Der Verfasser MARREI zu Kostensenkung am 2.7.2020 wundert sich, dass die anderen Anteilseigner so ruhig zusehen zu Recht. Deutsche Kleinaktionäre scheinen brave Lämmer zu sein; die beißen eher ins Gras als in die Vorstände von Aktiengesellschaften. Ich will es Ihnen nicht gleich tun, opponiere zum ersten Mal in meinem Leben gegen die Verwaltung einer Aktiengesellschaft und wünschte mir, dass es eine breite Welle des Protestes geben möge, doch mache ich mir keine Illusionen. Ob ich auf Schadenersatz klagen werde, weiß ich noch nicht. Wenn ich damit nicht allein dastünde, sondern auch andere Aktionäre aufbegehren würden, würde ich eher eine Klage wagen. Vorerst habe ich von einem Rechtsanwalt Gegenanträge mit einer (5-seitigen) Begründung einreichen lassen, die sehr kritisch und stellenweise gepfeffert ist. Jeder kann sie nachlesen auf w...leoni.com/de/hv2020. Das sind die Gründe für meinen Protest:
Im Januar 2018 erreichte die LEONI Aktie mit WKN 540 888 ihr Allzeithoch mit 65,54 , im September desselben Jahres war sie nur noch rund die Hälfte wert. Davon blieben Ende Dezember 2019 nur 10,35 übrig. Das ist ein Verlust von 84,2 % in 2 Jahren. Nach einem Allzeittief von 5,43 am 12. März 2020 als Folge der Corona-Krise notierte sie am 3. Juli 2020 mit 6,76 , also einem Zehntel des Allzeithochs der Wert einer Schachtel Zigaretten. Das Handelsblatt scheint einmal geschrieben zu haben, dass zu schnelles Wachstum die Ursache des Niederganges sei (Quelle: ...finanzen.net/News Wenn ich die vollständige Internetseite genau wiedergebe, lässt Finanzen.net das Abschicken nicht zu). Zu schnelles Wachstum ist ein Managementfehler.
Als Aktionär ist man gewöhnt, dass TOP 2 einer Tagesordnung der Beschluss über die Verwendung des im Vorjahr erzielten Gewinns ist. Realistisch betrachtet interessiert die Aktionäre vornehmlich dieser Betrag und was davon als Dividende an sie ausgeschüttet wird. Die 48 Seiten der mir per Post zugegangenen Einladung und Tagesordnung schweigen hierzu. Den Grund erfährt man erst, wenn man einen PC oder Laptop zu Hilfe nimmt, die Internetseite ...leoni.com und folgend /de/hv2020 aufruft (Wenn ich die vollständige Internetseite genau wiedergebe, lässt Finanzen.net das Abschicken nicht zu) und sich durch 208 Seiten des Geschäftsberichts einschließlich Jahresabschluss etc. kämpft. Vielleicht findet der eine oder andere Leser die Stelle, wo steht: Bilanzverlust 161 Mio. Euro.
Zu den Publizitätspflichten der AG nach der Marktmissbrauchsverordnung (MAR) und nach den §§ 284 289a HGB: Ich kann mich nicht daran erinnern, einmal auf eine ad-hoc-Mitteilung vom Vorstand der Leoni AG gestoßen zu sein, die ungeschminkt(!) aktuelle, besorgniserregende Geschehnisse in ihrem Geschäftsbetrieb bekanntgab, welche einen nachfolgenden(!) Kursverfall befürchten ließen, so dass man als Aktionär die Reißleine hätte ziehen können. Ich habe den Verdacht, dass genutztes Insiderwissen zum Kursverfall führte und informationell benachteiligte Kleinaktionäre wie ich das Nachsehen hatten.
Im 1-seitigen Nachtragsbericht (7.) auf Seite 87 stehen Sätze, die auf eine schlimme Phase der Unternehmensgeschichte schließen lassen: Dadurch, dass eine erfolgreiche Sanierung der LEONI-Coburg mit überwiegender Wahrscheinlichkeit erwartet wurde, hat die LEONI Gruppe
am 13. März 2020 eine positive Sanierungsbestätigung erhalten. Das bis Ende 2022 ausgelegte Sanierungsgutachten enthielt eine positive Fortbestehens- und Fortführungsprognose. Die desillusionierenden Auswirkungen der Coronakrise konnten im Prüfungsbericht, fertiggestellt Mitte März 2020, noch nicht berücksichtigt werden. Im die Einladung zur HV enthaltenden Heft war es möglich, doch macht es den Leser glauben: Alles in Butter auf dem Kutter.
Zur neuen Vergütungsregelung betreffend den Vorstand: Die erstrebten Vergütungen sind zu hoch. Mein Anwalt hat in seinen Schriftsatz einen Vergleich mit anderen Zulieferern der Automobilindustrie aufgenommen. Die Verfasserin MARIA24F hat am 21.6.2020 unter Seltsamer Ansporn sachgerecht mit der Schaeffler AG verglichen. Maßstab für die Angemessenheit der künftigen Vergütung sollte sein, dass die LEONI AG nicht etwa einen Gewinn erzielt hat, sondern einen enormen Verlust erwirtschaftet, für die Aktionäre die Dividende gestrichen und viele Arbeitnehmer entlassen hat. Sachgerechter Maßstab ist nicht, was dem Vorstand in künftigen Jahren mit zweifelhafter Wahrscheinlichkeit gelingen soll, sondern was ihm in den beiden zurückliegenden Jahren misslungen ist. Die Begründung zum neuen Vergütungssystem, mit 15 Seiten sehr ausführlich, lässt nicht erkennen, ob das neue System voraussichtlich zu einer höheren Vergütung führen wird als in den vergangenen Jahren, obgleich es üblich ist, den Beträgen eines Geschäftsjahres die entsprechenden Beträge eines vorausgegangenen Zeitraumes gegenüberzustellen. Wenn ich als richtig unterstelle, was die MARIA24F unter Mutig am 19.6.2020 schreibt, nämlich dass die neue Vergütungsregelung eine Verdoppelung der bisherigen Vergütungen bewirkt, so bin ich erst recht empört darüber, was in dieser Aktiengesellschaft, anscheinend einem Selbstbedienungsladen, in den allerletzten Jahren abgelaufen ist und weiterhin abläuft.
Von der LEONI AG habe ich telefonisch erfahren, dass meine 3 Gegenanträge ebenso wenig als echte Gegenanträge behandelt würden wie die beiden Gegenanträge des Aktionärs Lutz Richter zur Vergütungsregelung. Begründung: Sie seien nur die Verneinung der Vorschläge der Verwaltung, den Vorstand und den Aufsichtsrat zu entlasten und die neue Vergütungsregelung zu genehmigen. Wer für die Gegenanträge stimmen wolle, könne das tun, indem er auf dem Formular von netvote.usw. (...leoni.com) gegen die konträren Vorschläge der Verwaltung votiere (Wenn ich die vollständige Internetseite genau wiedergebe, lässt Finanzen.net das abschicken nicht zu). Vermutlich werden die Gegenanträge samt Begründung übermorgen in der virtuellen HV totgeschwiegen.
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