Auch „Lufthoheit über den Kinderbetten“ (Originalton Olaf Scholz, SPD) war unter den Teilnehmern
ICH-AG ist Unwort des Jahres 2002. Ihm folgen „Ausreisezentrum“ und „Zellhaufen“. Eine sechsköpfige Jury wählt jährlich aus Vorschlägen die krassesten Wortschöpfungen aus
Frankfurt/Main - „Ich-AG“ ist das Unwort des Jahres 2002. Dies gab am Dienstag der Germanistik-Professor Horst Dieter Schlosser in der Universität Frankfurt am Main bekannt. Die von ihm geleitete Jury begründete ihre Wahl damit, dass diese Wortschöpfung schon in sich lächerlich sei, da ein Individuum keine Aktiengesellschaft bilden könne. Auf Platz zwei kam „Ausreisezentrum“ und auf Platz drei „Zellhaufen“.
Insgesamt waren bis zum 7. Januar 806 Vorschläge für das Unwort des Jahres eingegangen. Am häufigsten war darunter die von US-Präsident George Bush beschriebene „Achse des Bösen“, am zweithäufigsten der Ausspruch des SPD-Generalsekretärs Olaf Scholz, die SPD-Familienpolitik werde die „Lufthoheit über den Kinderbetten“ erringen.
Der Sprecher der Jury und Frankfurter Sprachwissenschaftler Schlosser wies allerdings darauf hin, dass es nicht auf die Häufigkeit ankommt, sondern vielmehr auf ein besonders krasses Missverhältnis von Wort und bezeichneter Sache. „Deshalb haben auch Vorschläge wie Ausreisezentrum für ein Asylbewerberlager, 'Ich-AG' aus dem Hartz-Papier. 'überzählige Embryonen' oder 'Zellhaufen' als Argumente für ethisch angeblich neutrale gentechnische Manipulationen Chancen, Unwort des Jahres zu werden“, hatte er schon vor der Bekanntgabe erklärt.
Die Entscheidung über das Unwort des Jahres traf eine unabhängige Jury aus sechs Mitgliedern, darunter die Wissenschaftler Margot Heinemann aus Görlitz-Zittau, Rudolf Hoberg aus Darmstadt, Nina Janich aus Regensburg und Schlosser selbst als ständige Juroren sowie als Vertreter der Sprachpraxis diesmal ZDF-Journalist Wolfgang Herles und der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Joachim Felix Leonhard.
Die "Worte" der vergangenen Jahre
1991: „Besserwessi“ 1992: „Politikverdrossenheit“ 1993: „Sozialabbau“ 1994: „Superwahljahr“ 1995: „Multimedia“ 1996: „Sparpaket“ 1997: „Reformstau“ 1998: „Rot-Grün“ 1999: „Millennium“ 2000: „Schwarzgeldaffäre“ 2001: „Der 11. September“ 2002: „Teuro“
Die "Unworte" der vergangenen Jahre
1991: „Ausländerfrei“ 1992: „Ethnische Säuberung“ 1993: „Überfremdung“ 1994: „Peanuts“ 1995: „Diätenanpassung“ 1996: „Rentnerschwemme“ 1997: „Wohlstandsmüll“ 1998: „sozialverträgliches Frühableben“ 1999: „Kollateralschaden“ 2000: „National befreite Zone“ 2001: „Gotteskrieger“
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