Ich möchte, vermutlich ein wenig kontrovers, Nel ASA, den „grünen Wasserstoff-Champion“, mit Aktien wie Steinhoff und Wirecard vergleichen. Warum? Weil einige Parallelen einfach schwer zu ignorieren sind. Vorab: Das ist keine Anlageberatung, sondern eine kritische Reflexion über die Risiken, die meiner Meinung nach auch im „grünen“ Wasserstoffsektor bestehen könnten.
1. Hype und Versprechen Nel ASA wird oft als die Zukunft der Energieversorgung gepriesen, so wie Wirecard einst das „Zahlungsverkehrsunternehmen der Zukunft“ und Steinhoff ein europäischer Möbelriese sein wollte. Auch bei Nel sind viele Erwartungen unrealistisch hoch: Man spricht von enormem Wachstumspotenzial, ohne konkrete, wirtschaftlich tragfähige Ergebnisse. Diese Versprechen erinnern stark an den anfänglichen Hype bei Wirecard und Steinhoff – Visionen, die schön klingen, aber finanziell kaum belastbar sind.
2. Finanzielle Schieflage und Kapitalbedarf Nel schreibt seit Jahren Verluste und ist auf Kapitalerhöhungen angewiesen, um das Wachstum zu finanzieren – genau wie es bei Steinhoff und Wirecard der Fall war. Sobald die Gewinne ausbleiben und die Kosten steigen, werden Unternehmen wie Nel in die Knie gezwungen, wenn der Kapitalbedarf nicht mehr durch Investoren gedeckt wird. Auch Nel könnte, so befürchte ich, in den Teufelskreis von Schulden und neuen Aktienemissionen geraten, wodurch Altaktionäre stark verwässert werden.
3. Zweifelhafte Nachhaltigkeit und technologische Risiken Zwar gilt Nel als Vorreiter im Bereich Wasserstoff, aber bisher fehlt die klare Wirtschaftlichkeit. Der Wasserstoffmarkt ist technologisch komplex und mit vielen Unsicherheiten behaftet. Wie nachhaltig die Produktionsverfahren wirklich sind und ob sich die Technik durchsetzen wird, bleibt fraglich. Bei Wirecard und Steinhoff gab es ebenfalls grundlegende Zweifel an den Geschäftsmodellen – die einen gefälscht, die anderen überschuldet.
4. Fehlende Transparenz Nel präsentiert sich gerne als Vorzeigeunternehmen, aber wie transparent sind die Zahlen wirklich? Was viele Investoren übersehen: Die großen Ankündigungen verschleiern oft die finanziellen Probleme. Steinhoff und Wirecard haben ihre Bilanzen und Unternehmenspraktiken ebenfalls geschönt, bis der Absturz kam. Sollten Anleger nicht hinterfragen, wie realistisch Nels Erfolge und Ziele wirklich sind?
5. Ende mit Schrecken? Sollte der Wasserstoff-Hype nicht aufgehen, könnte es bei Nel ebenso wie bei Wirecard und Steinhoff ein böses Erwachen geben. Die Beispiele zeigen, dass Unternehmen mit hohen Erwartungen oft riskant sind, wenn die Realität hinter den Versprechungen zurückbleibt. Im schlimmsten Fall folgt der Abwärtstrend, wenn Anleger realisieren, dass die Versprechungen nicht haltbar sind.
Fazit: Die Parallelen sind erschreckend, und es besteht das Risiko, dass Nel ASA das nächste „Steinhoff“ oder „Wirecard“ wird. Lasst uns also kritisch bleiben und nicht nur dem Hype folgen. Wer Nel-Aktien hält, sollte gut überlegen, ob er das Unternehmen wirklich langfristig unterstützt – oder ob der Wasserstofftraum am Ende doch eine Blase ist.
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