Kunst-, Kultur- und Technikgeschichte
In den Kämpfen des Ersten Weltkrieges werden über 8 mio Menschen getötet, beinahe die gleiche Zahl vermißt, und etwa 21 mio verwundet. Der (flächenmäßig) größte Verlierer des 1.WK ist das Osmanische Reich. Mit der englischen "Eagle" wird das erste ausschließlich als Flugzeugträger entwickelte Schiff in Dienst gestellt. Die Massenproduktion von Verstärkerröhren für den Funkverkehr beginnt in Frankreich, und Walter Schottky erfindet die nach ihm benannte Empfängerröhre. Bei Krupp baut man eine Kanone, die 130 km weit schießen kann. Den Krieg rettet sie nicht mehr. In England wird das Sonarsystem zur Entfernungsberechnung von Unterwasserobjekten entwickelt. Die Station Nauen in Sachsen stellt erstmals eine Funkverbindung rund um die Erde her. Die ersten brauchbaren elektrischen Uhren werden gebaut. In Friedrichshafen wird an dem Alu-Gerüst für das Luftschiff "Graf Zeppelin" gearbeitet. 10.12. Nobelpreise gehen an Max Planck (Physik) und Fritz Haber (Chemie). Ein Kunstschaffen findet so gut wie nicht statt.
Gestorben: Der Begründer der Mengenlehre Georg Cantor (*1845), Frank Wedekind (*1864), Claude Debussy (*1862), der Maler Ferdinand Hodler (*1853); 21.4.: der zur Legende gewordene Jagdflieger Manfred Freiherr von Richthofen (der Rote Baron, im Gefecht an der Somme, *1892).
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Deutsche Geschichte
13.-28.1. Demonstrations- und Streikwelle mit bis zu 1 mio gleichzeitig Streikenden bei den Mittelmächten mit Schwerpunkt in Deutschland. März bis Juni: An der Westfront wird die anfangs erfolgreiche Frühjahrsoffensive wieder zurückgeschlagen. Am 8.8. setzt mit einem konzentrierten und konzertierten Angriff von über 700 Panzern, 17 Flugzeuggeschwadern, massivem Artillerieeinsatz und unmittelbar nachstoßender Infanterie der schwerste Angriff der Entente an der ausgebluteten Nordwestfront ein (Ludendorff bezeichnet ihn als Schwarzen Tag des deutschen Heeres), der bei der deutschen Heeresleitung zur Einsicht führt, daß der Krieg nicht mehr zu gewinnen ist. Nach ultimativer Forderung der Amerikaner erklärt Deutschland am 20.10. die Beendigung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges; am 26.10. nimmt Ludendorff seinen Abschied, weil er sich mit seiner Forderung nach Fortsetzung des Krieges anstelle bedingungsloser Kapitulation alleinsieht. Karl Liebknecht wird aus der Haft entlassen und begnadigt. Am 8.11. werden in Bayern die Wittelsbacher gestürzt; Kurt Eisner ruft die Bayerische Republik aus, deren Ministerpräsident er wird. Am 9.11. dankt Kaiser Wilhelm II. ab, nachdem Reichskanzler (seit 3.10.) Prinz Max von Baden aufgrund zunehmender Unruhen und Meutereien die Regierungsgewalt an die Sozialdemokraten, der stärksten Partei in Deutschland, unter Friedrich Ebert übertragen hat. Dieser arrangiert sich mit der USPD gegen die radikalen Spartakisten mit Karl Liebknecht. Philipp Scheidemann ruft die Republik aus. 10.11. Der ehemalige Kaiser Wilhelm II. flieht nach Holland ins Exil, wo er als Gast von Graf Godard Bentinck politisches Asyl erhält. Am 11.11. wird vom Leiter der deutschen Waffenstillstandsdelegation, Matthias Erzberger, in dem Eisenbahnwaggon des General Foch im Wald von Compiègne der Waffenstillstand unterzeichnet, der de facto eine bedingungslose Kapitulation darstellt, was die Friedensdiktate der Siegermächte im Folgejahr bestätigen werden. Derselbe Eisenbahnwaggon wird 1940 in deutscher Revanche-Lust noch einmal benötigt. Zwei Tage später annulliert die Sowjetregierung den Vertrag von Brest-Litowsk und marschiert mit der Roten Armee in von Deutschland besetzte Gebiete ein. Am 14.11. wird in Deutsch-Südwestafrika ein ehrenvoller Waffenstillstand zwischen der deutschen Schutztruppe unter General Paul von Lettow-Vorbeck und den Engländern geschlossen. Er hat sich seit Kriegsbeginn dort halten können. 29.12./30.12.: Die Spaltung der deutschen Arbeiterschaft wird durch die Gründung der kommunistischen Partei Deutschlands vollzogen. Das Vermögen der deutschen Fürstenhäuser wird vorübergehend beschlagnahmt, eine Enteignung findet nicht statt (siehe 1926).
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Weltgeschichte
8.1. US-Präsident Woodrow Wilson verkündet sein "14-Punkte"-Friedensprogramm. In diesem fordert er neben dem grundsätzlichen Selbstbestimmungsrecht der Völker u.a.: Friedensverträge müssen öffentlich sein ohne Geheimklausel; die Schiffahrt in internationalen Gewässern darf nicht gefährdet sein; Wirtschaftsschranken darf es nicht geben; Garantien für Rüstungsbegrenzungen; objektive Neuordnung kolonialer Ansprüche; Räumung der russischen, der seit 1871 annektierten französischen, belgischen, rumänischen, serbischen, montenegrinischen Gebiete durch die Mittelmächte; Grenzführung gegenüber Italien nach Kriterien der Volksgruppenzugehörigkeit; Autonomie Ungarns; Öffnung der Dardanellen mit internationalen Garantien; Erhalt des türkischen Teils des Osmanischen Reiches; Gründung eines unabhängigen souveränen polnischen Staates; Bildung einer Völkergemeinschaft (Gesellschaft der Nationen) als Friedensgarant. 28.1. Bürgerkrieg in Finnland. Die "Weiße Garde" des General Carl Gustav Emil Freiherr von Mannerheim, der Staatsoberhaupt Finnlands werden wird, widersetzt sich erfolgreich den kommunistischen Machtübernahmeversuchen. Zwischen der sich von Rußland am 24.1. abspaltenden Ukraine und den Mittelmächten wird am 9.2. der erste Frieden der 1.WK geschlossen ("Brotfrieden" wegen der ukrainischen Zusage umfangreicher Getreidelieferungen). Friedensschluß mit Rußland am 3.3. in Brest-Litowsk, nachdem die Mittelmächte nach Ablauf des einmonatigen Waffenstillstands seit Dez. 1917 massiv in Rußland vorrücken. Gleich nach Unterzeichnung des Vertrages verschärft sich der bereits am 18.1. ausgebrochene Bürgerkrieg in Rußland zwischen den "Weißen" Monarchisten und den "Roten" Bolschewiken. Leo Trotzki organisiert den Aufbau der Roten Armee. Als die Weißen auf das von Roten besetzte Jekaterinenburg vorrücken, wird die dort internierte Zarenfamilie von den Roten ermordet (16.7.) Nach Zusammenbruch der Ostfront schließt Rumänien mit den Mittelmächten Frieden. 16.10.: Kaiser Karl I. erläßt auf Druck der Entente und Amerikaner das Völkermanifest, mit dem die Umwandlung der Monarchie der Habsburger in einen Bundesstaat erklärt wird. Am 28.10. wird die unabhängige Republik Tschechoslowakei, am 16.11. die unabhängige Republik Ungarn, am 1.12. das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, am 12.11. (nach Abdankung des Kaisers) die Demokratische Republik Deutsch-Österreich ausgerufen. Zwischen Österreich-Ungarn und der Entente wird am 3.11. der Waffenstillstand unterzeichnet. Die seit 1273 bestehende Herrschaft der Habsburger endet damit, auch wenn Karl I. einen formellen Thronverzicht ablehnt und am 23.3.1919 Österreich verlassen und in schweizer Exil gehen wird. 30.10.: Das Osmanische Reich bricht mit dem Waffenstillstand von Mudros zusammen, nachdem britische und arabische Einheiten die Front in Palästina durchbrochen haben. General Pilsudski wird am 14.11. Staatschef eines gemäß dem Vertrag von Brest-Litowsk (3.3.) unabhängigen Polen. Am 18.11. erklärt Rumänien Deutschland noch schnell den Krieg und vereinnahmt die Walachei, die Bukowina und das bislang ungarische Siebenbürgen. Damit ist es doppelt so groß wie vorher. 2.12. Armenien proklamiert seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich.
Gruß Happy End
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