Szenario auch Aktien nahezu wertlos werden. Beides sind klassische Permabären-Szenarien.
Nehmen wir mal als gegeben an, dass eine solche Megainflation wirklich kommt (dahinter stehen IMHO ziemlich viele Fragezeichen...)
Dann würden:
1. reihenweise Firmen pleite gehen, die Wirtschaft, das Bankensystem und der Dollar zusammenbrechen, dazu noch viele Staaten bankrott anmelden wie jüngst Argentinien.
2. Preise für krisenunabhängig werthaltige Assets wie Gold, Grundstücke usw. würden radikal steigen.
Du gehst in Deiner These offenbar davon aus, dass auch große und (ehemals) profitable Unternehmen zu den unter 2. genannten werthaltigen Assets zählen, deren Wert nicht von der Inflation aufgefressen wird. Wäre das so, müssten die Aktienkurse in der Tat steigen - etwa in gleichem Maße wie das Gold.
De facto werden sie das aber nicht tun wegen (1). Wenn das Papiergeld extrem an Wert verliert, kann es auch keine profitablen Unternehmen mehr geben. Aktienkurse würden dann ebenfalls extrem kollabieren. Es dürfte eine Situation herrschen wie in den 1930-ern, als Aktien wie Standard Oil für 1 Dollar zu haben waren, was damaligen Käufern später Riesenvermögen bescherte. Deshalb empfiehlt Silberlöwe ja Gold, das dann als krisenunabhängige Aquisitions-Währung für die anderen entwerteten Assets verwendet werden kann (für den Extremfall, dass nicht einmal mehr Dollars angenommen werden für Aktienkäufe).
Ich selber glaube nicht an einen solchen Mega-Absturz. Eher wird sich in USA ein Szenario wie in Japan seit 1990 wiederholen: jahrelange Stagflations-Krise mit hoher Arbeitslosigkeit, aber ohne schwere Langzeitfolgen. Mit Aktien dürfte aber in den nächsten 15 Jahren in USA vermutlich kein "Normalanleger" großes Geld verdienen (allenfalls Hedgefonds, die mit Shorts arbeiten). Die nächsten 15 Jahre dürften ähnlich laufen wie die Ära von 1968 bis 1982 - netto eine Seitwärtsbewegung mit viel Auf und Ab (diese These vertritt auch Barry Ritholtz im Posting Nr. 2 meines "Doomsday-Bären-Threads").
Auch an einen 3. Weltkrieg glaube ich nicht. In Zeiten der Globalisierung liegen die Fronten nicht mehr zwischen Nationen (außer kleinen Störenfrieden wie Iran), sondern zwischen den Firmen. Staaten haben dadurch schlicht an Bedeutung verloren. Da aber alle Unternehmen im großen und ganzen dieselben Ziele verfolgen (Profite machen, Kosten senken usw.), wird eine Krähe der anderen kein Auge aushacken, allenfalls gibt es einen zähen Kampf um Marktanteile. Die "dunkle Ära der Weltkriege" scheint mir nun auf dem Friedhof der Geschichte zu liegen. Sie ist historisch überholt - ebenso wie die Ära des Kolonialismus. Die Vorstellung, dass Deutschland z. B. heute noch nach Afrika zieht, dort irgendwo mit Militärmacht eine Kolonie aufbaut und Schwarze versklavt, ist schlicht absurd.
In geringerem Maße gilt das auch für Weltkriege. Dass Deutschland nacheinander zwei Weltkriege anzettelte, war ja eine Folge dessen, dass es wegen der Kleinstaaterei, die es gegenüber England, Frankreich und Spanien um 100 Jahre in der Entwicklung zurückwarf, "verspätet" in die Phase des Kolonialismus trat - zu einem Zeitpunkt, da die Welt schon unter den anderen aufgeteilt war. Genau dies bildete den ideologischen Nährboden für Hitlers Doktrin vom "Volk ohne Raum".
|