www.hotstock-trading.deKupfer bald unbezahlbar?
Marc Nitzsche,
Chefredakteur
Liebe Trader,
bereits im zarten Kindesalter von vielleicht sieben oder acht Jahren hatte ich eine "Geschäftsidee" entwickelt, die heutzutage in abgewandelter Form mehr und mehr zum Renner zu werden scheint.
Zusammen mit meinem damals besten Freund streunte ich auf verlassenen Baustellen herum auf der Suche nach nicht mehr benötigten Draht-Resten, die Kupfer enthielten. Mit dem Verkauf des Metalls wollten wir seinerzeit unser Taschengeld aufbessern. Allerdings entpuppte sich das Vorhaben dann doch recht schnell als zu aufwendig und zu ertragsschwach, so dass wir diese Freizeitbeschäftigung dann bald wieder einstellten.
Mittlerweile haben einige Zeitgenossen meine "Geschäftsidee" von damals wieder aufgegriffen und professionalisiert - oder besser gesagt "kriminalisiert". Man begnügt sich nicht mehr mit dem Sammeln von Abfall-Metallen sondern klaut ganze Kupfer-Rohre oder Gully-Deckel aus Gusseisen, um diese im Anschluss an die örtlichen Schrotthändler zu "verhökern".
Besonders skrupellose Diebe bringen es bei ihren Beutezügen auf ein tägliches Salär von 200 bis 300 Euro, was nicht zuletzt an den stark gestiegenen Metallpreisen im Allgemeinen und den hohen Kupfer-Notierungen im Besonderen liegt. Ende 2001 kostete ein amerikanisches Pfund des "roten Metalls" etwa 0,70 US-Dollar. Zur Stunde muss man für diese Menge gut 3,50 US-Dollar auf den Tisch legen.
Zugegeben: Von ihren diesjährigen Höchstständen über 8.200 US-Dollar haben die Kupfer-Notierungen zuletzt wieder etwas korrigiert. Dennoch vernehme ich in letzter Zeit immer häufiger Statements, dass für eine Tonne des beliebten Industrie-Metalls schon in Bälde mehr als 10.000 US-Dollar zu "berappen" sind. Wird Kupfer demnächst wirklich fast unbezahlbar oder geht der gewaltige "Bullenmarkt" langsam aber sicher seinem Ende zu?
*Anhaltend hohe Nachfrage
Die Preisbildung bei Rohstoffen erfolgt strikt nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Das ist unter anderem mit ein Grund, warum ich den Handel mit den "Schätzen von Mutter Natur" liebe und als Chefredakteur unseres Premium-Produkts "Rohstoff-Trader" (
www.rohstoff-trader.de) meine Leidenschaft quasi zum Beruf gemacht habe.
Schauen wir uns also zunächst einmal die Nachfrage-Seite an. Der globale Kupfer-Bedarf ist in den letzten Jahren massiv gestiegen. Hauptursache hierfür ist die unaufhaltsam voran schreitende Industrialisierung insbesondere in China und Indien. Beinahe täglich entstehen in diesen Ländern neue Wolkenkratzer oder Fabrikhallen, für deren Herstellung gigantische Mengen des "roten Metalls" benötigt werden.
Hinzu kommt der Ausbau des Energie-Netzes in den genannten Staaten. Wenngleich sich in der Vergangenheit hier bereits viel getan hat, sieht es in ländlichen Gegenden mit der Stromversorgung noch immer reichlich mau aus. Bis jeder Chinese und Inder ungehinderten Zugang zu Elektrizität hat, wird man sicherlich noch einige Millionen Tonnen Kupfer zu Leitungen verarbeiten müssen.
Eine Modernisierung des Stromnetzes steht jedoch auch in vielen westlichen Industrie-Nationen auf der Agenda. In New York beispielsweise ist das Netz schon derart marode, dass Stromausfälle in der Welt-Metropole beinahe schon zur Tagesordnung zählen. Für eine Stadt, die sich selbst gern als den "Nabel der modernen Welt" bezeichnet, ist das meiner Ansicht nach ein untragbarer Zustand.
Insgesamt muss man daher kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass der Kupfer-Verbrauch in Zukunft weiter ansteigen wird. Ich persönlich halte Wachstumsraten von jährlich acht bis zehn Prozent für durchaus realistisch.
*Lagerbestände auf Allzeit-Tief
In der Vergangenheit konnte die hohe Nachfrage durch die Minen-Produktion bei weitem nicht gedeckt werden. Das primäre Angebotsdefizit wurde wie bei vielen anderen Metallen auch nur durch einen Abbau der Lagerbestände kompensiert.
Mittlerweile jedoch sind die einst überaus üppigen Vorräte beträchtlich zusammengeschmolzen. In den Hallen der London Metal Exchange befinden sich derzeit nur noch 105.000 Tonnen des "roten Metalls". Das entspricht einem historischen Tief. In Shanghai belaufen sich die Bestände sogar auf unter 100.000 Tonnen.
Wenn ich mir vergegenwärtige, dass der jährliche Gesamtverbrauch etwa bei 3,5 Millionen Tonnen liegt, kann man mit Fug und Recht von einer außerordentlich angespannten Versorgungslage sprechen. Beim momentanen Bedarf reichen die Vorräte nicht einmal mehr für einen Monat.
Sie sehen also: Die "Kupfer-Rallye" ist keineswegs auf "Sand" gebaut. Von einer spekulativen "Blase" kann nicht im Geringsten die Rede sein. Das "rote Metall" ist schlicht und ergreifend äußerst begehrt, knapp und dementsprechend teuer. Und zumindest in den kommenden ein bis zwei Jahren wird sich nach meiner Einschätzung daran auch nicht viel ändern.
*Angebot könnte längerfristig steigen
Längerfristig betrachtet könnte das Angebot hingegen beträchtlich zunehmen. Anders als zum Beispiel Erdöl ist Kupfer auf der Erde durchaus reichlich vorhanden. Die gegenwärtigen Engpässe rühren ausschließlich daher, dass die Minen-Betreiber es in Zeiten niedriger Weltmarktpreise aus betriebswirtschaftlichen Gründen unterlassen haben, neue Projekte zu erschließen.
Bei den heutigen Notierungen ist die Kupfer-Förderung aber ein überaus lukratives Geschäft. Die großen Bergbau-Konzerne setzen daher bereits seit gut zwei Jahren alles daran, ihre Abbau-Kapazitäten hochzufahren.
Da neue Minen von der Exploration bis zum Produktionsbeginn allerdings eine Vorlaufzeit von einigen Jahren haben, hielt sich das Zusatzangebot bislang noch in überschaubaren Grenzen. Aber ab 2010 dürfte das nicht mehr so sein.
Ich will jetzt nicht unbedingt behaupten, dass wir in drei Jahren eine regelrechte "Kupfer-Schwemme" erleben werden. Aber ein recht deutlicher Anstieg der weltweiten Produktionsmenge ist doch recht wahrscheinlich. Ob die Nachfrage dieses Plus dann ähnlich problemlos absorbiert wie bisher, wage ich zumindest zu bezweifeln.
Kurz- bis mittelfristig bin ich für das "rote Metall" daher moderat "bullisch", wenngleich ich das weitere Kurspotenzial angesichts der doch schon sehr hohen Kurse für etwas begrenzt erachte. Dennoch: 10.000 US-Dollar pro Tonne könnten dieses oder nächstes Jahr vorübergehend möglich sein.
Auf Sicht von vier bis sechs Jahren rechne ich hingegen mit deutlichen Preisrückgängen. Preise von unter 2.000 US-Dollar pro Tonne sehe ich zwar eher nicht, aber Rücksetzer bis auf 3.500 bis 4.000 US-Dollar würde ich auf gar keinen Fall ausschließen wollen.