17.10.2010 Zu viel Sonnenstrom: Droht der Netz-Kollaps?
Nach Einschätzung der Deutschen Energie-Agentur droht dem deutschen Stromnetz der Kollaps.
Berlin (dpa) - Dem deutschen Stromnetz droht nach Einschätzung der Deutschen Energie-Agentur der Kollaps, weil immer mehr Sonnenstrom produziert wird: "Wir bekommen durch die Photovoltaik ein Riesenproblem in den Netzen, das bisher kaum beachtet wurde". "Die Netze stehen vor der Überlastung durch Sonnenstrom", sagte Dena-Chef Stephan Kohler der "Berliner Zeitung". Angesichts des massiven Ausbaus bei der Solarenergie wird außerdem der Strom für die Verbraucher im nächsten Jahr teurer. Gesellschafter der Dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die KfW Bankengruppe, die Versicherungsgruppe Allianz, die Deutsche Bank und die DZ Bank. Die Agentur wurde 2000 gegründet, sie versteht sich als Kompetenzzentrum für Energiefragen. Ende 2011 sollten Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt knapp 30 Gigawatt Leistung am Netz sein, sagte Kohler der Zeitung. Diese könnten an sonnigen Sommertagen zur Mittagszeit rund 25 Gigawatt Strom erzeugen. Das entspreche 30 großen Kohlemeilern - und decke an Wochenenden annähernd den gesamten Strombedarf in Deutschland, der bei gut 30 Gigawatt liege. In diesem Stadium sei ein weiterer Ausbau der Photovoltaik nicht mehr sinnvoll - "weil Netze und Speicher in Deutschland noch nicht ausreichend auf die stark schwankenden Solarstrommengen eingestellt sind", sagte Kohler dem Blatt. Sollte der Ausbau in diesem Tempo weitergehen, wäre schon Ende 2013 eine Kapazität von knapp 50 Gigawatt erreicht, sagte er: "Das wäre katastrophal und nicht mehr beherrschbar für die Netze." Kohler sprach sich dafür aus, die Solarförderung auf ein Zehntel zu deckeln, der Ausbau der Photovoltaik müsse drastisch eingeschränkt werden. "Ich halte einen Deckel für den Photovoltaik-Ausbau von einem Gigawatt pro Jahr für sinnvoll. Dann erreichen wir die gerade noch verträgliche Marke von 30 Gigawatt Solarstrom im Jahr 2020." Damit werde Zeit gewonnen, Speicher und Netze auszubauen. Die Ökoenergieförderung kostet die Stromverbraucher 2011 insgesamt voraussichtlich 13,5 Milliarden Euro. Die vier Übertragungsnetzbetreiber bestätigten am Freitag, dass die Umlage 2011 um 70 Prozent auf 3,530 Cent pro Kilowattstunde steigt. Da Strom aus Wind, Sonne und Biomasse derzeit in der Produktion noch teurer ist als aus Kohle oder Atomkraft, zahlen die Verbraucher die Differenz zu den Marktpreisen über die sogenannte EEG-Umlage. Durch die höhere Umlage können sich die Stromkosten nach Berechnung von Verbraucherportalen für einen Vier- Personen-Haushalt um 70 Euro pro Jahr erhöhen. Quelle: dpa-info.com GmbH
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