Es führt doch zu nichts, sich hier in der Weise zu bekrabbeln... Klar ist, daß die Aussagen von anonym123 sachlich richtig, fundiert und nachvollziehbar sind. Natürlich muß man differenziert jeden Einzelfall, so wie das juristisch korrekt ist, anschauen. Variante 1: ich habe ADRs bezogen auf Gazprom-Aktien im Depot, schau zu und mache nichts. Klar, das klingt nicht gut, denn dann habe ich eben ADRs im Depot und keine Aktien und ich kann auch keinen dafür verantwortlich machen, daß nichts passiert ist. Ich weiß nicht, wieviele Personen das sind. Vermutlich eine Menge. Für die wird es natürlich eng. Warum? Weil der auslösende/politische Konflikt eskaliert und keine Lösung in Sicht ist, sodaß man von einem Kollateralschaden für den Anleger ausgehen muß. Variante 2: ich habe ADRs im Depot und bin aktiv geworden. D.h. ich eröffne ein Depot/Konto bei einem Broker, der NSD-Zugang hat und beauftrage meinen Broker zum ADR-Übertrag. Der macht nichts, auch zu dem Zeitpunkt, als das nicht sanktioniert war. Juristisch betrachtet ein Vertragsbruch. Strafrechtlich betrachtet nahe am Tatbestand der Untreue. Für die, die das gut dokumentiert haben wird es zivilrechtlich aussichtsreich sein, auf gerichtlichem Wege Schadensersatz bei ihrem Broker zu erwirken, wenn es ihnen gelingt, diesem nach Ermittlung der Schadenshöhe (etwas schwierig, weil man beweisen muß, daß man im Erfolgsfall Betrag x auf dem Zieldepot/Konto gehabt hätte abzüglich des ADR-Verkaufserlöse im OTC-Geschäft) nachweisen kann.. Variante 3: Man hat ADRs via Transmittel Letter- ADR Cancellation zum Tausch in Orginalaktien via BNY-Mellon auf ein aufnahmefähiges Depot (Russland oder neutrale Staaten) in Auftrag gegeben (als das noch möglich war) und der eigene Broker hat die Mitarbeit verweigert (ohne Rechtfertigungsgründe). Somit war der Tausch gescheitert. Erfolgsaussichten einer zivilrechtlichen Klage gegen den Broker hoch (denn die Aktion hätte nur weniger Mausklicks bedurft). Variante 4: Man hat ADRs und nahm das russische Zwangsumtauschprocedere in Anspruch. Ok, dann ist man ziemlich viel Geld los geworden (entweder weil man Übersetzer, Notare und... Turkish-Airline für eine Abstecher nach Moskau bezahlen mußte oder statt dessen doch eine Anwaltskanzlei gut verdienen ließ) und hat die Teile als Aktien auf diversen Depots verteilt in Russland liegen. ALLE habe aber ein Problem an der Backe, denn was passiert, wenn der Krieg sich ausweitet und Deutschland offiziell Kriegspartei wird? Ich möchte mir nicht vorstellen, was das bedeutet, aber der schlimmste Fall ist möglich. Tröstlich: Dann braucht man vermutlich auch keine Aktien mehr.
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