News - 09.08.07 11:07 Bear Stearns entzieht sich Anlegern
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Die US-Investmentbank Bear Stearns erschwert es den Investoren ihrer beiden angeschlagenen Hedge-Fonds, an ihr Restgeld zu kommen. Sie will die Fonds nun auf den Cayman Islands statt in New York abwickeln.
Obwohl der Großteil der Vermögenswerte in den USA liegt, hat die Bank den Insolvenzantrag in der Karibik gestellt, wo die beiden Fonds registriert sind. Bear Stearns bat zudem ein New Yorker Gericht, dort alle Klagen zu blockieren.
Mit der Verlagerung des Verfahrens betritt Bear Stearns Neuland. Bisher war ein entsprechendes Gesetz aus dem Jahr 2005 noch nicht angewendet worden. Es erlaubt US-Unternehmen, Konkursverfahren auch im Ausland abzuwickeln. Die beiden Bear-Stearns-Fonds hatten nach hohen Verlusten am US-Markt für zweitklassige Hypotheken (Subprime) Konkurs angemeldet. Ein dritter Fonds fror Investorengelder ein. Inzwischen leidet der Ruf der Bank unter der Schieflage.
Investoren, die mit der Abwicklung auf den Cayman Islands nicht einverstanden sind, bleibt nur, den zuständigen US-Richter zu überzeugen, das Verfahren an sich zu ziehen - in diesem Fall Burton Lifland, der oberste Konkursrichter in New York. Er hat für Donnerstag eine Anhörung zu den Hedge-Fonds angesetzt, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete.
Undurchsichtige Abwicklung befürchtet
Lifland war es auch, der im Februar ein Urteil in einem anderen Hedge-Fonds-Konkursverfahren gegen Bear Stearns traf: Der Richter ordnete an, dass die Investmentbank Investoren des zusammengebrochenen Manhattan Investment Fund 121 Mio. $ plus Zinsen erstatten muss. Dabei war Bear Stearns nur als sogenannter Prime Broker - Dienstleister und Kreditgeber - für den Hedge-Fonds tätig. Es war das erste Mal, dass eine Investmentbank als Prime Broker für Manipulationen und Verstöße bei einem ihrer Hedge-Fonds-Kunden zur Verantwortung gezogen wurde. Bear Stearns kündigte Berufung an.
Marktbeobachter fürchten, dass die Abwicklung der Bear-Stearns-Fonds auf den Cayman Islands undurchsichtig und zum Nachteil der Investoren ausfallen wird. Die örtlichen Behörden würden es "schwierig machen, dort gerichtlich vorzugehen", sagte Jay Westbrook, Professor an der Texas Law School in Austin, der das Gesetz von 2005 mitverfasst hat. Die meisten der weltweit 9000 Hedge-Fonds sind in solchen Steuerparadiesen aufgelegt.
Im Gegensatz zu den Bear-Stearns-Fonds gewannen andere Hedge-Fonds mit Wetten auf weitere Verluste bei US-Hypothekenkrediten schlechter Bonität kräftig. Der Paulson Credit Opportunities Fund der New Yorker Investmentfirma Paulson & Co. etwa kommt für die ersten sieben Monate dieses Jahres auf ein Plus von 303 Prozent, berichten Investoren. Ausgerechnet Paulson hatte Bear Stearns vorgeworfen, eine Reihe von Hedge-Fonds mit Marktmanipulationen geschädigt zu haben. Der Subprime Credit Strategies Fund von Hayman Capital Partners legte sogar 305 Prozent zu.
Von Elisabeth Atzler (Frankfurt) und Heike Buchter (New York)
Quelle: Financial Times Deutschland
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