Der Mobilfunk-Serviceprovider Drillisch präsentierte das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Mit einem Sprung im Konzernbetriebsergebnis von 8,4 auf 16,1 Mio. Euro hat der viertgrößte Mobilfunk-Servicebetreiber, selbst die meisten Analysten positiv überrascht.
Meridio Analyst: Uwe Zimmer 23. Februar 2005
Drillisch AG WKN 554550 Branche Telekomdienstleister Land Deutschland Kurs bei Besprechung 4,14 Euro Datum 23.02.2005 Kursziel 6,80 Euro Zeithorizont
Börsenkennzahlen Unternehmen Drillisch AG 52 Wochen Hoch 5,22 Euro 52 Wochen Tief 2,05 Euro Marktkapitalisierung 125,55 Mio. Euro
Erwähnte Unternehmen Name WKN Kauf Verk. News Drillisch AG 554550
Bei Drillisch hatte schon das Ergebnis im 3. Quartal mit einem Anstieg je Aktie von 7 auf 16 Cent auf ein sehr gutes Jahr 2004 hingedeutet. Doch eine Gewinn-Dynamik in diesem Ausmaß haben dennoch nur wenige Drillisch-Kenner erwartet. Weitere eindrucksvolle Highlights der jüngsten Zahlen: Drillisch muss keine Bankverbindlichkeiten in Anspruch nehmen und die liquiden Mittel konnten im abgelaufenen Jahr von 9,9 Mio. Euro (per.31.12.03) auf 19,7 Mio. Euro nahezu verdoppelt werden. Das Kundenwachstum kam in erster Linie von den sogenannten pre-paid-Kunden. Drillisch hat für das Aufladen der Telefonkarten ein besonderes Know-how entwickelt. Analyst Corner sprach mit Uwe Zimmer von der Meridio AG über seine Einschätzung zur Drillisch AG.
AC: Herr Zimmer, wie hat sich Drillisch gegenüber den anderen drei großen Mobilfunk-Serviceprovidern im vergangenen Jahr behaupten können?
Zimmer: Drillisch hat das beste Konzernergebnis in seiner jungen Geschichte vorgelegt. Durch die Übernahme von Victorvox im vergangenen Jahr ist es möglich gewesen, den Umsatz von 141 Mio. auf 355 Mio. Euro zu steigern, wobei ein leichter Rückgang der EBITDA-Marge auf 6,6% im Vergleich zu 8,5% in 2003 zu erkennen ist. Im Gesamtjahr war die EBITDA-Marge im Vergleich zum 30.9. jedoch wieder leicht besser, sodaß man diese Kennziffer nicht überbewerten sollte. Wichtig sind bei Drillisch andere Werte.
AC: Und welche Kennziffern sind nach Ihrer Meinung nach mehr aussagefähig?
Zimmer: Der Umsatz pro Mitarbeiter ist im Jahresvergleich signifikant von 70.000 Euro auf 95.000 Euro gestiegen. Es wundert deshalb nicht, dass die Eigenkapitalrendite von 6,3% auf über 10% erhöht werden konnte. Dies bedeutet, dass die Integration von Victorvox bereits jetzt als gelungen bezeichnet werden kann.
AC: Welche Chancen sehen Sie für Drillisch im Gesamtmarkt?
Zimmer: Drillisch hat im Moment bei 18,1 Mio. Kunden für die deutschen Serviceprovider einen gesamten Marktanteil von 9% und ist damit hinter talkline , die es auf einem Marktanteil von 13% bringt, sehr gut etabliert. Hinter Drillisch rangiert nur noch Phone House mit 4% und Telco mit 2%, sodaß der Markt sich heute in festen Händen bewegt.
AC: Woher kommt das Marktwachstum?
Zimmer: Drillisch hat sich insbesondere auf die Gewinnung von Kunden im sogenannten pre-paid-Bereich konzentriert. Hier ist die Zahl der Teilnehmer in 04 von 814.000 auf zirka 1,8 Mio. angestiegen. Durch die Zusammenarbeit mit Kartenautomatenherstellern können Telefonkarten auch bei verschiedenen deutschen Verkehrsbetrieben aufgeladen werden. Dadurch erfüllt Drillisch insbesondere die Bedürfnisse der Kunden unter 25 Jahre.
AC: Wovon hängt das Ergebnis im Jahr 2005 ab?
Zimmer: In erster Linie, zu welchen Konditionen Drillisch die Telefonzeit von den vier großen Netzbetreibern einkaufen kann. Diese Verhandlungen werden voraussichtlich erst in einem Monat abgeschlossen sein, bis dahin wird Drillisch keine eigene guidance abgeben.
AC: Wo liegt Ihrer Meinung nach das Ergebnis je Aktie für 2004?
Zimmer: Drillisch hatte per 30.9. noch einen Verlustvortrag von 8,2 Mio. Euro im Konzern. Dieser Verlustvortrag soll nennenswert reduziert werden, insbesondere in der AG, damit es für 2005 möglich ist, eine Dividende zu bezahlen. An der Dividendenerfordernis wird sich auch Investition in den Markt orientieren, denn die entscheidende Stellschraube für das kommende Ertragswachstum ist die Tatsache, wie viel „frisches Geld“ Drillisch in neue Kunden investieren möchte.
AC: Woher soll die Ertragsverbesserung im laufenden Jahr kommen?
Zimmer: Nach der neuen IFRS-Methode sind Abschreibungen auf Firmenwerte nicht mehr vorzunehmen. Drillisch hatte per 30.9.04 noch Firmenwerte von knapp 35 Mio. Euro aktiviert. Der Wegfall dieser Position wird das Ergebnis je Aktie um mindestens 7 Cent steigen lassen. Daneben kommt die weitere Verbesserung durch die Integration von Victorvox, sodaß insgesamt von einem Ergebnis je Aktie von 38 Cent für das laufende Jahr auszugehen ist.
AC: Wo sehen Sie den fairen Wert von Drillisch?
Zimmer: Drillisch ist eine Wachstumsgeschichte und eine value-Aktie zugleich. Sollte das Unternehmen meine Ergebnisprognose bestätigen, dann wäre ein 15facher Ergebnismultiplikator sicherlich als unteres Ende anzusehen. Ich gehe eher von einem Multiplikator von 18 aus – damit wäre das faire Kursziel bei zirka 6,80 Euro anzusetzen.
Das Gespräch führte Robert Burschik.
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