Rundeschau.
Betonung Liegt auf folgender Aussage: „Geothermie ist momentan das Einzige, von dem wir glauben, dass es uns einen Schub in der Energieversorgung bringen kann“
Hoffen auf Erdwärme
Der Wunsch, energieautark zu sein: Der Deponiepark in Flörsheim-Wicker soll in Zukunft den ganzen Main-Taunus-Kreis mit Ökostrom versorgen. Biomassekraftwerk im Deponiepark Wicker. Biomassekraftwerk im Deponiepark Wicker. Foto: Michael Schick Biomassekraftwerk im Deponiepark Wicker. Biomassekraftwerk im Deponiepark Wicker. Foto: Michael Schick
Das Ziel, das Hans Jürgen Hielscher formuliert, ist ehrgeizig: „Den Main-Taunus-Kreis in den nächsten Jahren weitgehend energieautark machen, mit einem größtmöglichen Anteil an regenerativen Energien“, gibt der Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent als Losung aus. Der FDP-Politiker ist Aufsichtsratsvorsitzender der Rhein-Main-Deponie GmbH, an der der Main-Taunus-Kreis zu 50 Prozent beteiligt ist. Gestern präsentierte er zusammen mit Geschäftsführer Gerd Mehler den Energiebericht 2010 für den Deponiepark in Wicker.
Die Zahlen sind imposant: 159 Millionen Kilowattstunden Strom wurden im vergangenen Jahr in Wicker erzeugt, das sind 85 Prozent des gesamten Ökostroms im Main-Taunus-Kreis. Etwa sechs Millionen Kilowattstunden verbrauchte der Deponiepark selbst, der Rest wurde laut Gerd Mehler ins Netz eingespeist. 60 Prozent der Haushalte im Kreis könnten damit versorgt werden. Die Anlagen
Das Biomassekraftwerk ist die größte Anlage auf der Deponie Wicker. Es erzeugt im Jahr rund elf Millionen Kilowattstunden Strom. Altholz wird darin verbrannt. Über 29 000 Haushalte können mit Strom versorgt werden.
Biogas- und Deponiegaskraftwerk, in denen biologische Abfälle vergoren werden, erzeugen Strom für knapp 11 000 Haushalte.
Photovoltaikanlagen an Fassaden auf Dächern und Freiflächen liefern Strom für 300 Haushalte. (aro)
Neue Anlagen habe man in der letzten Zeit keine gebaut, lediglich Solarmodule seien hinzugekommen, sagte Mehler. „Und wir haben die Effizienz der bestehenden Anlagen verbessert.“ Um in Zukunft den Gesamtstrombedarf für den Main-Taunus-Kreis liefern zu können, müsse über weitere regenerative Energieformen nachgedacht werden.
Wichtigstes Projekt ist dabei die Tiefengeothermie. In sogenannten Erlaubnisfeldern wurden im Rhein-Main-Gebiet bereits Voruntersuchungen durchgeführt, um auszuloten, ob sich das Gelände für den Bau eines Erdwärmekraftwerkes eignet. „Geothermie ist momentan das Einzige, von dem wir glauben, dass es uns einen Schub in der Energieversorgung bringen kann“, sagte Deponie-Geschäftsführer Markus Töpfer. Andere Projekte, an denen der Deponiepark arbeitet, sind die Energiegewinnung durch Abwärmenutzung und Holzvergasung. Im August soll eine Pilotanlage zur Holzvergasung am Standort Brandholz in Betrieb gehen.
Ein buntes Kaleidoskop an Energieformen werde am Ende gebraucht, um den Main-Taunus-Kreis komplett mit Ökostrom zu versorgen, sagte Hans-Jürgen Hielscher. Von heute auf morgen sei das nicht zu schaffen. „Das kann nur in vielen kleinen Schritten passieren.“
Wichtig sei, alle Energieeinsparungspotenziale zu aktivieren und ein leistungsstarkes Netz für regenerative Energien zur Verfügung zu stellen. „Da muss man auch den Widerstand vor Ort reduzieren“, sagte Hielscher. Seine persönliche Position zur Kernenergie hat der FDP-Politiker mittlerweile revidiert. „Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Japan ist die Kernenergie auch als Übergangstechnologie für mich nicht mehr verantwortbar“, sagte Hielscher.
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