@Ostseebrise: Was Du in den Thread stellst, ist bestimmt nicht verkehrt, doch glaube ich, daß ein "Unternehmer" sein Unternehmen/Firma mit anderen Augen betrachtet als ein angestellter "Manager". Ich habe beides erlebt und würde dazu gerne was erzählen (weils schon so spät ist und ich keine Luste habe, ins Bett zu gehen):
Habe einige (viele) Jahre aus nächster Nähe mit beobachten können, welche Unterschiede es zwischen "Unternehmern", die den Betrieb selbst aufgebaut haben, und angestellten "Managern", die nur ihrer eigenen Karriere dienen, gibt: In meinem Fall handelte es sich um einen sehr verantwortungsbewussten Unternehmer, der seine Firma, einen Betrieb im Süden Deutschlands, zwar etwas "patriarchalisch" führte, aber stets auch das Wohl seiner Mitarbeiter im Auge hatte. Als dieser Unternehmer ins Rentenalter kam, verkaufte er - mangels Nachfolger - seine Firma an einen mitteleuropäischen Konzern, nicht ohne vorher vertraglich festzulegen, daß seine Mitarbeiter auch eine sichere Zukunft hätten. Dies ging auch einige Jahre gut, aber dann wurde dieser Konzern von einem Konzern aus Nordamerika übernommen. Von da an gings leider bergab. Besonders die "tough" auftretenden (deutschen) Herren Manager haben es geschafft, diese kleine, feine Automobilzulieferfirma mit 500 MA innerhalb von 4 Jahren fast vollständig an die Wand zu fahren. Arroganz, Selbstüberschätzung und vor allen Dingen Fehlentscheidungen oder - was noch schlimmer ist - Entscheidungsverweigerung, weil man ja die eigene Karriere nicht gefährden will, haben dazu geführt. Was war passiert? Der eine "Manager" (durchaus intelligent, Akad., leider keine Erfahrung in Unternehmensführung, aber Praktikum bei McKinsey) blies die Firma zu unrentabler Größe auf, um sich zuerst ein "Netzwerk" an Steigbügelhaltern in der Firma zu schaffen. Dazu wurden zusätzliche Bereiche incl. Stellvertretern geschaffen und die führenden Positionen mit Freunden und ehemaligen Studienkollegen besetzt. Der Umsatz ging zurück, weil das Hereinholen neuer Aufträge vernachlässigt wurde; es schien für die Unternehmensführung wichtiger zu sein, den ganzen Tag in Besprechungen zu sitzen (die ohnehin nichts brachten). Weil es aber unpopulär ist, als Chef festzustellen, hier wurde etwas falsch gemacht, holt man sich Unternehmensberater in die Firma! Nun gibt es zwar U'Berater, die Erfolgshonorar kassieren; hier wurden aber nur solche beauftragt, die dafür, daß sie Vorschläge von erfahrenen Mitarbeitern in wunderbaren PowerPoint-Präsentationen der Geschäftsführung als ihre eigenen Ideen verkauften, eine Unmenge an Honorar einstrichen, egal ob der Vorschlag Sinn hatte oder nicht. Wenn dann noch 20 verschiedene U'Berater gleichzeitig im Werk beschäftigt sind, kann man sich vorstellen, welche Summen im Monat zum Fenster hinausgeworfen wurden. Nachdem besagter Manager (gerade mal Mitte 30) also die Karriereleiter "nach oben entsorgt" wurde (wurde in die Konzernzentrale versetzt), kam der nächste stramme Manager (etwa Ende 30), um alle bisherigen Entscheidungen rückgängig zu machen - und noch viel mehr! Sanierung, Schließung ganzer Betriebsteile und Personalabbau. Was sonst? Langjährige Mitarbeiter verloren ihre Arbeit; vermeintlich "teure" Mitarbeiter (ab 45 aufwärts) wurden mittels Sozialplan nach Hause geschickt und dafür billigere, jüngere Arbeitskräfte aus anderen Teilen Deutschlands und Europas eingestellt. Zwar hat man dafür eine Menge an Erfahrung z.B. in Konstruktion und Produktion eingebüßt und muß sich dafür nun sehr teure Hilfe von auswärts holen, aber dies belastet ja nicht mehr das Personalbudget - und an diesem hängt und steht heutzutage ein Betrieb in Deutschland. Beide Manager sind nach ihrem segensreichen Wirken nicht mehr da, aber die verbliebenen 200 MA müssen damit leben, daß die Firma - nachdem sie ein weiteres Mal verkauft wurde -vielleicht endgültig ihre Tore schließen muß. Weitere 50 Entlassungen stehen schon an.
Wollte hier nur einmal vorstellen, wie es in deutschen Betrieben (auch des Mittelstandes) aussieht, wo nicht mehr die Mitarbeiter, die die Firma groß gemacht und zum Erfolg verholfen haben, etwas gelten, sondern nur noch die Profitgier und der Ehrgeiz der sog. "Manager". Es muß nicht immer die Deutsche Bank sein, die Unmengen Profit machen und trotzdem Leute in die Arbeitslosigkeit treiben. Oder Siemens, die ebenfalls Riesengewinne buchen, aber mal so eben von dringendem Personalabbau sprechen, gleichzeitig aber für ihre Manager (die gemessen an der Börsenperformance nicht mal die Hälfte ihres Gehaltes wert sind) ganz locker mit 30% Gehaltserhöhung "belohnen". Eine etwas ketzerische Frage: Liegt es etwa an der "antiautoritären" Erziehung der jetzt in den Unternehmen sitzenden Managergeneration, daß diesen oft die soziale Kompetenz fehlt?
Man kann nur hoffen, daß zukünftige Managergenerationen bzw. Unternehmenslenker wieder mehr an sozialer Kompetenz und Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern gemessen werden. Leider stimmt jedoch oft das Sprichwort "Es kommt nichts Besseres nach!"
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