Mediensumpf VII
2. Februar 2023
Gazette
Die ungesunde Nähe zur Macht
Wenn ein Wirt gleichzeitig sein eigener und bester Gast ist, wird die Sache höchstwahrscheinlich nicht lange gut gehen. Binsenweisheit.
Beim Journalismus ist es nicht unähnlich. Man soll als Journalist beobachten, recherchieren und dann beschreiben. Ein Sportjournalist soll nicht auf dem Spielfeld als zwölfter Mann seiner Lieblingsfußballmannschaft auftauchen, einen Gegner mit einer Blutgrätsche zu Fall bringen und im Anschluß auch noch über ein fair verlaufenes Spiel mit diesem oder jenen Ausgang berichten. So weit so klar.
Ein Fernsehkoch oder Publizist im Bereich Kulinarik, der von einem Lebensmittelkonzern finanziert wird, erntet auch nur eingeschränktes Vertrauen, was seine Schmankerlempfehlungen anbelangt.
Das gilt für alle Bereiche des Journalismus außer für den, der die Entscheidungen und Diskussionen zu unseren Lebensbedingungen jetzt und in Zukunft darstellt: Dem Politik-Journalismus. Daß ein Politik-Journalist einmal mit rhetorischen Blutgrätschen in den Vertreter der gegnerischen Mannschaft (Partei) hineinfährt gehört zum täglichen Schauspiel und wird heute als „Haltung“ bezeichnet. Diese „Haltung“, also die in jeder Lebenslage in die Tat umgesetzte politische Meinung, hat allerdings nichts mit Journalismus zu tun. Der würde Distanz und nicht Teilnahme, er würde Objektivität, nicht Parteilichkeit verlangen.
Doch ist „Haltung“ in der Zwischenzeit auch der Garant für Karrieresprünge. Nicht nur bei unseren bundesdeutschen Lieblingsnachbarn ist es vollkommen normal, daß man aus der Redaktionsstube des Mediums XYZ in ein Ministerbüro wechselt, um dort dann die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen. Ein mehr als seltsamer Vorgang. Aber auch Parteien und politische Interessengruppen haben – meist etwas verschachtelt – ihren Einfluß in die Medienhäuser. Ein Umstand, den diese Parteien und Interessengruppen sehr ungern transparent machen und schon einmal Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dies diskret behandelt zu wissen. Von geheim halten wollen wir natürlich nicht reden…
Das Hin- und Herwechseln zwischen Redaktionen und Ministerkabinetten ist unter dem Gesichtspunkt der Eigentums- und Einflußverhältnisse besonders argwöhnisch zu beobachten.
Intransparente Eigentumsverhältnisse und undurchschaubarer Einfluß schafft die Möglichkeit zur Manipulation. Und das ist das letzte, was Nachrichten brauchen.
In diesem Zusammenhang empfehlen wir Ihnen ein kurzes YouTube-Video und wünschen Ihnen dabei viel Vergnügen.
https://gazette-oesterreich.at/2023/02/02/mediensumpf-vii/