es greift n.m.M. zu kurz, die Betrüger bei Wirecard selbst oder der BaFin zu suchen. Es macht natürlich Eindruck, und soll vielleicht Kompetenz demonstrieren.
Was gelaufen ist, ist etwas ganz anderes: Ein erfolgstrunkener Vorstand kauft in Selbstüberschätzung Firmen auf, ohne deren Geschäftsmodell zu verstehen, wobei der Zweck dieser Firmen nur einer ist: Den Käufer finanziell zu erleichtern.
Habe selbst mal für so einen Laden gearbeitet, damals wurde die Metro ausgenommen: Die wollte gern einen Anteil am Kuchen des E-Commerce und man hatte nun diese Firma gekauft, bestehend aus einem IT-Dienstleister und ungefähr 20 Shops zu je 4 Mitarbeitern, die jeweils ein kleines Sortiment zu betreuen hatten.
Ein Grossteil der Programmierarbeit der Shops wurde notwendigerweise über den Dienstleister selbst erledigt, zu günstigen 250 €/h (wer selbst programmiert, weiss wie die Zeit fliegt...). Wobei jeder Shop seine Webseite selbst zu programmieren hatte - und wir reden vom Jahr 2000, da gab es noch keine fertigen leicht adaptierbaren Lösungen. Fürstliche Bezahlung auch für die Angestellten, immerhin.
Theoretisch haben wir damals recht hohe Werte geschaffen, bilanziert wird der Müll in solchen Szenarien HGB-konform mit den Herstellungskosten. Bis bei der Metro dann irgendwann mal jemand kapiert hat was läuft und die Notbremse gezogen hat.
Die Sache war zwar ein paar Nummern kleiner, und es wurden keine Fake-Umsätze geschaffen, aber es ist trotzdem vergleichbar aus der Warte des Käufers.
Ich zweifle etwas, dass man dem Vorstand der Wirecard wirklich Betrug anheften kann. Die Betrüger sitzen in den aufgekauften Firmen, die zuletzt mit 2.5 Mrd bewertet waren.
Gutgäubigkeit sicherlich und später dann vermutlich Insolvenzverschleppung.
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