meint Euro am Sonntag. Hier der Artikel zur bevorstehenden Berichtssaison:
Mehr voll als leer. Morgen startet die Berichtssaison für das zweite Quartal. Analysten erwarten weitere Gewinnzuwächse und einen neuen DAX-Rekord.
Vor der morgen beginnenden Quartalssaison ist die Stimmung unter den Analysten gespannt optimistisch. Zahlreiche Strategen gehen davon aus, dass die Unternehmen in den Monaten April bis Juni ihre Gewinne erneut spürbar steigern konnten. "Grundsätzlich sehen wir eine positive Umsatz und Gewinnentwicklung in den letzten drei Monaten", sagte Commerzbank-Analyst Hans-Jürgen Deip. Tim Albrecht von der Fondsgesellschaft DWS erklärte: "Wir rechnen damit, dass mit den Quartalszahlen die Schätzungen der Analysten nach oben korrigiert werden müssen."
Das könnte vor allem dem DAX weiter Auftrieb geben. Der deutsche Leitindex war vergangene Woche bis auf 20 Punkte an sein bisheriges Rekordhoch von 8136 Zählern (März 2000) herangekommen, danach aber wieder gefallen. Ins Wochenende ging der Index bei 8048 Punkten.
Den Auftakt zur Berichtssaison macht traditionell der US-Aluminiumhersteller Alcoa, der morgen als erstes Unternehmen die Geschäftsergebnisse für die vergangenen drei Monate vorlegt. Nach einem deutlichen Gewinnzuwachs von elf Prozent im ersten Quartal gehen Börsianer erneut von einem Plus aus. In den nächsten Tagen folgen unter anderem die US-Konzerne Coca-Cola, Intel und Yahoo mit Zahlen. Nach Einschätzung von Carsten Klude (M.M. Warburg) sind die Gewinne der im amerikanischen Index S&P 500 gelisteten Werte um etwa fünf Prozent im zweiten Quartal gestiegen. "Allein durch die vielen Übernahmen in den letzten zwölf Monaten, das starke globale Wirtschaftswachstum und den schwachen Dollar sollten die US-Unternehmen mehr verdienen können", erklärte Klude.
Ein Unsicherheitsfaktor ist die Lage der US-Konjunktur. Sollte sich die amerikanische Wirtschaft zwischen April und Juni besser als erwartet entwickelt haben, könnte es weitere Gewinnüberraschungen und steigende Aktienkurse geben. Bereits am Freitag hievten erfreuliche Arbeitsmarktzahlen den US-Leitindex Dow Jones über die Marke von 13 600 Punkten. Auch der S&P 500 lag leicht im Plus.
Negativ könnte sich die Entwicklung am US-Immobilienmarkt auswirken. "Die Investoren werden besonders auf die Unternehmenszahlen der US-Finanztitel schauen und prüfen, wie sich die Verschlechterung auf dem amerikanischen Kreditmarkt auswirkt", sagte HVB-Analyst Tammo Greetfeld.
Von den DAX-Konzernen eröffnet SAP die Berichtssaison. Das Software-Haus legt seine Zahlen am 19. Juli vor. Danach folgen DaimlerChrysler, Lufthansa, Siemens (alle 26. Juli), Infineon, Linde, VW (alle 27. Juli) und die Deutsche Börse (31. Juli). Nach Einschätzungen zahlreicher Analysten dürfte das durchschnittliche Gewinnplus im hohen einstelligen Bereich liegen. Besonders bei Firmen aus den Branchen Finanzdienstleistungen und Maschinenbau werden erhebliche Zuwächse erwartet.
Einige Banken haben daher vorsichtshalber schon einmal die Jahresziele für den DAX angehoben. Volker Borghoff (HSBC aus & Burkhardt) erwartet nun bis Ende Dezember einen Anstieg auf 8700 Punkte – mehr als 500 Zähler über dem bisherigen DAX-Rekord. CommerzbankAnalyst Delp hält bei positiven Überraschungen sogar bis zu 8900 Punkte für möglich.
Trotz positiver Grundstimmung warnen Analysten vor zu viel Euphorie. Das Potenzial für positive Überraschungen sei niedriger als noch im ersten Quartal, heißt es. Da hatten die Ergebnisse teilweise um fünf Prozent über den Schätzungen der Finanzmarktexperten gelegen.
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