Interessanter Artickel zur Rohstoffhausse!!! schöne Grüße spead1 Die Rohstoffhausse ist noch nicht zu Ende
Von Prof. Walter Wittmann*
Seit Jahren wird darüber geforscht, geschrieben und spekuliert, wie lange die Rohstoffhausse dauern werde, die um das Jahr 2000 begann. Es ist dabei üblich, sich an der Vergangenheit zu orientieren: Seit 1780 haben sich vier Rohstoffzyklen abgewickelt. Der fünfte befindet sich inzwischen im siebten Jahr (2000/07). Es ist empirisch nachgewiesen: Eine Hausse dauert 15 bis 25 Jahre. Demnach ist die laufende Hausse in einem relativ frühen Stadium. Im Durchschnitt dauerte eine Hausse rund 17 Jahre. Rein schematisch gerechnet müsste sie noch rund zehn Jahre anhalten. Die ersten drei Rohstoffzyklen spielten sich unter speziellen Bedingungen ab: Sie hängen alle drei mit kriegerischen Perioden zusammen: Zum ersten die napoleonischen Kriege, zum zweiten der amerikanische Bürgerkrieg (1860er) und drittens der Erste Weltkrieg. Daher scheiden diese drei Zyklen a priori aus, um die künftige Entwicklung zu beurteilen. Unter friedlichen (normalen) Bedingungen wickelte sich die vierte Rohstoffhausse in den 1970er-Jahren ab. Der nachhaltige Anstoss ging von der OPEC aus, welche den Erdölpreis in die Höhe trieb. Gold und Silber stiegen nicht wie andere (NE-)Metalle aufgrund der industriellen Nachfrage, sondern als Reaktion auf die damals hohe Geldentwertung, die Freigabe der Wechselkurse, den Zerfall des US-Dollars und die «Überschwemmung» mit Petrodollars. Auch das sind Sonderfaktoren, die nicht tel quel übernommen werden dürfen, um Ausmass und Dauer der laufenden Rohstoffhausse zu prognostizieren. Starken Rückenwind hat die laufende Hausse im Gegensatz zu den 1970er-Jahren von der robusten Verfassung der Weltwirtschaft. Neu daran ist, dass die Nachfrage nach Rohstoffen nicht nur aus traditionellen Industrienationen und Japan kommt, sondern vielmehr ein globales Ausmass angenommen hat. Dazu gestossen sind vor allem China, Indien, Russland und Brasilien (BRIC-Länder). Damit ist die Nachfrage nach Rohstoffen in völlig neue Dimensionen vorgestossen. Entsprechend hat die laufende Hausse die Chance, alles in den Schatten zu stellen, was seit 1780 bekannt ist. Im Sommer/Herbst 2006 kamen Zweifel auf, ob die Hausse an den Rohstoffmärkten sich fortsetzen werde. Dazu gaben massive Kurskorrekturen Anlass: So beim Erdöl von über 75 Dollar auf rund 55 Dollar pro Fass. Gold brach von 720 auf 540 Dollar die Unze ein, Silber rutschte von über 15 Dollar auf unter neun Dollar je Unze. Dabei ging es dominant um den Abbau spekulativer Positionen. Bei der Einschätzung der Zukunft orientiert man sich am besten an ausgewiesenen Experten. Nach einer fundierten Analyse kommt Bruno Bandulet (Gold & Money Intelligence, Oktober 2006) zum Schluss: «Es ist zu früh, von einer allgemeinen Rohstoffbaisse zu sprechen.» Sollten die Preise – am ehesten bei einer Rezession – einbrechen, so dient der frühere Deckel künftig als Boden: Dieser liegt bei Erdöl in der Nähe von 40 Dollar je Fass, beim Gold um 500 Dollar die Unze und bei Silber um fünf Dollar. Hier endeten nämlich die Bullenmärkte der 1980er-Jahre. Der «Bank Credit Analyst» (September 2006) geht der Frage nach, ob wir es mit einem anhaltenden Bullenmarkt oder mit einer Blase zu tun haben. Die Antwort ist eindeutig: Die Rohstoffmärkte befinden sich (nur) in einem zyklischen Abschwung, der langfristige Aufwärtstrend ist weiterhin intakt. Es ist keine Baisse zu erwartan, die Hausse geht mit zyklischen Korrekturen weiter. Aus einer Analyse der UBS(Research Focus, August 2006) geht hervor, dass die Rohstoffhausse, gemessen am «Economist-Alle Rohstoffe», noch nicht weit fortgeschritten ist. Nimmt man das Jahr 2000 als Ausgangspunkt (Basis = 100), so befindet sich die Hausse im Vergleich zu den 1970er-Jahren erst auf halbem Weg. Ein zentraler Aspekt einer jeden Rohstoffhausse wird meist vernachlässigt: Die Inflation, welche an den Anlagen nagt. Die Anleger lassen sich von der Geldillusion leiten. Ein Beispiel: Die Rohstoffe(CRB-Index) waren kaufkraftbereinigt (real) am Tief um 2000 so niedrig wie 1932 während der grossen Depression. Für jene Anleger, die sich für Erdöl, Gold und Silber interessieren, ist der CRB-Index nicht repräsentativ. Um das reale Niveau von 1980, am Ende der Hausse der 1970er-Jahre, zu erreichen, müsste Erdöl auf 120 Dollar je Fass, Gold auf rund 2000 Dollar und Silber auf rund 120 Dollar die Unze steigen. So gesehen ist das Potenzial nach oben auch nicht annähernd ausgeschöpft. Die Rohstoffhausse dürfte nur dann zu Ende gehen, wenn es in den nächsten Jahren zu einer globalen Depression kommt: Doch danach sieht es gegenwärtig nicht aus, und: Gold (und Silber) sind die beste Absicherung gegen einen Einbruch der Weltwirtschaft, denn: Gold entwickelt sich besonders gut während wirtschaftlich schwierigen Zeiten, so z. B. in den 1930er- und 1970er-Jahren, und: Gold kann nicht bankrott gehen, es ist die beste «Währung».
* Walter Wittmann ist emeritierter Wirtschaftsprofessor und Autor von Lehr- undSachbüchern. Er wohnt in Bad Ragaz.
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