Als Reaktion auf den angekündigten Truppenabzug Spaniens wird auch in Polen über das Ende der Irak-Mission diskutiert. Der noch amtierende Ministerpräsident Miller erklärte, man könne sich der Tatsache, dass andere Länder den Irak verließen, nicht verschließen. Präsident Kwasniewski bedauerte den Schritt Spaniens.
DPA
Warschau - Die Achse der Willigen eiert immer mehr. Die Signale, die US-Präsident George W. Bush aus Warschau vernimmt, dürften ihm nicht gefallen. Selbst die einst strammen Verbündeten in der polnischen Regierung scheinen jetzt einen Abzug ihrer Truppen aus dem Irak zu erwägen.
Der von Madrid angeordnete Rückzug könne nicht ignoriert werden, sagte Ministerpräsident Leszek Miller heute der polnischen Nachrichtenagentur PAP. "Wir werden keine vorschnellen Gesten machen. Die endgültige Entscheidung über den Abzug wird abgesprochen und überdacht. Aber das Problem besteht." Der Tatsache, dass Soldaten aus Spanien und anderen Staaten Irak verlassen, könne man sich nicht verschließen.
Noch deutlicher war am Montag bereits Tadeusz Iwinski, Sekretär für internationale Angelegenheiten im Büro Millers, geworden. Er hatte gesagt, dass auch Polen einen Rückzug seiner Truppen anvisiere und dass dieser Entscheid von Zapateros Plänen beeinflusst worden sei. Bis Ende des Jahres, so Iwinski in der "Irish Times" weiter, werde das Land seine Kräfte vermutlich in einem bedeutenden Ausmaß verringern. Gestern äußerte sich ein Sprecher der polnischen Regierung ähnlich: Polen plane weder eine Aufstockung seiner Truppen im Irak noch eine Verlängerung des vorgesehenen Engagements.
Der scheidende Miller wird die Entscheidung über die Zukunft der polnischen Truppen allerdings vermutlich nicht mehr treffen. Miller will am 2. Mai, einen Tag nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union, von seinem Amt zurücktreten, um den Weg für eine neue Regierung freizumachen.
Anders als sein noch-Regierungschef hatte Präsident Aleksander Kwasniewski am Wochenende erklärt, dass er den Schritt des neuen spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero bedauere. Er pochte darauf, dass Polen zu seinem Engagement stehe. Die spanische Entscheidung mache seinem Land die Sache jedoch nicht gerade leichter.
Spanien hat rund 1400 Soldaten unter polnischem Kommando im Irak stehen. Polen verwaltet den mittleren Sektor des Irak und hat den Oberbefehl über etwa 9000 Soldaten aus 24 Nationen. Im polnischen Volk ist das Engagement im Irak heftig umstritten. Eine wachsende Mehrheit lehnt es ab. Nach Spanien und Honduras hatte gestern Abend auch die Dominikanische Republik angekündigt, ihre Soldaten aus dem Irak abzuziehen. US-Außenminister Colin Powell rief die verbleibenden Mitglieder der Irak-Koalition zur Einhaltung ihrer militärischen Verpflichtungen auf.
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