Noch ein paar weitere Überlegungen zur Skalierung. Hier wirken potenziell mehrere Effekte positiv in der Zukunft:
1. Die Neueinstellungen werden perspektivisch wieder zurückgefahren, so dass die Lohnkosten nicht mehr annähernd so stark steigen werden ab 2024.
2. Wenn die Neueinstellungen im Vertrieb ihren Zweck erfüllen, dann sollte diesem Nachlassen der Kostendynamik ein Ansteigen der Umsatzdynamik gegenüberstehen.
3. Wenn Santé mit Maiia und seiner SaaS Lösung erfolgreich platziert werden könnte, sollte das einen starken Lock-in Effekt bei den Kunden nach sich ziehen. Dies sorgt hoffentlich dafür, dass man in Zukunft wieder sehr gute Margen im Software Business erzielen können wird (was heute wegen der Investitionen nicht der Fall ist).
4. Auch die Entwicklungskosten für die Santé Suite sollten erheblich zurück gehen, weil man diese Suite ja gerade teuer aufbaut. Der Effekt ist ähnlich wie bei den Vertriebskosten => Umsatz rauf, Stückkosten runter.
5. Cegedim kapitalisiert aktuell einen großen Teil der R&D Kosten (50 Mio. pro Jahr). Das sorgt im negativen dafür, dass die Earnings aktuell alles andere als ungeschminkt sind. Der Freecashflow ist nicht gerade schön. Aber: genau darin liegt für die Zukunft eine positive Opportunität. Denn während die R&D Kosten uns in der GuV noch über viele Jahre begleiten werden als ratierliche Abschreibungen, werden sie in der Realität in wenigen Jahren bereits wieder auf ein normales (niedriges) Level gesunken sein. Ergo: Wenn hier alles nach Plan laufen sollte, würden wir in ein paar Jahren vermutlich sehr, sehr starke Free Cashflows bekommen (im Vergleich zum ausgewiesenen EBIT).
Aber natürlich: all diese positiven Überlegungen hängen vom Erfolg von Cegedim Santé mit seiner R&D- und Vertriebs-Offensive ab. Die Vergangenheit zeigt: man kann hier nichts für gegeben nehmen.
Was mich jedoch verhalten positiv stimmt, sind die Aussagen des Managements. Zum erwarteten Erfolg der Vertriebsmaßnahmen zeigt man sich da bisher felsenfest überzeugt, dass das funktionieren wird. Da ist kein Konjunktiv in der Sprache.
Man muss dabei bedenken, dass das Management mittlerweile ansonsten extrem konservativ kommuniziert. Siehe z.B. die Gewinnwarnung diesen Frühling: da wurde die EBIT Prognose mal lieber gleich komplett kassiert, obwohl man ja eigentlich gar nicht sooo schlecht dasteht. Im Call diese Woche wurde, wie gesagt, sogar die Möglichkeit angesprochen, dass man die alte Guidance vielleicht doch noch erreichen könnte, wenn H2 wirklich super liefe.
Kurzum: Cegedim scheint mittlerweile übervorsichtig zu kommunizieren. Daher stimmen mich die strikt positiven Erwartungen zum Erfolg von Maiia und der Santé Suite optimistisch. (Besser: VORSICHTIG optimistisch.)
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