Versandapotheken haben strukturelle Nachteile: Die gesetzlich gedeckelten Festzuschläge je Rx-Packung decken ihre hohen Logistikkosten kaum, besonders bei akuten Kleinbestellungen. Sonderleistungen wie Kühlware oder Rezepturen bleiben praktisch den Vor-Ort-Apotheken vorbehalten.
Politisch entsteht ein Spannungsfeld: Schließen Apotheken vor Ort, fließen Gelder der Krankenkassenbeitragszahler zu ausländischen Versendern. Zugleich wächst im Inland der Druck, die Festvergütung zu erhöhen – wodurch ein teurer Doppelapparat aus Versand- und Vor-Ort-Struktur entstanden ist. Deutschland ist hier eine Ausnahme; in den meisten EU-Ländern ist der Rx-Versand gar nicht erlaubt.
Das Beispiel Amazon zeigt, wohin es gehen kann: Tragfähig wird Versand erst, wenn die lokalen Läden verschwunden sind und der Versender die Lieferkette kontrolliert. Im Apothekenbereich wird das jedoch nicht passieren, da der Staat einen gesetzlichen Versorgungsauftrag hat. Mit der regulatorischen Freigabe des Rx-Versands seit 2004 hat man daher einen doppelten Kostenapparat geschaffen – mit klaren Folgen für Effizienz und Versorgungsqualität. Das Betriebsergebnis der Branche fällt diesseits wie jenseits der Grenze, und für den Beitragszahler wird es am Ende deutlich teurer.
Ich persönlich erwarte daher, dass der Rx-Versand in Zukunft wieder verboten und/oder ausländische Versender ähnlich streng reguliert werden. Denn das Rosinenpicken einzelner, lukrativer Segmente funktioniert im Versand, ein vollumfängliches Versorgungsmodell jedoch nicht – ähnlich wie bei Telemedizinern im Vergleich zur realen Untersuchung. Am Ende bleibt: Die Auslastung pro Vorgang ist gleich, nur Packung und Lieferung kommen beim Versand zusätzlich hinzu und z.B. Kühlartikel sind unglaublich aufwendig zu versenden.
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