Mich verwundert es etwas, dass Religion und Ethik immer zusammen genannt werden - meine Meinung nach passen sie im Gegenteil garnicht zusammen. Religion lehrt die Unterwürfigkeit des Menschen unter ein transzendentes Wesen. Die meisten Religionen sehen es dabei als Beweis dieser Unterwerfung und damit positiv an, wenn Menschen sich um diesem Wesen zu gefallen, selbst einschränken (z.B. Fasten) oder in extremen Ausprägungen sogar selbst quälen (beispielsweise Selbstgeißelung bei Opus Dei).
Unser modernes, humanistisches Menschenbild musste im Rahmen der Aufklärung gegen die Kirche erkämpft werden, die - zumindest in ihrer katholischen Ausprägung - sich bis heute schwer damit tut, grundsätzliche Menschenrechte zu akzeptieren. Diese wären wie alles von Gott abhängig und somit nicht selbstverständlich. Und so gibt es in Europa neben Weißrussland nur ein einziges Land, dass die UN-Menschenrechtskonvention nicht unterzeichnet hat: den Vatikan.
Oft wird auf die Zehn Gebote verwiesen, um eine moralische Sicht auf die abrahamitischen Religionen zu rechtfertigen, aber die wenigsten Menschen wissen überhaupt, was dort drinsteht:
Einheitsübersetzung der Bibel, Exodus 20,1-21: "Dann sprach Gott alle diese Worte: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld."
Einheitsübersetzung der Bibel, Exodus 22, 17-19: "Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen. Jeder, der mit einem Tier verkehrt, soll mit dem Tod bestraft werden. Wer einer Gottheit außer Jahwe Schlachtopfer darbringt, an dem soll die Vernichtungsweihe vollstreckt werden."
(Beides aus den Zehn Geboten, nur mal so als Beispiel. Kann da beliebig weitere nennen).
Ich bin der Überzeugung, dass man ein friedliches menschliches Zusammenleben und ethische Mindeststandards, aber auch Menschenrechte absolut aus religionsunabhängigen Motiven heraus regeln kann: Ein Ansatzpunkt ist hier der Kategorische Imperativ von Immanuel Kant.
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